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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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bunten Wollprodukten zu Schleuderpreisen. Das Glas der Flügeltüren spiegelte zwar, doch ich glaubte, im Inneren Solo zu sehen – vertieft in ein Gespräch mit einem schwarzhaarigen kleinen Mann. Ich blieb abrupt stehen.
    »Geh schon vor«, bat ich Jansen. »Ich hab noch was in der Stadt zu erledigen.«
    »Trägst du deine sauer verdienten Kröten wieder in einen Klamottenladen?«
    »Ich brauche dringend ein oder drei Paar Schuhe«, log ich. Noch immer beobachtete ich im Augenwinkel die beiden Männer hinter der Glastür.
    »Frauen!«, stöhnte Jansen und warf einen Blick gen Himmel. Dann trollte er sich.
    Einige Augenblicke später stand ich im Laden, umgeben von der farbenfrohen Pracht des Orients. Die gestapelten Teppiche schluckten jedes Geräusch, an einigen Stellen hatten sich dunkelhaarige Männer in korrekten, schwarzen Anzügen postiert, die die Kundschaft im Auge behielten. An niedrigen Tischen wurden mit leisen Stimmen Verkaufsgespräche geführt – ab und zu klirrte ein Teeglas. In die Mitte des riesigen Raumes hatte man ein überlebensgroßes Porträt des verstorbenen Ali Tabibi gehängt, darunter prangte eine Tafel mit iranischen Zeichen.
    Ich sah viel, doch Solo und der kleine Mann waren spurlos verschwunden. »Mist!«, entfuhr es mir.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich schreckte herum. Hinter mir stand ein Angestellter, der sich auf leisen Sohlen herangepirscht hatte.
    »Ich habe von draußen einen Bekannten gesehen«, sagte ich. »Er sprach mit einem jungen Mann. Können Sie mir sagen, wo die beiden geblieben sind?«
    »Ich habe niemanden gesehen«, behauptete der Mann. Er war sehr freundlich. »Darf ich Ihnen einen unserer wunderbaren Teppiche zeigen? Wir haben bestimmt das Richtige für Sie, meine Dame. Kommen Sie bitte!«
    Er deutete mit einer einladenden Handbewegung auf einen meterhohen Stapel schmaler Brücken. Hinter den Orientprodukten bemerkte ich den Rücken eines Mannes. Oben auf dem ersten Teppich lagen Zigaretten. Es war die Marke, mit der sich Solo zu vergiften pflegte. Da ist er ja, dachte ich und ging auf die Gestalt zu.
    »Unser Knüpfmeister«, erklärte mein Begleiter. Der Erwähnte drehte sich um und verbeugte sich leicht. »Er repariert beschädigte Stücke und restauriert antike Schätze orientalischer Knüpfkunst. Eine hohe Kunst, die genaueste Präzision erfordert. Er hat einen großen Fundus an Originalwolle. Soll er Ihnen zeigen, wie er arbeitet?«
    Der Teppichrestaurator lächelte mich an. Dann griff er zu einem stählernen Werkzeug, einer Mischung aus Haken und Messer.
    »Heute nicht«, stammelte ich. Mein Blick saugte sich an dem Messer fest. Das Lächeln des Knüpfmeisters war noch immer in seinem Gesicht, als er sich höflich verbeugte und ging. Ich atmete durch.
    »Was darf ich Ihnen zeigen?«, blieb der Verkäufer am Ball.
    »Eigentlich suche ich nur meinen Bekannten«, wiederholte ich. »Er heißt Mustafa und ist Fotograf.«
    »Glauben Sie mir, meine Dame. Ich habe niemanden gesehen.«
    »Er sprach mit einem jungen Mann. Ungefähr Ihre Größe, das Haar etwas voller. Vielleicht sind die beiden in die obere Etage gegangen?« Ich ging auf die Freitreppe zu, die in leichtem Bogen nach oben führte.
    Der Verkäufer fasste meinen Arm. »Da ist niemand. Im ersten Stock sind Privaträume.« Das verbindliche Lächeln war verschwunden. Ich zog meinen Arm weg.
    »Wie Sie meinen«, lenkte ich ein. Zwei Meter von uns entfernt lehnte der Restaurator orientalischer Knüpfschätze an einer geschnitzten Holzsäule. Er spielte mit dem Messer, das im Licht der Kristallleuchten blitzte. Ich glaubte, eine Fortsetzung des Glitzerns in seinen dunklen Augen zu erkennen.
    »Dann zeigen Sie mir mal so ein Ding«, meinte ich und deutete auf den Teppichstapel vor uns. »Nicht so groß, nicht so bunt und möglichst keine Blumen.«
    »Kein Problem, meine Dame«, begann der Verkäufer mit dem tausendfach zuvor erprobten Ritual. »Ismet – bring bitte Tee!«
    Die letzte Aufforderung war an den Knüpfmeister gerichtet. Er schlich davon.
    »Ein handgeknüpfter Orientteppich ist ein hochwertiger Einrichtungsgegenstand. Er zeugt von Niveau, Stil und Kultur. Die Blütezeit der persischen Orientteppiche begann vor über 100 Jahren und wurde begründet von berühmten Namen wie Mohtesham und Mohadjeran . Dieser Keschan zum Beispiel ...« – er deutete auf ein beigegrundiges Teil mit breiter roter Bordüre – »... ist ein amerikanischer Re-Import. Er ist etwa sechzig Jahre alt, aus reiner Seide, mit

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