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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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treffen und opfern Knulp. Was passiert jetzt mit ihm?«
    »Gar nichts. Der hat einen Drei-Jahres-Vertrag. Wenn wir ihn rausschmeißen, bekommt er sein Gehalt trotzdem. Das wird ziemlich teuer. Aber seine nächsten Stücke werden anders aussehen, das werde ich schon in der nächsten Ratssitzung versprechen können. Die Sache heute ist nur ein kleiner Ausrutscher.«
    »Und was ist, wenn Knulp sich wehrt und auspackt?«
    »Das tut er nicht. Und was sollte er auch zu sagen haben? Dass ich mit ihm über die ›Großstadt als Theaterraum‹ gesprochen habe?«
    »Und wenn ein Journalist darüber schreibt oder eine Journalistin, die sich der Gerechtigkeit verschrieben hat?« Selbstverständlich dachte ich dabei an mich.
    »Grappa-Mäuschen!«, säuselte er und versuchte einen Dackel-Blick. Das nächste »Mäuschen« hat Konsequenzen, dachte ich und blickte finster drein.
    »Ich kenne Sie doch«, fuhr er fort, »Sie haben doch eine Menge Spaß an Intrigen auf hohem Niveau. Was haben Sie nicht schon für Geschichten angestellt!«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Diese Intrige hier hat acht Punkte auf der nach oben offenen Höfnagel-Skala. Was aber ist mit Nello von Prätorius? Falls er die Wahrheit herausfindet!«
    »Er war immer gegen Knulp. Außerdem weiß unser überaus beliebter Kulturkritiker Bescheid. Der Tipp mit den Hühnern und dem Matsch stammt von ihm.«
    Ich schüttelte den Kopf. Es verblüffte mich immer wieder, wie politische Intrigen in Bierstadt abliefen. Der Kampf mit dem offenen Visier war selten, lieber kungelte man auf geheimen Treffs mit ausgesuchten Teilnehmern Macht- und Personalfragen aus. Leider machten alle politischen Parteien das Spiel mit, und wir Journalisten ließen uns nur allzu oft einspannen.
    Aber ich würde mich in den Theaterskandal nicht einmischen, obwohl ich jetzt die Wahrheit kannte. Oder sollte ich doch?
    Ich kam nicht dazu, die Frage zu beantworten, denn ich wurde abgelenkt.
    Am Ausgang des Schauspielhauses waren laute Stimmen zu hören. Wir stürzten hin.
    In der Tür stand der junge Mann mit den Brikettaugen, der im Innenraum neben mir gesessen hatte. Er hatte eine Schusswaffe in der Hand und richtete sie auf die Leute, die das Gebäude gerade verlassen wollten.
    »Ihr bleibt alle hier!«, brüllte er. »Das Stück ist noch nicht zu Ende!«
    Die Menschen wichen ängstlich zurück. Die Lage war ernst, denn der junge Mann drehte durch.
    »Höfnagel«, sagte ich, »Sie müssen was tun! Der ballert gleich los! Dann haben Sie einen richtigen Skandal, Mann! Sie sind der oberste Repräsentant der Stadt, denn Gottwald ist eben verschwunden. Also handeln Sie!«
    Höfnagel rührte sich nicht und gab sich ganz der Inszenierung vor der Tür hin. »Erst mal abwarten«, raunte er mir zu.
    Plötzlich kam Bewegung in den Pistolenschützen. Er schritt auf Nello von Prätorius zu, der zusammen mit Lazarus Beutelmoser, einem Bierstädter Schriftsteller, in Türnähe stand. Nello wich zurück, doch im Rücken hatte er nur die Wand.
    Dann drückte der junge Mann ihm die Waffe in den mächtigen Bauch und brüllte in Richtung Zuschauer: »Wissen Sie, wer das hier ist?« Niemand antwortete ihm, alle hielten den Atem an.
    »Das ist der Herr über Zukunftshoffnungen, der mit ein paar Sätzen Leben und Existenzen auslöschen kann! Einfach so, weil ihm gerade danach ist!«
    Unberechenbarer Hass klang in seiner Stimme, als er Nello ins Gesicht schrie: »Ein mieser Schreiberling sind Sie! Und wenn Sie morgen nur ein schlechtes Wort über meine Eve schreiben, dann passiert was!«
    »Eve? Wen meint der Kerl?«, fragte Höfnagel leise.
    »Diese junge Schauspielerin, die heute Abend mitspielt. Er ist ihr Freund«, flüsterte ich.
    Im Augenwinkel sah ich, wie Ulf-Maria Feudel seinem Leibwächter ein Zeichen gab. Niemand bemerkte, dass sich »Putzi« duckte und hinter den erstarrten Menschen zu dem Attentäter schlich. Die Schusswaffe war noch immer auf Nellos Bauch gerichtet.
    Ob der gemerkt hatte, dass Hilfe nahte, weiß ich nicht. Vielleicht wollte er nur einen Angriff auf die Freiheit der Kunst abwehren, als er dem jungen Mann voll ins Gesicht dröhnte: »Sie Flegel, Sie! Was ich schreibe oder nicht, das lassen Sie meine Sorge sein! Die Kunst ist frei und keiner brutalen Gewalt unterworfen! Und was diese junge Dame angeht …, die hat uns beide betrogen und ausgenutzt. Nur Sie haben es noch nicht bemerkt, Herr Austerlitz!«
    Nello lachte und lachte. Ich wartete jeden Augenblick auf einen Schuss und schloss

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