Grant County 03 - Dreh dich nicht um
Körper hinterlassen hatte.
»Lena?« Ethan klopfte an die Tür. Seine Stimme war gedämpft, sie hoffte, sie hatte ihm die Nase gebrochen.
»Hau ab!«, rief sie und trat gegen die Tür. Sie wünschte, sie könnte auf ihn eintreten, ihn bluten und leiden sehen.
Die Tür bebte unter seiner Faust. »Lena, verdammt nochmal!«
»Verpiss dich!«, schrie sie heiser. Hatte er ihr seinen Schwanz in den Mund gesteckt? Schmeckte sie ihn noch?
»Lena, bitte«, sagte er sanfter. »Bitte, Baby.«
Lenas Magen zog sich zusammen. Sie ging vor der Kloschüssel auf die Knie und erbrach bittere Galle, bis sich ihre leeren Eingeweide zusammenkrampften wie zu einer Faust.
Sie schloss die Augen, wollte nicht sehen, was in der Toilette war. Um sich nicht noch einmal übergeben zu müssen, atmete sie durch den Mund.
Der Lärm einer berstenden Tür brachte sie wieder zur Besinnung, doch die Badezimmertür war noch zu.
»An die Wand«, schrie eine Männerstimme. Sie erkannte Frank sofort.
»Leck mich«, bellte Ethan zurück, und dann hörte sie ein vertrautes Krachen, als Ethan gegen die Wand gestoßen wurde. Sie hoffte, Frank war nicht zimperlich. Sie hoffte, er schlug Ethan zu Brei.
Lena wischte sich den Mund ab und spuckte ins Klo. Sie hockte sich auf die Hacken und lauschte, was draußen vor sich ging. Ihr Kopf schmerzte fürchterlich, und ihr Herz raste.
»Wo ist Lena?«, fragte Jeffrey scharf.
»Sie ist nicht hier, Dreckskerl«, antwortete Ethan so überzeugend, dass sie ihm selbst fast geglaubt hätte. »Wo ist Ihr Durchsuchungsbefehl?«
Aufs Waschbecken gestützt, versuchte sich Lena zu konzentrieren.
Jeffrey fragte: »Wo ist sie?« Die Schärfe in seiner Stimme verriet seine Besorgnis.
»Kaffee trinken.«
Lena sah sich im Spiegel an. Ein dünnes Rinnsal Blut tropfte ihr aus der Nase, doch gebrochen war sie nicht. Sie wollte den blauen Fleck unter ihrem rechten Auge betasten, doch als sie ihre Finger vor sich sah, hielt sie inne. Die Erinnerung an gestern Abend durchfuhr sie wie ein Stromstoß. Sie hatte Ethan angefasst. Sie hatte ihm in die Hose gefasst und ihn gestreichelt, während sie ihm in die Augen sah, um die Wirkung zu beobachten. Das, was sich gestern Nacht wie Macht angefühlt hatte, wirkte heute Morgen billig und abstoßend.
Lena ließ heißes Wasser laufen und griff nach der Seife. Sie schäumte sich die Hände ein, dann wusch sie sich den Mund mit Seife aus. Sie wusste nicht mehr, ob sie sich geküsst hatten. Sie kratzte sich mit den Fingernägeln die Zunge ab und würgte, als sie Seifenlauge verschluckte. Sie hatte es getan, weil sie besoffen war. Scheißbesoffen. Wie hatte ihr das nur passieren können?
Jeffrey klopfte leise an die Tür. »Lena?«
Sie antwortete nicht, sondern schrubbte ihre Hände mit heißem Wasser ab, bis sie dunkelrot waren. Ihr verletztes Handgelenk war doppelt so dick wie das andere, doch der Schmerz fühlte sich gut an – er war etwas, das sie beherrschen konnte. Sie zupfte an der Narbe an ihrer Hand, bis sie zu bluten anfing. Sie versuchte die Haut abzureißen. Am liebsten hätte sie sich ganz gehäutet.
»Lena?«, Jeffrey klopfte laute. Er klang besorgt. »Lena? Alles in Ordnung?«
»Lassen Sie sie in Ruhe«, sagte Ethan.
»Lena«, wiederholte Jeffrey und klopfte lauter. Sie wusste nicht, ob er besorgt oder wütend war oder beides. »Antworte.«
Sie sah auf. Im Spiegel sah sie, was er zu sehen bekommen würde: die Kotze im Klo, die Hände blutend über dem Waschbecken. Lena zitternd vor Ekel und Selbstverachtung.
Frank sagte: »Brich die Tür auf.«
Jeffrey warnte: »Lena, entweder du kommst jetzt raus, oder ich komme rein.«
»Nur einen Moment«, rief sie leichthin, als wäre sie zu spät zu einem Rendezvous.
Sie holte das Klappmesser aus der Hosentasche, bevor sie sich die Jeans zuknöpfte. Im Boden des Medizinschranks war ein loses Brett. Sie ließ das Messer daruntergleiten, bevor sie das Wasser abdrehte.
Lena zog die Toilettenspülung, spülte sich den Mund mit Mundwasser aus, von dem sie die Hälfte herunterschluckte in der Hoffnung, ihr Magen hielt es aus. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken über die Nase, das Blut wischte sie an der Jeans ab. Der Ärmel ließ sich nicht zuknöpfen, aber vielleicht verbargen die langen Ärmel die Schwellung.
Als sie endlich aus dem Bad kam, war Jeffrey kurz davor, auch diese Tür einzutreten. Frank stand hinter Ethan und drückte dessen Gesicht so fest gegen die Wand, dass das Blut aus seiner Nase am Putz
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