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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Mythologie so gut aus wie du?«, wollte ich wissen.
    Kondis überlegte. »Die Geschichten sind in vielen Büchern nachzulesen«, sagte er dann, »Pater Benedikt und die beiden Unbills kennen sich gut aus. Aber auch Aris, unser Busfahrer. Er war auch mal Reiseleiter.«
    »Aber Aris spricht kein Deutsch.«
    »Doch, das tut er. Genau wie Costas. Aber das weißt du ja selbst.«
    Wir gingen durch Thymian und Ackerminze, Stieglitze spielten in den Wipfeln von großen Lebensbäumen zwitschernd miteinander.
    »Und wer ist dieser Kerberos?«
    »Ein fürchterlicher Bursche!« Kondis fletschte die Zähne und zog eine Grimasse. »Der Höllenhund. Er bewachte die Unterwelt und hatte drei Köpfe und den Schwanz einer Schlange. Er fraß jeden, der versuchte, aus dem Reich des Hades zu entkommen. Jeder Mensch, der ihn erblickte, wurde sofort zu Stein. Aus dem Speichel, der aus seiner gezahnten Hundeschnauze floss, entstand die giftige Pflanze Eisenhut. Und besonders gern knabberte er an rothaarigen Frauen …«
    Er stürzte sich mit einem Hundejaulen auf mich, drückte mich an eine Mauer und küsste meinen Hals. Mir wurde schummrig, und ich bekam schon wieder weiche Knie.
    Er merkte, dass ich nicht in Stimmung war und stoppte. »Du bist ja völlig verkrampft«, stellte er fest, »hast du wirklich eine solche Angst gehabt?«
    Ich nickte und schlug vor, zu den anderen zu gehen. Langsam überstiegen wir den Kamm des Hügels. Die Gruppe hatte sich schon um den Bus herum versammelt. Daphne Laurenz lächelte süffisant, als sie Kondis und mich in trauter Zweisamkeit erblickte. Ich lächelte ebenfalls. Soll sie doch denken, was sie will, sagte ich mir.
    »Wo ist Frau Vischering?« Martha Maus hatte sich zu Wort gemeldet. Sie hatte recht, die Sekretärin mit der geheimen Verbindung zu Waldemar Unbill war nirgends zu sehen. Ich beobachtete ihn, doch er stand mit seinem Sohn in der Nähe des Busses und erklärte ihm irgendwelches Gemüse.
    »Daphne!«, rief Kondis. »Such bitte Frau von Vischering. Die Fahrt nach Xylocastron ist weit. Es wird Zeit, dass wir starten!«
    Missmutig trippelte Daphne davon. Pater Benedikt half Martha Maus in den Bus.
    »Wir müssen zum Arzt mit ihr«, murmelte Kondis, »ihre Beine werden immer dicker.«
    »Ich kann sie nirgends finden!« Daphne war außer Atem. Sie habe alles abgesucht, doch keine Spur gefunden.
    »Waren Sie auch im Saal der Persephone?«, fragte ich von einer bangen Ahnung ergriffen.
    »Nein«, gestand sie.
    »Komm!«, sagte ich zu Kondis. Er verstand, ließ sich von Aris eine Taschenlampe geben und rannte neben mir her.
    »Hoffentlich ist sie diesem Kerl nicht in die Hände gefallen«, japste ich.
    Endlich waren wir da. »Du bleibst hier«, ordnete er an und stieg behände in die Tiefe. Die Sekunden vergingen.
    »Hier liegt sie«, schallte es zu mir, »komm runter, ich schaffe es nicht allein!«
    Ich stieg die Leiter nach unten und war zunächst wieder blind. Nach und nach sah ich die Wände des unterirdischen Saales und den Lichtstrahl der Taschenlampe, die auf einem eingemauerten Vorsprung lag.
    Kondis beugte sich über einen Frauenkörper und sah zu mir auf.
    »Ist sie tot?«, stammelte ich.
    »Nein«, sagte er, »sie ist bewusstlos, irgendwie nicht Herrin ihrer Sinne. Sie lallt und kann nicht laufen. Wie kriegen wir sie bloß die steile Leiter rauf?«
    »Du hältst ihren Oberkörper und gehst rückwärts«, schlug ich vor, »ich nehme die Beine und drücke sie nach oben. So könnte es klappen!«
    Nach fünf Minuten Schwerarbeit hatten wir sie ans Tageslicht gehievt. Gerlinde von Vischering sah auch bei Tageslicht nicht gut aus. Bleich, die Lippen blau, Schweißperlen auf der Stirn, die Augen halb geschlossen. Sie atmete unregelmäßig.
    »Sie muss sofort ins Krankenhaus!«, bestimmte Kondis. Er versuchte sie aufzurichten. Sie ließ sich hängen wie ein nasser Sandsack. Ich packte die andere Seite und legte mir ihren Arm um den Hals.
    »So geht es. Lass uns schnell machen, Maria! Eine Leiche auf dieser Reise reicht mir völlig!«
    Wir schleppten und zogen sie über die Landschaft. Zwischendurch wollte Gerlinde von Vischering laufen, doch immer wieder brachen die Beine unter ihr weg.
    Endlich kamen wir in Sichtweite der anderen. Aris und Pater Benedikt stürzten auf uns zu und nahmen uns die Last ab.
    Kondis fragte den Busfahrer etwas, nach der nächsten Klinik vermutlich.
    »In Parga ist ein Krankenhaus«, teilte er mit, »es tut mir leid, aber Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir

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