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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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versonnen mit dem Kreuz am Bande und schien nicht zu bemerken, was um ihn herum vorging. Weiß der Himmel, an was er dachte.
    Jason Kondis saß hinter dem Busfahrer, Costas nickte heftig zu den Tönen, die ein Walkman von sich gab, und ruinierte seine schönen weißen Zähne mit einem Kaugummi.
    Nein, dachte ich, niemand von denen schleicht nachts mit Maske und Minzöl über den Flur und missbraucht eine Frau.
    Der Bus parkte ein und spuckte uns aus. Daphne Laurenz bemühte sich um eine neutrale Miene. Ich sah jedoch, wie ihr Blick die Männer der Reisegruppe musterte. Ihr Gesicht war aufgedunsen, die Augen gerötet.
    Kondis schien bester Laune zu sein. Er henkelte sich bei Martha Maus und Gerlinde von Vischering ein und stiefelte in Richtung Ticketschalter. Ich sah den dreien nach. Die alte Martha plapperte fröhlich drauflos und bemühte sich, sein Schritttempo zu halten, Gerlinde von Vischering hing an seinem Arm, als seien beide jahrzehntelang verheiratet.
    »Tut mir leid wegen gestern Abend«, sagte Pater Benedikt zu mir, »ich habe das vereinbarte Interview völlig vergessen. Und als ich aus der Stadt zurückkam, war es zu spät.«
    »Das macht nichts. Wir holen es nach. Wann sind Sie denn gestern ins Bett gekommen?«
    »Leider erst sehr spät. So gegen ein Uhr«, berichtete er.
    »Ist Ihnen jemand auf dem Flur begegnet?«
    »Nein. Alles war ruhig. Warum wollen Sie das wissen?«, fragte er überrascht.
    »Ich habe nachts so komische Geräusche gehört. Ein Wimmern. Aber vielleicht habe ich nur schlecht geträumt.«
    Pater Benedikt überlegte. »Jetzt, wo Sie es sagen! Ich war kaum in meinem Zimmer, als ich eine Tür schlagen und ein Klopfen hörte. Und eine Männerstimme. Danach war wieder Ruhe, ich habe gebetet und bin ins Bett gegangen.«
    »Das Türenschlagen und das Klopfen – wie viel Zeit lag dazwischen?«
    »Ein oder zwei Augenblicke. Warum wollen Sie das wissen?«
    Ich antwortete nicht. Seine Aussage bewies, dass der Vergewaltiger in unmittelbarer Nähe von Daphnes Zimmer wohnte. Vielleicht sogar nebenan. Auf jeden Fall musste er nicht den Flur entlanglaufen, um in Daphnes Zimmer einzudringen und sein Verbrechen zu verüben.
    »Sie haben, ohne es zu wissen, etwas Wichtiges mitbekommen«, erklärte ich dem Gottesmann. »Würden Sie mir dasselbe gleich noch mal erzählen? Auf Audiokassette?«
    »Wenn Sie wollen. Aber – was bedeutet dies alles? Ist vergangene Nacht etwas passiert?«
    Ich war kurz davor, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch es war noch zu früh. »Bitte, Pater! Haben Sie Vertrauen zu mir. Irgendwann werde ich Ihnen sagen, um was es geht. Und erzählen Sie niemandem, was Sie gehört haben.«
    Gedankenfetzen schwirrten in meinem Kopf wie ein Schwarm aufgeschreckter Bienen. Wer wohnte auf der anderen Seite von Daphnes Zimmer? Ich konnte mir diese Frage schnell beantworten, denn ich wusste es. Rechts neben Daphne wohnte Kondis, links daneben hatte ich mein Zimmer.
    Ich bemerkte gar nicht, dass wir das Ausgrabungsgelände schon betreten hatten. An der Spitze der Gruppe lief Daphne und erklärte die einzelnen Ruinen. Ich setzte mich auf eine umgestürzte Säule und machte meinen Kassettenrekorder arbeitsfähig.
    Im Gras nebenan hatte sich eine Gruppe junger Mädchen niedergelassen. Nach ihren T-Shirts zu urteilen, kamen sie aus den USA. In ihrer Mitte stand ein Grieche, der sich bemühte, den Mädels etwas über die Bedeutung von Delphi einzubläuen.
    Ich startete den Rekorder und hielt das Richtmikrofon in seine Richtung. Über Kopfhörer steuerte ich die Aufnahme.
    »What was Delphi?«, fragte er in die Runde. Dann gab er sich selbst die Antwort: »Delphi was a great political und religious center, the famoust oracle of the world like the United Nations today.«
    Die Mädchen kicherten und ließen einige Limonadendosen kreisen. Einige von ihnen blätterten in einem Reiseführer.
    »A fanatic Christian emperor destroyed Delphi and forbid the Olympic Games«, erklärte der Mann weiter. Dann zeigte er auf die umliegenden Berge. »This is Parnassos – the god of wine was born here. The ancient Greeks like music and to drink wine.«
    Ich spulte die Kassette zurück und hörte mir das Ergebnis durch die Kopfhörer an. Ich war zufrieden.
    An mir zogen inzwischen Legionen von Touristen vorbei. Ich legte das Mikrofon neben mich, um die Geräuschkulisse aufzunehmen.
    Die Engländer und Nordeuropäer waren an ihrer rötlichen Haut zu erkennen, auf der die griechische Sonne bereits ihre Brandspuren

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