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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Person zu sein. Ihr japanisches Auto war heute früh auf der Autobahn ein echtes Verkehrshindernis.«
    Bevor ich mich wundern konnte, legte El Lobo den Hörer auf.
    Das Autokennzeichen des Rolls Royce war übrigens falsch. Hauptkommissar Brinkhoff brauchte nur wenige Minuten, um das festzustellen. Alles andere hätte mich auch an der Professionalität des Wolfes zweifeln lassen.

Experten mischen sich ein
    »Hier, das muss er sein«, meinte Willi Wurbs. Ich war zu TML gefahren, Willi hatte die Drehkassetten in den Rekorder geworfen. Auf dem Monitor waren etwa fünf Leute zu sehen, die trauernd an der Kamera vorbeischauten.
    »Moment noch.« Die Kamera erfasste die Menschen jetzt totaler, die Zahl der Personen im Bild verdoppelte sich.
    »Da!«
    Ich sah, wie sich eine Person am rechten Rand des Bildausschnittes wegdrehte und aus dem Bild marschierte.
    »Das muss er sein!« Mein Hirn spuckte aprilfrische Farben. Willi Wurbs hatte den international gesuchten Killer El Lobo gefilmt. Wir ließen den Filmausschnitt noch ein paarmal zurück und wieder vorlaufen, kamen jedoch nicht zu sensationellen Erkenntnissen. Der Mann trug einen Hut, schien ziemlich groß zu sein und war mit einem schwarzen Mantel bekleidet. Sein federnder Gang verriet, dass er nicht alt sein konnte.
    »Ich hatte so gehofft, dass er hinkt«, seufzte ich. »In jedem Kriminalfilm haben die unbekannten Killer ein unveränderliches Kennzeichen, auf das der Detektiv zurückgreifen kann, wenn dem Drehbuchschreiber die Ideen ausgehen.«
    »Man kann nicht alles haben im Leben«, tröstete mich Willi, »ich habe auf jeden Fall die Anschlussstory für morgen Abend. Was ist mit dir – willst du das Bild auch haben?«
    »Es ist doch so gut wie nichts zu erkennen«, maulte ich, »nur der Schatten eines Mannes, der aussieht wie tausend andere.«
    »Das ist egal«, gab Willi unbeeindruckt zurück, »je verschwommener, desto mysteriöser. Ich bin der erste, der ein Foto von diesem Lobo vorweisen kann. Das lasse ich mir nicht kaputtmachen.«
    »Und ich bin die Einzige, die ein Foto von seinem Auto hat«, trumpfte ich auf. »Er fuhr auf der Autobahn hinter mir und wollte mich mit der Lichthupe scheuchen. Als ich den Wagen – es war übrigens ein violetter Rolls Royce – auf dem Parkplatz sah, habe ich die Karosse fotografiert. Clever, was?«
    »Zeig her!«
    Ich kramte das Polaroid-Foto aus der Handtasche. Das Kennzeichen war gut zu sehen. »Die Sache hat nur einen Haken: Leider ist das Nummernschild falsch.«
    »Tolle Spur«, höhnte Willi. Das Telefon klingelte. Wurbs hob ab, sagte »ja, wir kommen« und legte wieder auf.
    »Die Bullen sind unten«, teilte er mit. »Woher wissen die denn …?«
    »Ich hab vergessen, dir zu erzählen, dass mein Telefon angezapft wird. Deshalb wissen die, dass ich bei TML bin und dass du den Killer gefilmt hast.«
    »Das hättest du mir vorher sagen können«, meinte der Bluthund, und der Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Habs vergessen«, entschuldigte ich mich zerknirscht.
    »Die kriegen das Bild erst, wenn ich es heute Abend gesendet habe.« Willi war wild entschlossen.
    Er knipste die Geräte aus, schloss den Raum ab, und wir gingen. Unten warteten Hauptkommissar Brinkhoff und ein anderer Mann.
    »Das ist Dr. Egbert von Liliencron«, stellte Brinkhoff vor, »er ist beim Bundeskriminalamt. Er leitet die Ermittlungen im Fall El Lobo.«
    »Und?« Ich hatte vor, mich erst mal dumm zu stellen. »Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit«, flötete Liliencron, »Sie scheinen den besten Kontakt zu El Lobo zu haben, er vertraut Ihnen. Das ist eine gute Basis für unsere Arbeit.«
    » Unsere Arbeit?« Eine leise Verstimmung kam in mir hoch. Ich musterte Liliencron. Er war smart, sein Adamsapfel tanzte bei jedem Wort, seine Haare waren dunkel und nicht mehr ganz dicht. Die Kleidung war sehr geschmackvoll und unterstrich die elegante Magerkeit seines Körpers. Oder war er nur sportlich durchtrainiert?
    Er sprach wie jemand, für den Widerspruch ein Fremdwort war. Sein Ton war hart und süßlich zugleich. Als er sich zur Seite drehte, um einen Blick auf Willi Wurbs zu werfen, bemerkte ich, dass er im Nacken einen Pferdeschwanz trug.
    Brinkhoff war das genaue Gegenteil seines Kollegen. Kräftig, zweckmäßig gekleidet, die Haare kurz und die Stimme dunkel und warm.
    »Ich denke, dass Sie beide als aufrechte Staatsbürger die Ordnung und Demokratie unseres Gemeinwesens erhalten sehen wollen«, dozierte Liliencron, »wir werden morgen

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