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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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für sein Seelenheil angemacht. Keine Kerze, sondern ein elektrisches Lämpchen, das zusammen mit vielen anderen in einem Glaskasten unter dem Heiligenbild angebracht war.
    Moneda de 5 ptas, stand auf einem Schild, se endende una luz.
    Unwillkürlich lachte ich auf. Die moderne Zeit hatte in diesem alten Bau aus dem 15. Jahrhundert Einzug gehalten. Und als ob jemand meinen Eindruck noch verstärken wollte, hörte ich Flötentöne eines Konzertes von Bach durch Lautsprecher, die an den gotischen Säulen des Mittelschiffes angebracht waren.
    Die Sonne blendete mich, als ich auf den Platz trat. Missmutig schlenderte ich Richtung Auto. Wo war Rocky? Ich sah mich um und konnte ihn nicht entdecken. Meine Laune tendierte immer stärker gegen Null. Erst die misslungene Observation und nun das.
    Mein Blick streifte wieder über den großen Platz, blieb hier und da hängen, stöberte in engen Gassen, untersuchte Fassaden und Cafés. Rocky war nicht zu sehen.
    Eine Gruppe junger Leute stob auseinander. Die beiden Männer, die dahinter zum Vorschein kamen, waren mir bekannt. Rocky unterhielt sich angeregt mit dem Unbekannten. Dieser griff nach Rockys Arm und schien ihm etwas zu erklären. Dann gingen die beiden auseinander.
    Als Rocky vor mir stand, schaute ich ihn an, als hätte ich ein Gespenst vor mir.
    »Ich hab uns ein Eis geholt«, strahlte er. »Willst du Milch- oder Fruchteis?« Er hielt mir zwei Eisbecher entgegen. Ich wählte Vanille.
    »Habe ich das eben wirklich gesehen, oder war's eine Halluzination?«, fragte ich.
    »Wollten wir nicht herauskriegen, wie der Typ heißt?«
    »Klar. Du hast dich also artig vorgestellt und ihn nach seinem Namen gefragt?«
    »Glaubst du, ich bin blöd?« Es klang ein wenig gekränkt. »Ich hab ihn nach dem Greco-Haus gefragt. Er war sehr hilfsbereit und hat mir den Weg beschrieben.«
    »Schön«, lobte ich, »das ist bestimmt der Beginn einer wunderbaren Männerfreundschaft. Und wo liegt der Nutzen für unsere Ermittlungen? Außer, dass er sich dein Gesicht merken konnte?« Langsam wurde ich wütend.
    »Hier!« Rocky reichte mir eine Lederbrieftasche und widmete sich wieder seinem Eis.
    Ich klappte das Teil auf: Eine Kreditkarte, ein paar Visitenkarten, ein deutscher Personalausweis und ein kleiner Schlüssel.
    »Du hast ihm die Brieftasche geklaut?«, rief ich begeistert. In Rockys Gesicht stand der pure Stolz über den geglückten Coup.
    Ich schaute mich um. Bevor der Mann den Diebstahl bemerkte, mussten wir verschwunden sein.
    »Lass uns los, bevor der Kerl wiederkommt«, rief ich Rocky zu. Wir düsten ab. Außerhalb der Stadtmauer stoppte ich den Wagen.
    Dann schaute ich auf den Namen im Personalausweis. Es war die angeblich fälschungssichere Karte, die seit einigen Jahren ausgegeben wurde. »Urs Stäubli« stand dort zu lesen, geboren in Genf vor 38 Jahren. Ein Deutscher schweizerischer Abstammung, der das Aussehen eines feurigen Spaniers hatte!
    »Er sieht nicht aus wie ein Germane«, murmelte ich, »vielleicht ein gefälschter Ausweis. Hast du eigentlich spanisch mit ihm gesprochen?«
    »Zuerst schon. Doch dann sprach er deutsch mit mir. Er hat wohl gemerkt, dass mein Spanisch nicht ganz astrein ist.«
    Die Kreditkarte lautete ebenfalls auf den Namen »Urs Stäubli«, die Visitenkarten trugen im oberen Teil das Firmenlogo: Puerta del Sol – Im- und Export und darunter die Adresse in Toledo. Ein kleines goldenes Tor prangte inmitten der weißen Karte.
    »Eine schicke Karte haben die«, stellte ich fest, »kaum zu glauben, dass sich die Geschäftsräume in diesem verfallenen Haus befinden, aus dessen Fenster ab und zu Frauen geworfen werden.«
    Meine Laune besserte sich. Endlich ein kleiner Erfolg.
    In meiner Handfläche lag der kleine Metallschlüssel. »Für welches Schloss ist der wohl gedacht?«, grübelte ich halblaut.
    Rocky hatte sein Eis verputzt, zerknüllte den Becher und warf ihn aus dem geöffneten Fenster auf das Pflaster. Ich zuckte zusammen. Diese Geste war ein Schlag ins Gesicht einer bekennenden Getrenntmüllsammlerin.
    »Wie ein Schlüssel zu einem Schließfach sieht er nicht aus«, dachte ich weiter nach, »es ist kein Autoschlüssel, und zu einem Türschloss gehört er auch nicht.«
    »Könnte es der Briefkastenschlüssel sein?«
    »Na klar!« Ich schlug mir vor die Stirn. »Der Typ holt ja immer die Post, bevor er ins Büro geht. Das hast du echt super gemacht, Rocky! Woher kannst du so gut klauen?«
    »Hab ich mal gelernt.«
    »Toledo ist ja auch die Stadt

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