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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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spannend machte – zumindest für die Leute, die sich für Kultur interessierten.
    Wie gesagt, ich gehöre nicht dazu. Ich bin lieber dort, wo sich das wirkliche Leben abspielt. Große Gesten, edle Gefühle und schweinische Taten sind mir in natura lieber.
    Trotzdem gelang es Nello, mir den Kleist aufzuschwatzen. Und da saß ich nun.

Putzi will nicht in den Zoo, und Nello ist der Schöpfer der Hühnernummer
    Im Foyer sah ich Oberbürgermeister Gregor Gottwald, der sich in Richtung Garderobe bewegte. Er musste eine Weile auf seinen Mantel warten. Ich trat zu ihm.
    »Hallo, OB«, sagte ich, »Grappa vom Tageblatt. Schön, Sie hier zu sehen. Sie gehen doch sonst nie freiwillig ins Theater. Hat es Ihnen denn gefallen?«
    Er schaute mich an, als sei ich eine lästige Stubenfliege. Doch dann siegte sein Mitteilungsbedürfnis.
    »Alles Käse!«, urteilte er kurz, knapp und laut. Ich hatte seine präzise Beobachtungsgabe immer geschätzt. Die Leute in seiner Nähe unterbrachen ihre Unterhaltungen.
    »Alles Käse!«, wiederholte er. »Und damit meine ich nicht den Gouda auf der Bühne. Dieser Knulp ist wohl mit dem Klammerbeutel gepudert! Mit dem muss mal Tacheles geredet werden, und zwar gründlich!«
    Gottwald war wütend und legte seine Worte noch weniger als sonst auf die Goldwaage des Opportunismus.
    »Und die Freiheit der Kunst?«, wandte ich ein.
    »Kunst? Papperlapapp! Käse, nichts als Käse!«
    »Darf ich Sie zitieren?«
    »Ihr Journalisten macht ja doch, was ihr wollt!«
    Sprach es, zog seinen Mantel über und ließ mich stehen. Schön, dachte ich, das gibt zumindest eine saftige Lokalspitze. Das Honorar dafür könnte soeben meine Ausgaben für die Theaterkarte decken. Ich entschloss mich, noch weitere Stimmen zu sammeln, und mischte mich unter die Leute.
    Dahinten stand Ralf-Maria Feudel, der Bierstädter Kulturmäzen und Entdecker des neuen Schauspieldirektors Cäsar Knulp. Er hielt sich im Foyer des Theaters an einem Glas Bier fest und sah überhaupt nicht zufrieden aus. Sein breites, flaches Gesicht wurde von einer flippigen Designer-Brille zusammengehalten, sonst wäre es auseinandergeflossen. Er schien ständig zu lächeln, denn seine Oberlippe war zu kurz. Durch den Schocker auf der Bühne war dieses Lächeln nun zu einer stummen Klage gefroren.
    Neben Feudel feixte Kulturdezernent Jacques Höfnagel. Während Feudel mit einem dunkelblauen Maßanzug aufwartete und auf sein Äußeres achtete, hatte der Anzug des Kulturdezernenten schon bessere Zeiten gesehen, vor etwa 15 Jahren nämlich, als er noch neu war. Die Hose war zu kurz, dafür reichten die Ärmel bis zu den Mittelhandknochen. Ein Schulterpolster des Jacketts war wohl bei der letzten Reinigung verloren gegangen, so dass sein Oberkörper eine leichte Schieflage hatte.
    Zwischen beiden langweilte sich Feudels Leibwächter, ein wirkliches Prachtexemplar der Gattung »Mann«, aber aus der Zeit, als der Hominide »Australopithecus« die Primärwälder nach Beute durchstreifte.
    Kein höherer Gedanke hatte sich dieser Stirn je genähert, alle guten und schönen Anlagen im Mann hatten sich bei ihm in seinen Muskeln vereinigt. Die Betonstirn war breit, der Haaransatz tief, die Frisur dauergewellt.
    Ich frage mich in solchen Augenblicken immer, ob die Spezies »Mann« nicht ein böser Fehler der Natur ist.
    Als ich auf Feudel und Höfnagel zu trat, stellte sich der Dödel mitten in den Weg und guckte mich ganz böse an. Ich spielte Erschrecken.
    »Troll dich, Putzi«, knurrte ich dann, »deine Mama wartet im Zoo mit dem Abendessen auf dich!«
    »Putzi« fing an, darüber nachzudenken, ob er überhaupt eine Mama hatte. Ich nutzte die längere Pause und drückte mich an ihm vorbei.
    »Hallo, die Herren«, flötete ich, »wie geht's, wie steht's?«
    Der Kulturdezernent guckte mich mit müdem Lächeln an. Für ihn war ich der Prototyp einer Nervensäge.
    »Das ist Frau Grappa«, erklärte er lahm in Richtung Feudel, »Reporterin, Wadenbeißerin, Emanze, mehr fällt mir im Moment nicht ein. Sie könnte ganz nett sein, wenn sie nicht die unangenehme Eigenschaft hätte, ihre Nase in Dinge zu stecken, die sie überhaupt nichts angehen!«
    »Ich bin doch jetzt Polizeireporterin«, stellte ich klar, »da kommen wir uns doch nicht ins Gehege, Höfnagel, oder? Es sei denn, Sie überfallen diese italienische Herrenboutique, von der ich Ihnen neulich erzählt habe. Die mit den tollen Anzügen, die auch aus Ihnen einen gutaussehenden Mann mit breiten Schultern und

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