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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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feststellen müssen, was Frau Vischering fehlt. Wir alle hoffen, dass es nichts Schlimmes ist und wir die Reise wie geplant fortsetzen können.«

Die Strafe des Höllenhundes
    Wir schafften es in letzter Minute. Die Ärzte im Krankenhaus pumpten Gerlinde von Vischering sofort den Magen aus, nachdem sie eine Vergiftung diagnostiziert hatten. Ihre Atmung hatte sich bereits verlangsamt, sie litt unter Erbrechen, Durchfall, Schüttelfrost und Schweißausbrüchen.
    »Zehn Minuten später und sie wäre tot gewesen«, berichtete Kondis. Er war müde und verzweifelt. Die erste Reise seiner Firma schien zum Fiasko zu werden. Daphne war mit den anderen in einem kleinen Hotel in Parga abgestiegen, das noch genügend Zimmer frei hatte.
    Wir gingen auf dem Krankenhausflur auf und ab. Die Ärzte hatten einen kurzen Besuch in Aussicht gestellt.
    Gerlinde von Vischering lag bleich und hohlwangig auf dem Bett und hatte die Augen noch geschlossen.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Kondis leise.
    Langsam öffnete sie die Lider. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, wen sie vor sich hatte. Kondis nahm ihre Hand.
    »Was ist geschehen?«, flüsterte sie.
    »Sie sind in einem Krankenhaus«, klärte ich sie auf, »Ihr Magen ist ausgepumpt worden. Sie haben Gift zu sich genommen. Wir haben Sie bewusstlos im Orakel gefunden. Was haben Sie gegessen?«
    »Kein Gift«, flüsterte sie, »eine heilige Wurzel.«
    »Von wem haben Sie die heilige Wurzel bekommen?«
    »Von einem Gott. Ich traf ihn im unterirdischen Gewölbe.«
    Kondis und ich sahen uns an. »Derselbe Mann«, sagte ich leise. Er nickte. Ich wollte noch eine Frage stellen, doch die Kranke war eingeschlafen.
    »Lass uns gehen«, sagte er. »Ich muss noch mit dem Arzt sprechen.«
    Ich wartete vor dem Arztzimmer. Die Unterhaltung hätte ich sowieso nicht verstanden, denn sie wurde auf Griechisch geführt. Die Tür öffnete sich nach ein paar Minuten, und Kondis trat auf den Flur. Er machte ein ernstes Gesicht.
    »Wir haben es mit einem Verrückten zu tun«, erklärte er, »ein Mann, der für seine Verbrechen Parallelen zur griechischen Mythologie braucht. Weißt du, wie die Knolle heißt, die Frau Vischering gegessen hat?«
    Er wartete meine Antwort nicht ab.
    »Aconitum napellus!« Er war außer sich.
    »Ja und?« Ich verstand nichts.
    »Eisenhut! Erinnerst du dich, was ich dir über den Kerberos erzählt habe? Sein Speichel tropft auf die Erde, und es entsteht eine der giftigsten Pflanzen, die es überhaupt gibt. Was hat der Mann in dem Gewölbe dir erzählt? Sage mir genau seine Worte!«
    »Wenn ich den Obolos nicht hätte, würde Kerberos mich bestrafen.«
    »Die Strafe des Höllenhundes! Du bist entkommen, aber sie nicht. Sie wurde bestraft, als er sie zwang, die Wurzel des Eisenhutes zu essen. Verstehst du jetzt, warum der Kerl verrückt ist?«
    »Sicher. Das wusste ich schon, als er vor mir stand und wirres Zeug faselte. Aber wer könnte es sein? Außer unserer Gruppe hat heute früh niemand die Orakelstätte besucht. Du hast die Auswahl! Stell dir die männlichen Mitglieder der Gruppe vor!«
    »Maria! Überleg doch noch mal. Der Mann stand vor dir. War er groß, dick, alt? Wie war seine Stimme? Gab es irgendetwas, woran wir ihn identifizieren könnten?«
    Er hatte mich am Arm gepackt und drückte ihn.
    »Es war fast dunkel, ich konnte kaum etwas sehen. Außerdem hatte er seinen Kopf verhüllt. Mir kam er groß vor, doch er kann auch etwas erhöht gestanden haben. Seine Stimme war … trocken, irgendwie tonlos, aber nicht krächzend. Es könnte jeder von ihnen gewesen sein. Sicher ist nur, dass es Alfred Traunich nicht war, denn der ist tot.«
    »Könnte es vielleicht auch eine Frau sein?«, überlegte Kondis. »Eine Frau, die ihre Stimme verstellt. Die gern ein Mann sein möchte!«
    »Nein. Als Psychologe wärst du eine Niete. Schau dir doch die Frauen in der Gruppe an: Martha Maus hat Ärger mit ihren dicken Beinen und kann kaum laufen, Almuth Traunich blüht gerade auf, ich war's auch nicht und Gerlinde ja wohl ebenso wenig. Außerdem weiß ich, dass es ein Mann ist, denn Frauen haben keinen Perus, mit dem sie vergewaltigen können.« Jetzt hatte ich es gesagt.
    »Wieso?« Kondis starrte mich fassungslos an. »Ist Frau Vischering vergewaltigt worden?«
    »Nein. Sie nicht, aber …«
    »Du etwa? Unten in dem Gewölbe? Mein Gott!« Er stürzte auf mich zu und nahm mich in die Arme. Ich hielt ein Weilchen still und genoss es. Doch dann wurde es Zeit, mit der ganzen Wahrheit

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