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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Pinnchen Ouzo vor uns stand. »Stin ija sas!«, sagte er freundlich, und wir gossen den Anisschnaps hinunter. Ich schüttelte mich. Das Zeug war absolut nicht mein Fall. Die beiden Männer unterhielten sich noch kurz, dann führte uns der Hotelier zu einem Tisch auf die Terrasse. Sie lag zur Straße hin, und wir konnten die riesigen Reisebusse, die vorüberdröhnten, nicht nur sehen, sondern auch riechen.
    »Die gesamte Gegend lebt vom Tourismus. Schliemann hat 1874 mit den Grabungen angefangen, seit dieser Zeit kommen alle Europäer, die geschichtlich interessiert sind, nach Mykene.«
    »Hast du noch Verwandte hier?«
    »Nein. Meine Eltern sind tot, Geschwister habe ich nicht.«
    »Und deine Frau und die Kinder? Wo leben sie?«
    »In der Nähe von Athen.«
    »Siehst du sie oft?«
    Seine Miene zog sich zu. »Ich möchte darüber nicht sprechen.«
    Wir schwiegen eine Weile. »Schau!«, wechselte ich das Thema. »Da oben sitzt ein Vogel im Käfig. Almuth Traunich wird sich freuen!«
    Diesmal war es ein kleiner Hänfling. »Er ist der beste Sänger unter den Finkenvögeln«, plauderte ich. »So groß wie eine Kohlmeise, aber eine Riesenstimme.«
    Ich hatte die Worte kaum gesprochen, als der kleine Vogel ein abwechslungsreiches Liedchen vortrug. Die Töne waren rein und klar. Und ein bisschen traurig.

Kein Auge auf der Stirn, aber eine neue Frau
    Wenige Stunden später parkte Aris Christopoulos den Bus vor dem Hotel. Alle waren wohlauf, sogar Gerlinde von Vischering schienen die Tage am Meer gut getan zu haben.
    Martha Maus hatte einen gewaltigen Sonnenbrand auf der Nase, den sie mit weißer Zinksalbe bekämpfte.
    Ajax Unbill fragte Daphne, ob er ihr Gepäck nach oben bringen sollte. Er stotterte dabei und bekam dann vor Verlegenheit und Scham kein Wort mehr heraus. Unschlüssig blieb er vor Daphne stehen und starrte sie an.
    Sie nickte mürrisch, er duckte sich wie ein geprügelter Hund und hievte den Koffer hoch. Sein Vater hatte die Szene beobachtet und folgte seinem Sohn nach oben. Er schien sich über Ajax' dilettantische Versuche, mit seiner Verliebtheit fertig zu werden, köstlich zu amüsieren.
    Jason und ich saßen wieder auf der Terrasse, von der man einen guten Blick ins Foyer des Hotels hatte. Daphne sah uns und steuerte in unsere Richtung.
    »Hattest du ein paar nette Tage?«, fragte sie ihn. Ihr Blick war hart, die Lippen schmal.
    Jason nahm meine Hand, küsste ihre Innenfläche und nickte.
    »Auch ich hatte wirklich nette Stunden!«, provozierte ich sie.
    »Ich weiß, dass Jason ein hervorragender Reisebegleiter mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ist. Sein persönlicher Einsatz ist geradezu legendär!«
    Jason schaute sie ärgerlich an. Ich drückte beschwichtigend seine Hand und bestätigte, dass mir gerade sein persönlicher Einsatz, um nicht zu sagen sein »körpernahes Engagement« besonders gut gefallen habe. Meine Stimme war dabei silberglöckchenhell.
    »Ach, noch etwas! Ihr wart gerade ein paar Stunden weg, als eine Frau nach dir fragte.«
    Daphne tat so, als würde ihr es ihr gerade einfallen. »Es war deine Ehefrau, lieber Jason. Sie wollte dich unbedingt sprechen. Wir unterhielten uns eine Weile über dich. Ein sehr interessanter Gesprächsstoff! Sie hat rund vier Monate nichts mehr von dir gehört und macht sich große Sorgen. Per Zufall hat sie herausbekommen, dass du in Griechenland bist. Sie sagte, sie hätte dir ein Telegramm geschickt, in dem sie ihren Besuch im Hotel in Xylocastron angekündigt hat. Du musst es wohl vergessen haben!«
    Jason sagte etwas Griechisches zu ihr. Es klang nicht besonders freundlich. Daphne antwortete ebenfalls griechisch. Nach ein paar heftig gewechselten Sätzen ließ sie uns allein.
    »Soll das heißen, dass ich das erotische Abenteuer der letzten beiden Tage deiner Frau zu verdanken habe?« Meine Laune war nicht mehr die beste.
    »Maria! Bitte! Der Besuch meiner Frau war vielleicht der Anlass, aber nicht der Grund für unseren Abstecher.«
    »Aber es passte doch sehr gut zusammen. Ich werde mich irgendwann bei ihr bedanken. Was könnte deine Frau von dir gewollt haben?«
    »Ich weiß es nicht. Und will es auch nicht wissen. Sie soll mich in Ruhe lassen!« Sein Ton war heftig und klang genervt.
    »Armer Jason!«, spottete ich. »Als Casanova hat man wirklich ein schreckliches Leben! Was erwartest du von den Frauen, die du in dein Bett gezogen hast? Dass sie sich artig bedanken und auf Nimmerwiedersehen verschwinden? Dass sie nur darauf bedacht sind, dem

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