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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Befehl war nicht zu überhören. Verdattert gehorchte der Radiomann und murmelte etwas von »Reflex«.
    »Der Brief wurde im Ruhrgebiet aufgegeben. Wo genau, das können wir Ihnen aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen. Das Original ging vor zwei Tagen in der städtischen Poststelle ein. Eine Kopie wurde zeitgleich an die Geschäftsführung des Bierstädter Verkehrslandeplatzes geschickt.«
    Hasso Klima hatte während des Berichtes des Polizeipräsidenten wie auf heißen Kohlen gesessen. Auf seinem kahlgeschorenen Kopf prangten rote Flecken, in den Mundwinkeln hatte sich Speichel gesammelt. Er drängte sich nach einem verbalen Einsatz. Seine Chance sollte kommen.
    »In dem Brief haben die Erpresser den Mord an Ali Tabibi gestanden«, warf ich in die Runde. »Und doch sagte mir Herr Dr. Klima eben, dass es noch keine heiße Spur in dem Fall gäbe. Wie passt das zusammen?«
    »Das ist einfach zu erklären, Frau Grappa«, begann Klima. Seine Stimme war wichtig. »Der Erpresser hat von dem Mord in der Zeitung gelesen und ist auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Die Staatsanwaltschaft nimmt den Erpressungsversuch ernst, doch das Mordgeständnis ist heiße Luft.«
    »Sind Sicherheitsmaßnahmen veranlasst worden?«, fragte Peter Jansen.
    Klima nickte. »Der Briefeschreiber spricht von Bombenstimmung im Underground – das könnte auf ein geplantes Attentat in der Untergrundbahn hinweisen. Also habe ich die Polizei angewiesen, dort zuerst für Sicherheit zu sorgen. Die U-Bahnhöfe werden durch Polizeibeamte rund um die Uhr bewacht – auch wenn diese Maßnahme keine hundertprozentige Sicherheit garantiert.«
    »Vier Millionen und Ausbaustopp des Flughafens«, mischte ein Kollege vom Boulevardblatt mit. »Also nicht nur Geld, sondern auch politische Forderungen. Das könnte doch auch auf Terroristen deuten!«
    »Wir werden in alle Richtungen ermitteln. Linksterroristen – aber auch Rechtsradikale und Anarchisten.«
    »Was ist mit arabischen Fundamentalisten?«, warf ich ein.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Denken Sie an die ungewöhnliche Todesart Tabibis. Der Mörder hat ihn langsam verbluten lassen. So werden in islamischen Ländern Tiere vor dem Opferfest geschlachtet.«
    Klimas Blick flackerte. »Es deutet nichts auf einen religiösen Hintergrund hin«, behauptete er. Ich glaubte ihm kein Wort.
    »Tabibi war nicht gerade ein strenggläubiger Muselmane, der brav auf den Pfaden des Korans gewandelt ist«, beharrte ich. »Es ist ja wohl hinlänglich bekannt, dass der Iran seine innenpolitischen Konflikte manchmal auf dem Boden anderer Staaten löst.«
    »Ach du lieber Himmel! Ihre blühende Fantasie ist olympiareif«, machte sich Klima lustig. »Doch wir sind nicht im Wilden Westen, gnädige Frau!«
    Das »gnädige Frau« triefte vor Ironie. Ein paar Kollegen lachten. Ich wollte gerade stinkig werden, als ich Jansens Schuh an meinem Schienbein spürte.
    »Lass gut sein, Grappa!«, zischte er und sagte dann laut: »Werden Sie die verlangte Anzeige im Reviermarkt schalten?«
    »In der nächsten Ausgabe ist sie drin«, bestätigte Oberbürgermeister Gottwald. »Mal schauen, wann die Burschen aus ihren Löchern kriechen. Gezahlt wird auf keinen Fall.«
    »Und die Drohung?«, fragte jemand.
    »Abwarten«, antwortete der Oberbürgermeister lakonisch.
    »Sie nehmen also in Kauf, dass Menschenleben gefährdet werden?«
    »Wer Erpressern nachgibt, ist ein verdammter Schwächling«, polterte Gottwald los. »Die Stadt hat kein Moos für solchen Kinderkram. Vier Millionen für ein paar durchgeknallte Typen, die zu viel Fernsehen glotzen! Wir sind doch nicht mit dem Klammerbeutel gepudert. Die Landebahn auf dem Flughafen wird auch zügig ausgebaut. Und damit Ende! Sonst noch was, Frau Grappa?«

Amerikanischer Adel
    »Gottwald degradiert uns Journalisten zu Verlautbarungsknechten«, maulte ich. »Er erteilt Befehle, und wir gehorchen.«
    »Du kennst ihn doch, er meint es nicht so«, verteidigte der Chef der Lokalredaktion den Chef des Kommunalparlamentes. »Er ist schon über Siebzig und hat keine Zeit mehr für lange Diskussionen. Ich finde es richtig, dass wir uns zunächst zurückhalten, was diese Erpressung betrifft.«
    Jansen und ich waren auf dem Rückweg vom Rathaus in die Redaktion. Wir mussten wieder am orientalischen Teppichparadies vorbei. Zufällig fiel mein Blick auf das Eingangsportal. Es war in Form eines goldenen Tempels gestaltet, rechts und links der Eingangstür stapelten sich Unmengen von schreiend

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