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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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herauszurücken.
    »Jason!« Ich befreite mich und sah ihn an. »Mir ist nichts passiert. Es handelt sich um Daphne. In der ersten Nacht in Delphi ist ein Mann in ihr Zimmer gekommen, hat sie mit einem Messer bedroht und ist über sie hergefallen. Vorher hat sich der Kerl als ›Apollon‹ vorgestellt. Auch er hatte sein Gesicht mit einem Tuch oder einer Maske verhüllt.«
    Wie erstarrt hörte Kondis meinem Bericht zu. Von dem Minzöl, mit dem der Täter den Körper der blonden Daphne eingerieben hatte, erzählte ich nichts. Es war so schrecklich intim und könnte in seinem Kopf wirre Vorstellungen provozieren.
    Als ich fertig war, stöhnte Kondis: »Warum hat mir niemand etwas gesagt?«
    »Ich musste es ihr versprechen! Sie hat ausdrücklich darum gebeten, es dir auf keinen Fall zu erzählen. Was sollte ich tun?«
    »Dass Daphne so wenig Vertrauen zu mir hat«, sagte er enttäuscht. »Was soll ihre Familie von mir halten? Ich bin doch verantwortlich für sie. Hätte ich bloß nicht diese verdammte Reiseagentur gegründet!«
    »Du kannst doch nichts dafür«, tröstete ich ihn, »gegen Verrückte gibt es kein Mittel. Lass uns den Kerl lieber aus dem Verkehr ziehen. Und zwar ein für allemal!«

Eine Harpune schult um
    Gerlinde von Vischering hatte sich schnell erholt. Obwohl die Ärzte sie noch in der Klinik behalten wollten, bestand sie darauf, die Reise wie geplant fortzusetzen. Jetzt kauerte sie im Bus.
    Kondis hatte den anderen etwas von einer »Fischvergiftung« erzählt. Almuth Traunich hatte sich neben die Kranke gesetzt. Sie hatte nicht nur ein Herz für eingesperrte Vögel, sondern auch für gequälte Menschen.
    Ich hockte auf meinem hinteren Platz und wünschte mich weit weg. Die Reise dauerte noch eine gute Woche. Heute würden wir zweimal mit der Fähre übersetzen müssen, um auf den Peloponnes zu gelangen. Hier lagen einige bedeutende Sehenswürdigkeiten wie Mykene, Tyrins, Nemea und Epidauros.
    Gerade auf Mykene hatte ich mich gefreut. Endlich würde ich die älteste europäische Monumentalskulptur sehen: Das berühmte Löwentor. Von den Kuppelgräbern der Könige und den Schatzhäusern ganz zu schweigen. Kriege und schlimme Verbrechen hatten hier stattgefunden. Königin Klytämnestra ermordete ihren Mann Agamemnon, als er aus Troja zurückkehrte. Orestes ermordete seine Mutter, weil sie den Vater erschlug. Auch Kassandras Leben und die ihrer Säuglinge endeten hier. Von Agamemnon als Beute aus Troja nach Mykene gebracht, überlebte sie die Ankunft nur um einige Tage.
    Langsam hinterließen diese Mordgeschichten Spuren in meiner Seele. Was würde in Mykene geschehen? Welche Geschichte würde sich der Verrückte aussuchen, um die Antike nachzuspielen?
    Einige Stunden später kamen wir in Xylocastron, einem Badeort am Golf von Korinth, an. Das Hotel war groß und lag an der Uferpromenade. Die Zimmer waren ungemütlich und laut. Zwei Nächte waren geplant, Ausspannen und Baden angesagt.
    Das Essen in einem Touristenrestaurant schmeckte schlecht und alt. Meine Laune war auf dem Gefrierpunkt angelangt. Ich hatte mich an einen kleinen Tisch zurückgezogen, denn ich wollte allein sein.
    Der Kellner klimperte mit den Wimpern und streifte meine Hand, als er die Moussaka vor mich hinstellte.
    Ich blickte auf. Er war schön, hatte lange Locken, ein schwarzer Flokati brach aus dem Hemd, das Parfum war die Marke »Hirnhammer«.
    Ich zog ein schwarzes Haar aus dem Essen und wedelte damit. Er lachte und verstand Bahnhof. Er fasste sich an die Brust, riss sich ein Haar aus und wedelte ebenfalls. Dabei zeigte er blendend weiße Zähne, und seine Augen schleuderten wollüstige Blicke.
    »Ist was?«, fragte Kondis. Er hatte uns beide wedeln sehen und sich mit Recht Sorgen um meinen Geisteszustand gemacht.
    »Sag dem jungen Mann doch bitte, dass er sich mit seiner antiken Moussaka zum Teufel scheren soll!«
    Kondis sprach mit ernstem Gesicht auf den Kellner ein, der betroffen dreinschaute.
    »Sein Haar kann er wieder mitnehmen«, setzte ich nach, »vielleicht braucht er es noch!«
    »Er arbeitet noch nicht lange als Kellner«, versuchte Kondis zu erklären. »Er war früher einer der kamakies .«
    »Und was ist das nun wieder?«
    »In Deutschland würde man diese Tätigkeit als ›Aufreißer‹ bezeichnen. Die genaue Übersetzung ist ›Harpune‹. Das sind junge Männer, die an Touristenorten wie diesem den Touristinnen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Du verstehst, dass das ein harter Job ist.«
    »Klar. Sozusagen

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