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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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der Diebe«, fiel mir wieder ein.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Heute nichts mehr. Wir machen morgen weiter«, schlug ich vor, »wir platzieren uns vor der Tapa-Bar und warten, bis der Briefträger kommt. Dann räumen wir mit Hilfe des Schlüssels den Briefkasten aus und sind längst verschwunden, wenn Stäubli eintrudelt. Wie findest du diese Idee, Partner?«

Fußball und Schönheitspflege
    Den Rest des Tages sollte Rocky zwischen Stuhl und Bett verbringen, um seinen Rücken zu schonen. Ich bummelte durch die Altstadt, mied die Straße, an der das graue Haus lag, und versuchte, mir Urlaubsgefühle einzureden. Eigentlich nicht schwer, denn die Sonne brannte mir auf die Nase; ich zog den Strohhut tiefer in die Stirn. Es war wie ein Slalomlauf, den Weg durch die geparkten Touristenbusse zu finden. Ich war nämlich unterwegs zu einer Sehenswürdigkeit, die mein Reiseführer in höchsten Tönen pries.
    Der Tajo wird von einigen Brücken überspannt, die Toledo mit dem Umland verbinden. Die schönste ist die Alcántara-Brücke mit ihren Türmen, von denen einer aus dem 13. Jahrhundert stammt. Bereits in römischer Zeit soll es hier einen Steg über den Fluss gegeben haben. Ich schaute über die steinerne Brüstung nach unten. Das Wasser lag tief und war verschmutzt. Im Reiseführer hatte etwas von einem »rauschenden Fluss« gestanden. Das da unten war ein graugrünes Rinnsal.
    Ich lief noch weiter bis zum Barockturm und kehrte wieder um. Menschentrauben kamen mir fröhlich plappernd entgegen, Männer zielten mit ihren Fotoapparaten oder Camcordern auf ihre Ehefrauen vor historischem Hintergrund. Nein, dachte ich, das wird nichts mit den Urlaubsgefühlen. Frustriert schlenderte ich ins Hotel zurück.
    Der Empfangschef an der Rezeption gab mir den Schlüssel zu meinem Zimmer. »Da war Telefon für die Señora«, sagte er in gebrochenem Deutsch, »ein Señor. Ruft wieder an.«
    »Wer? Hat er seinen Namen genannt?« Kaum jemand wusste, dass ich in Toledo war!
    »No, Señora.«
    Der Lift brachte mich nach oben. Liliencron, dachte ich, er ahnte, dass ich in Toledo war. Außerdem hatte er angekündigt, mich beobachten lassen zu wollen. Auf den Anruf konnte ich sehr gut verzichten.
    Ich pochte an Rockys Zimmer, hörte ein »Herein« und trat ein. Mein Leibwächter saß leicht bekleidet auf dem Bett und pflegte seinen Körper. Er hatte geduscht, die Luft in dem kleinen Zimmer war feucht. Das Duschgel roch etwas streng. Ich kräuselte die Nase, ging zum Fenster und riss es auf.
    »Puhh«, stöhnte ich, »die reinste Sauna. Kann ich noch irgendwie bei der Schönheitspflege behilflich sein?«
    Es sollte ironisch klingen, doch dafür hatte er überhaupt keine Antenne. »Danke für das Angebot. Ich bin gleich fertig«, brummte er und massierte eine parfümierte Creme auf seinen Bizeps.
    »Was macht der Rücken?«
    »Prima. Ich hab stundenlang heißes Wasser drüber laufen lassen.«
    »Wie erfreulich. Haben Euer Gnaden schon Pläne für den heutigen Abend?«
    »Fernsehen. Europacup. Bierstadt gegen Madrid. Vorrunde.«
    »Ach du lieber Himmel! Das hatte ich ja völlig vergessen.«
    Der Abend war gelaufen. Ich besorgte was zu essen und eine Flasche Wein. Dann setzten wir uns auf Rockys Bett und zitterten mit der Bierstädter Mannschaft. Sie zogen den Spaniern mit drei zu null eins drüber.
    Als ich kurz vor Mitternacht endlich im Bett lag, fiel mir ein, dass ich den Mann, der mich angeblich hatte anrufen wollen, völlig vergessen hatte.

Nachrichten aus der Heimat
    Am nächsten Morgen rief ich Peter Jansen an. Wir hatten vereinbart, dass ich mich regelmäßig melden würde.
    »Ich habe die Firma gefunden«, erzählte ich, »sie sitzt in dem Haus, aus dem die Frau geworfen wurde. Den Typen, der da rumschleicht, haben wir identifiziert.«
    »Ich habe auch was für dich«, kam es durchs Telefon, »mein Kontaktmann bei der Bank hat geliefert. Die Firma Puerta del Sol überweist seit Jahren hohe Summen an die HoG beziehungsweise deren gemeinnützigen Trägerverein. Alle Gelder sind als Spenden ausgewiesen. Die HoG ihrerseits überweist den größten Teil an eine Transportfirma, die eine Lkw-Flotte unterhält. Diese Firma, sie heißt Sotrans, transportiert die Sachspenden in die Krisengebiete. Und stellt der HoG dafür natürlich saftige Rechnungen aus, die ungefähr die Höhe haben, in der die Puerta del Sol spendet. Mir liegen einige Kontoauszüge vor.«
    »Und? Was soll das Geldgeschiebe?« Ich verstand nicht gleich.
    »Mensch, Grappa!

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