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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Zwiebelschnur, die in die Bulette einbetoniert war. Er zog, und sie wurde immer länger.
    Schließlich hatte er es geschafft – die Schnur war draußen und klebte an seinem Kinn fest. Er rollte seine Zungenspitze drumherum und versenkte sie – umwickelt von der Zwiebelschnur – wieder im Mund. Sein Sieg über die Tücken der Mahlzeit ließ ihn zufrieden auflachen. Ein Mann mit Erfolg!
    Mir war der Appetit vergangen. Vielleicht gab es doch noch was Genießbares in dem Schuppen, der sich bescheiden »Ollis-Gourmet-Imbiss« nannte. Ich ging zur Theke, leicht schwankend, denn die Nummer mit der langen Zwiebel saß mir noch immer in den Knochen. Ein kräftiger junger Mann, der Schwierigkeiten hatte, seinen Bauch in der Hose zu halten, warf Buletten in die Luft und hoffte, dass sie wieder den Weg zurück in die große Eisenpfanne fanden.
    Ich pirschte mich heran. »Junger Mann«, sprach ich ihn an. Er drehte sich um, und ich sah, dass er ein winziges Papphütchen auf der Vorderstirn befestigt hatte, richtig keck sah das Ganze aus.
    »Haben Sie auch etwas Frisches hier, etwas, was nicht irgendwann mal in Öl gelegen hat? Ungekocht, ungebraten – so etwa diese Richtung?«
    »Bei uns ist immer alles frisch!«, behauptete er in einem leicht drohenden Ton.
    »Ach, tatsächlich?«, gab ich zurück und schnupperte. In meine Nase zog der Duft von altem Öl, in dem sich Generationen von Fischstäbchen und Pommes »Hallo« gesagt hatten.
    Er hatte mein missbilligendes Schnuppern bemerkt und provozierte mich: »Wenn Ihnen hier was nicht passt, dann verschwinden Sie!«
    »Das geht leider nicht, denn ich bin im Dienst. Ich schreibe für eine internationale Gourmet-Zeitschrift und bin zurzeit als Testesserin unterwegs«, verriet ich ihm und setzte ein verstohlenes Lächeln auf, »sehen Sie diesen jungen Mann da drüben, mit dem ich gekommen bin? Er ist mein Vorkoster. Wenn er Ihren Hamburger überlebt, werden Ihnen die drei Totenköpfe mit den gekreuzten Knochen zuerkannt.«
    Er überlegte. Schließlich entschied er sich dafür, mir nicht zu glauben. »Wenn Sie mich weiter verarschen, dann schmeiße ich Sie höchstpersönlich raus«, entgegnete er böse und nahm das kecke Hütchen vorsichtshalber von der Stirn. Dann pumpte er seinen massigen Oberkörper mit Luft auf, aber er war so schon groß und kräftig genug. Der Hosenknopf unter der Wampe ächzte.
    Ich wandte mich mal kurz zu Lämmchen um, ob ich von ihm gegebenenfalls tätige Hilfe erwarten konnte, doch er mummelte ungerührt die letzten Reste der weichen Pappe und nuckelte an dem Strohhalm, der in dem Plagiat eines koffeinhaltigen Massenproduktes versenkt war. »Sie sollten Ihre Kunden besser behandeln«, riet ich dem Frikadellen-Fritzen. »Wenn Sie sich in Ihrem Beruf als Buletten-Werfer nicht verwirklichen können, werden Sie doch Universitätsprofessor!«
    »Raus hier!«, brüllte er und machte Anstalten, über den Tresen zu hüpfen.
    »Lass gut sein, Olli«, krähte Lämmchen hinter mir, »die Dame ist gute alte Hausmannskost nicht gewöhnt. Mach die Rechnung fertig!«
    Die Aussicht auf fünf Mark achtzig legte sich beruhigend auf Ollis hitziges Temperament. Er nahm Naider die Kohle ab und wir verließen das ungastliche Etablissement.
    Zum Glück schlenderten wir an einer ordentlichen Würstchenbude vorbei. Ich erstand eine Thüringer, schön schwarz-braun mit viel Senf, und verdrückte sie im Gehen. Sie schmeckte genial.
    »Sehr aufschlussreich, Ihr Auftritt in Ollis Imbiss«, therapierte Naider.
    »Ach ja?«
    »Sie wollen immer im Mittelpunkt stehen und haben viel Spaß an Streit.«
    Jetzt hatte er mir's aber gegeben! »Quatsch, keine Spur. Ich hasse diese Gummi-Brötchen und Frikadellen, deren Inhalt nicht mehr zu identifizieren ist. Und dann dieser fette Typ!«
    »Latenter Männerhass und ungebremste Selbstdarstellungssucht«, diagnostizierte er, »hatten Sie eine glückliche Kindheit?«
    »Heute ist keine Sitzung beim Psychologen Dr. Dr. Agnus Naider«, gab ich bekannt, »machen Sie ganz schnell Schluss mit dieser Nummer. Ich habe meine frühkindlichen Anal- und Oralphasen souverän bewältigt, wurde nicht geschlagen, als ich mit meiner eigenen Babykacke die Wohnzimmertapete bemalt habe. Und was Männer anbetrifft: Ich habe mich leider nie dazu aufraffen können, sie zu hassen, und das hat meine Karriere als Feministin erheblich beeinträchtigt.«
    »Aber Sie hassen Hamburger«, entdeckte er mit professioneller Einfühlungsgabe.
    »Ist das ein Grund, mich auf die

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