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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Familie vorstellen, hier in Bierstadt. Ein kleiner Kaffeeklatsch. Und schlafen kann die Kleine bei mir.«
    »Gut, warum nicht. Dieses Heim geht ja jedem irgendwann auf den Geist. Wann wollen wir los?«
    »Ich melde mich, morgen früh wahrscheinlich. Ich muss erst noch mit der Familie sprechen. Tschüss, Agnus. Ich rufe Sie an.«
    »Tschüss, Maria. Ich melde uns schon mal bei Frau Dr. Knittering im ›Haus Sonnenschein‹ an.«

Hexe sucht Familienanschluss
    Peter Jansen sagte eine Stunde später zu mir: »Ich wusste, dass du nicht locker lässt. Dann komm meinetwegen vorbei mit dem Kind, Samstagnachmittag. Aber – mach dir keine allzu großen Hoffnungen.«
    »Ich wusste doch, dass du ein gutes Herz hast. Du wirst sehen, die Kleine ist ganz allerliebst, und deine drei Söhne werden sie auch mögen.«
    »Die sind jetzt in dem Alter, wo sie alle Mädchen blöd finden. Aber es wird schon gehen. Gerda wird es schaffen. Sie ist einfach die Beste!«
    »Und warum fällst du dann ab und zu mal auf so ein Pipi-Mädchen rein für eine Nacht?«
    »Weiß nicht, aus Frust oder so. Oder weil ich mich als Mann bestätigt fühlen will. Sag du's mir doch, Maria, du hast doch für solche Fälle immer die ganz endgültigen Sprüche drauf!«
    »Weil du ein Idiot und ein verdammter Macho bist. Und weil du dich langweilst und glaubst, dass ein richtiger Mann so was machen muss! Oder Midlife-Crisis … die soll ja bei Männern viel schlimmer sein, als bei uns Mädels …«
    Er lachte. »Es ist schon lange nichts mehr gewesen. Du hältst mich schließlich mit dieser verdammten Story ganz schön auf Trab! Aber – auch ich werde langsam ruhiger. Meine Söhne werden sich auf jeden Fall freuen, wenn die Hexe Kaukau mal wieder vorbeikommt. Aber vergiss nicht, auf dem Besen bei uns einzutrudeln, mit dem du in der Walpurgisnacht immer zum Blocksberg reitest.«
    Ich ließ ihn in dem Glauben, einen tollen Scherz gemacht zu haben, und lachte schallend mit.

Beates erster Ausflug
    Es war ein milder Herbsttag, und »Haus Sonnenschein« lag wirklich im Sonnenschein. Agnus Naider hatte mit Dr. Alraune Knittering etwas zu besprechen. Die beiden schlenderten den Kiesweg entlang und unterhielten sich lebhaft.
    Schweigend ging Beate neben mir her, die Hand brav in meine gelegt. Sie hatte sich über meinen Besuch gefreut, hatte den unerfreulichen Vorfall mit der Puppe vergessen. Sie plapperte fröhlich drauflos, erzählte von anderen Kindern und berichtete mir, welche der Kinderbücher, die ich ihr geschickt hatte, sie besonders beeindruckt hatte. Sie war ein reizendes kleines Mädchen, das sich vermutlich jeden Abend vor dem Schlafengehen sehnlichst eine neue Familie wünschte.
    Verdammt! Ich musste dafür sorgen, dass ihr Wunsch in Erfüllung ging. Sie war zehn, wurde bald elf und hatte ein bisschen ehrliche Zuneigung, ein bisschen unbeschwerte Kindheit verdient. Sie war jahrelang misshandelt und gefoltert worden. Verbrecher hatten sie zu einer verfügbaren Sache degradiert, sie zu einem willenlosen Wesen abgerichtet.
    Ich schaute sie an. Sie war so hübsch und so anhänglich. »Hast du alle meine Briefe bekommen, mein Liebling?«, fragte ich sie, »auch die Malkreide?«
    Sie nickte und schwieg. Irgendetwas lag ihr auf dem Herzen.
    »Was ist mit dir?«, wollte ich wissen.
    »Wie lange muss ich noch hierbleiben?«, kam es nach einer Weile aus ihr heraus. Sie schaute mich erwartungsvoll an.
    Was sollte ich ihr sagen? Peter Jansen hatte nur einem Besuch zugestimmt. Daraus Hoffnungen abzuleiten, erschien mir zu früh. »Ich habe eine Überraschung für dich. Du darfst heute mit uns nach Bierstadt fahren. Möchtest du?«
    »Ja. Was machen wir dort? Werde ich meine Mama sehen?«
    »Nein, deine Mama darf dich nicht sehen. Aber wir werden mit netten Leuten zusammen Kaffee trinken. Der Mann heißt Peter Jansen und ist ein Kollege von mir, seine Frau heißt Gerda. Sie freuen sich, dass wir kommen. Sie haben drei Jungen, mit denen du spielen kannst!«
    Sie rümpfte die Nase. »Jungen sind doof!«
    Das war eine normale Reaktion. Ich lachte. »Die Jungen haben das gleiche gesagt, als sie hörten, dass du kommst. Sie haben gesagt: Mädchen sind doof!«
    »Haben die einen Hund?«
    »Keine Ahnung. Magst du Tiere denn gern?«
    Sie nickte, und in ihrem Gesicht spiegelte sich gespannte Erwartung. »Katzen und Hunde und Vögel hab ich sehr gern. Dauert es noch lange? Fahren wir endlich?«
    »Moment, wir müssen noch auf Herrn Naider warten. Guck, da kommt er ja!«
    Ich sah,

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