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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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dies ein Hinweis sein könnte. Sie selbst war nach einem missglückten Nähkurs in der Highschool gerade einmal dazu fähig, hin und wieder einen Knopf anzunähen. Wer auch immer dieses Kleid geschneidert hatte, wusste offensichtlich, was er tat.
    «Sieht alles sehr ordentlich aus», sagte Carlos und legte die Unterwäsche auf das Packpapier. Die Wäsche war zwar abgetragen, aber sehr sauber, die Etiketten vom vielen Waschen verblichen.
    «Leuchtest du sie mit Schwarzlicht aus?», bat Sara, aber er war schon dabei, die Lampe aus dem Schrank zu holen.
    Sara wandte sich wieder dem Obduktionstisch zu. Erleichtert stellte sie fest, dass keine Hämatome oder andere Verletzungen an den Schenkeln und im Schambereich des Mädchens zu erkennen waren. Dennoch wartete sie ab, bis Carlos die Lampe eingeschaltet hatte und das ultraviolette Licht über die Kleider wandern ließ. Nichts leuchtete auf, was bedeutete, dass es keine Rückstände von Sperma oder Blut auf der Kleidung gab. Carlos nahm die Verlängerungsschnur, kam zu Sara an den Tisch und wollte ihr die Lampe geben.
    Doch Sara sagte: «Mach du das ruhig.» Langsam ließ er das Licht über den Körper des Mädchens gleiten. Seine Hände waren vollkommen ruhig, sein Blick konzentriert. Sara übertrug ihm gerne kleinere Aufgaben dieser Art, denn sie wusste, dass er sich bei der ewigen Warterei in der Leichenhalle zu Tode langweilte. Aber als Sara einmal angeregt hatte, dass er einen Kurs an derUni belegen könnte, hatte Carlos entsetzt den Kopf geschüttelt, als hätte sie ihm vorgeschlagen, auf den Mond zu fliegen.
    «Sauber», stellte er fest, und seine Zähne blitzten im Schwarzlicht auf, als er lächelte, was selten vorkam. Er knipste die Lampe aus und begann, das Kabel aufzuwickeln, um sie wieder im Schrank zu verstauen.
    Sara schob den Instrumentenwagen mit den Instrumententabletts an den Tisch. Carlos hatte das Besteck auf den Tabletts vorbereitet, und auch wenn er selten einen Fehler machte, sah Sara noch einmal nach, ob alles bereitlag, was sie brauchen würde.
    Auf einem Tablett waren verschiedene Skalpelle der Größe nach aufgereiht, daneben verschiedene chirurgische Scheren. Unterschiedlich große Zangen, Wundhaken, Drahtscheren, ein Sägemesser und verschiedene Sonden lagen auf einem zweiten Tablett. Die Stryker-Säge und der Resektionshammer lagen auf dem untersten Fach des Tischs, die Organwaage hing darüber. Bruchfeste Gefäße und Reagenzgläser für die Gewebeproben standen an der Spüle bereit. Ein Metermaß und ein kleines Lineal lagen neben der Kamera, mit der alle Besonderheiten dokumentiert wurden.
    Sara drehte sich wieder zum Obduktionstisch um. Carlos war gerade dabei, einen Gummiblock unter die Schultern des Mädchens zu schieben, um den Hals zu strecken. Mit Saras Hilfe faltete er ein weißes Laken auseinander und deckte den Körper damit zu, bis nur noch der angewinkelte Arm hervorsah. Carlos ging sanft mit der Leiche um, als wäre das Mädchen noch am Leben und spürte alles, was er tat. Nicht zum ersten Mal wurde Sara bewusst, wie wenig sie über ihn wusste, obwohl sie seit über zehn Jahren zusammenarbeiteten.
    Seine Uhr piepte dreimal, und er drückte auf einen der vielen Knöpfe, um den Alarm abzustellen. «Die Röntgenbilder sind fertig», erklärte er.
    «Ich kümmere mich um den Rest», sagte sie. Die Vorbereitungen waren so gut wie abgeschlossen.
    Sie wartete, bis seine schweren Schritte auf der Treppe zu hören waren, dann zwang sie sich, dem Mädchen ins Gesicht zu sehen. Im Scheinwerferlicht sah sie älter aus, als Sara zunächst angenommen hatte. Sie konnte auch Anfang zwanzig sein. Vielleicht war sie verheiratet. Vielleicht hatte sie sogar schon ein Kind.
    Wieder hörte Sara Schritte auf der Treppe, doch diesmal war es nicht Carlos, sondern Lena Adams, die die Schwingtür aufdrückte und hereinkam.
    «Hallo», sagte Lena und sah sich in der Leichenhalle um. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt, sodass ihre Dienstwaffe unter ihrem Arm hervorstak. Lena stand in der typischen Polizistenhaltung da: breitbeinig, die Schultern durchgedrückt, und nahm trotz ihrer zerbrechlichen Statur viel Raum ein. Sara fühlte sich in Gegenwart der Kriminalbeamtin immer unbehaglich. Die beiden Frauen begegneten sich selten unter vier Augen.
    «Jeffrey ist noch nicht da», erklärte Sara, während sie eine Kassette für das Diktiergerät aus dem Schrank nahm. «Sie können in meinem Büro warten, wenn Sie möchten.»
    «Nicht nötig»,

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