Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
ableisten oder an Ausgrabungen teilnehmen, die von uns finanziert werden … aber ich habe Battos' Gesicht vor dieser Reise noch nie gesehen.«
Ich berichtete ihm von dem nächtlichen Dialog zwischen Gerlinde von Vischering und dem alten Unbill. Da war von »schmutzigen Geschäften« die Rede gewesen.
»Gerlinde hat ihm noch mit Aufzeichnungen gedroht, die sie über all seine Deals angelegt hat. Damit könnten die Diebstähle gemeint sein.«
Wir waren am Ausgang angelangt. Die beiden Wärter des Zeustempels waren vor dem Regen in das kleine Museum geflüchtet. Einer stand in der Tür und winkte uns zu. Wir hoben die Hand zum Abschied.
Jason schloss die Fahrertür auf und verharrte. »Wir müssen sie dazu bringen, uns mehr über die Aufzeichnungen zu sagen«, sinnierte er. »Ich begreife nur nicht, warum er mich verfolgt. Offiziell bin ich der Dieb. Er braucht nur still abzuwarten.«
»Vielleicht hat der eine kleine Macke, oder er kann dich einfach nicht ausstehen. Wir kriegen's schon noch raus.«
Meine Beharrlichkeit verblüffte Kondis. »Hast du schon häufiger Detektiv gespielt?«, wollte er wissen.
»Ich bin doch jahrelang Polizeireporterin gewesen. Da kriegt man einen Riecher für Gauner. Und jetzt steig ein«, schlug ich vor, »und lass uns an die Arbeit gehen. Ich möchte dich nur um eins bitten …«
»Und das wäre?«
»Belüg mich nicht! Wenn du das tust, steige ich sofort aus.«
Ich bemühte mich, meinem Gesicht einen entschlossenen Eindruck zu geben. Das war nicht leicht. Es war zu viel geschehen in den letzten beiden Tagen. Ich war schlichtweg verrückt nach ihm.
»Keine Geheimnisse!«, sagte er. Er lächelte nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen. »Aber auch kein Misstrauen! Werden wir das schaffen?«
»Aber klar.«
Die tiefere Philosophie des Plastikstuhls
Hinter Nemea wurde es wieder bergiger. Wir überquerten den Dervenakia-Pass und gelangten in die argolische Ebene. Mykene war nicht mehr weit.
Als wir in die kleine Stadt hineinfuhren, war ich enttäuscht. Sie bestand aus einer Straße, die an beiden Seiten von Hotels, Restaurants und Souvenirläden gesäumt war. Grelle Schilder priesen kulinarische Genüsse, freie Betten und »mycenian arts«.
Im Hotel »Belle Helène« hatte Heinrich Schliemann, der große deutsche Archäologe und Ausgräber, monatelang gewohnt, um den mykenischen Goldschatz auszugraben und zu erforschen. Auf vielen Ansichtskarten prangte die Goldmaske des Agamemnon, die das Gesicht eines ernsten, älteren Mannes mit Vollbart zeigt.
»Aus dieser Gegend stammt meine Familie«, erzählte Jason. »Ich glaube fest daran, dass meine Vorfahren die Erbauer des Löwentors im Königspalast waren. Das war so gegen 1250 vor Christus.«
»Sicher. Deinen Ahnen ist alles zuzutrauen. Wann besichtigen wir die Burg?«
»Lass uns erst zum Hotel fahren. Die Gruppe ist bestimmt noch nicht da. Dann muss ich den Wagen zu einem Bekannten bringen, der ihn in den nächsten Tagen wieder nach Xylocastron zurückfährt.«
Das Hotel war eine Pension mit dem Namen »Klitimnestra«. Auf dem Parkplatz stand ein Lieferwagen, der mit Plastikstühlen beladen war. Schon wieder diese Plastikdinger, dachte ich. Sie schienen uns zu verfolgen.
Jason hatte meinen Blick bemerkt und lachte los. »Ist doch viel besser«, sagte er, »viele Plastikstühle schonen unsere Wälder. Außerdem sind sie ein prima Geschäft innerhalb der Europäischen Union. Diese Stühle kannst du auch in Norwegen finden. Made in Greece .«
»Klasse! Früher hattet ihr ein Monopol auf Architektur und Philosophie, heute auf Plastikstühle. Da sage noch einer, die Menschheit entwickele sich nicht weiter.«
Der Wirt schlurfte heran. Er hatte seine Gäste wohl erst gegen Abend erwartet. Jason schwätzte eine Weile mit ihm und ließ sich dann zwei Schlüssel geben. »Unsere Zimmer«, erklärte er. »Sie liegen nebeneinander.«
»Wie praktisch«, meinte ich ironisch. »Was wird Daphne sagen? Sonst hatte sie doch ihr Zimmer immer neben deinem.«
»Hat sie immer noch. Auf der anderen Seite. Du wohnst rechts von mir und sie links.« Er strahlte wie ein kleiner Junge, der wider Erwarten mehr Spielzeuge bekommen hat als erwartet.
»Hoffentlich klopfst du nicht an die falsche Tür!«, giftete ich.
»Du bist ja eifersüchtig!« Jason war bass erstaunt. »Was soll ich denn nun davon halten? Ich hatte geglaubt, solche niederen Gefühle seien dir fremd!«
Hinter uns bewegte sich jemand. Es war der Hotelbesitzer, der mit drei
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