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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Schreibtischunterlage, die schon ganz zerfetzt war. Langsam krochen an ihrem Hals hektische Flecken hinauf.
    »Ich bin für missbrauchte Kinder nicht zuständig, sondern ich betreue vergewaltigte Frauen. Die Arbeit mit den Kindern macht vorübergehend Herr Naider«, stammelte sie.
    »Auch ein schönes Arbeitsfeld, die vergewaltigten Frauen«, plapperte ich ungehemmt drauflos. »Trotzdem eine Frage, Frau Engler. Sagt Ihnen der Name ›Onkel Herbert‹ etwas?«
    Ich wartete. Sie zeigte keinerlei Reaktion, abgesehen von ihrer allgemeinen Nervosität.
    »Ich verstehe Sie nicht«, krächzte sie schließlich, »wer soll das sein, Onkel Harald?«
    »Nicht Harald, Frau Engler, Herbert heißt er, und er mag kleine Mädchen. Laura war sehr daran interessiert, seine wahre Identität herauszukriegen, wie sie mir sagte. Denn dieser Herbert lebt hier bei uns.«
    »Ich weiß darüber nichts.«
    »Ich dachte, Sie hätten mit Frau Gutweil mal über dieses Thema gesprochen, denn immerhin waren sie beide ja Kolleginnen, die Tür an Tür saßen.«
    »Ich habe mit Frau Gutweil eigentlich wenig Kontakt gehabt.« Sie hatte sich wieder gefangen. »Über unsere Arbeit haben wir nicht miteinander gesprochen. Bei dem Arbeitsdruck, der auf uns allen lastet, bleibt einfach keine Zeit mehr für ausführliche Dienstbesprechungen.«
    »Ich habe noch eine Frage: Sagt Ihnen der Name Ellenbogen etwas? Prof. Dr. Christian Ellenbogen?«
    Sie schluckte. Dann nickte sie. »Natürlich. Er ist Vorsitzender des Trägervereins ›Forschungs- und Informationszentrum für Kindheit und Sexualität‹.«
    Das hatte mir der Professor bislang verschwiegen. Dieser Verein hatte auch die Vortragsveranstaltung organisiert, auf der Naider in der Mordnacht seinen Vortrag gehalten hatte!
    »So ein komplizierter Name. Wo hat der Verein seinen Sitz?«
    Sie zögerte. »Nun ja, der Verein hat seinen Sitz hier bei uns in Bierstadt, das Infozentrum selbst liegt im Teutoburger Wald in der Nähe von Bielefeld.«
    »Und in welcher Weise arbeitet Ihre Beratungsstelle mit dem Info-Zentrum zusammen?«
    »Der Verein veranstaltet Fortbildungsveranstaltungen für Sozialarbeiter oder Psychologen, er hält uns durch Vorträge auf dem neusten wissenschaftlichen Stand. Er hilft uns aber auch bei der Betreuung von Missbrauchsopfern, finanziell meine ich. Dort, wo keine öffentlichen Mittel zur Verfügung stehen, tritt der Verein auf. Ob dies nun Therapie-Puppen zur Behandlung von missbrauchten Kindern sind, die angeschafft werden, oder Hilfe bei der Therapie der Täter.«
    »Was? Die Täter werden auch therapiert?«
    »Ja, das gehört zur modernen Psychologie dazu. Natürlich beginnt die Therapie erst, nachdem die Männer ihre Strafen verbüßt haben. Es gibt eine Täter-Selbsthilfegruppe der Pädophilen und eine von Männern, die Gewalt gegen Frauen ausgeübt haben.«
    »Ich verstehe. Und – wie läuft die Therapie der Täter so im Allgemeinen ab? Ist sie erfolgreich?«
    »Nicht so, wie wir es uns wünschen. Einige werden rückfällig.«
    »Wer bezahlt denn das alles?«
    »Der Trägerverein, der auch das Institut im Teutoburger Wald finanziert. Wir sind gemeinnützig und finanzieren uns über Spenden. Und wir bekommen jede Menge Bußgelder oder Geldstrafen aus Gerichtsverfahren.«
    »Wieso sagen Sie ›wir‹? Sind Sie Mitglied?«
    »Ja. Schon seit Jahren. Was ist dagegen einzuwenden?«
    »Nichts. Ich meine es doch gar nicht böse«, beruhigte ich sie, »ich finde Ihr soziales Engagement vorbildlich. Auch dass Professor Ellenbogen sich neben seiner vielen Arbeit im Krankenhaus noch so engagiert, das ist ganz wunderbar. Kennen Sie ihn näher, was ist er für ein Mann?«
    Ich wusste, dass sie lügen würde, bevor sie es tat.
    »Ich habe wenig Kontakt zu ihm. Wir sehen uns manchmal auf Vereinssitzungen.«
    »Wussten Sie, dass er und Laura Gutweil eng befreundet waren?«
    »Was? War das so? Nein, das habe ich nicht gewusst!«
    Es klang so, als sagte sie die Wahrheit. War sie also doch keine Erpresserin? Ich verstand überhaupt nichts mehr.
    »Wann haben Sie Herrn Ellenbogen zuletzt gesehen?«
    »Das ist schon Monate her«, log sie, »mindestens drei oder vier Monate!«
    Ich hatte nicht den Mut, ihr das Foto zu zeigen oder ihr von den Beschuldigungen Ellenbogens gegen sie zu erzählen. Die Frau hatte eine Menge durchgemacht, und sie war – so schien es mir – noch nicht am Ende ihres Weges angekommen.

Nur keine weinenden Männer!
    Seit Tagen wartete ich auf Post von »Onkel Herbert«. Doch

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