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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ein paar Scheine springen lassen. Für mich und meine Schwester Lena.«
    Davon hat Solo nichts erzählt, dachte ich. Vielleicht, weil er es für unwichtig hielt. Genauso wie seinen Besuch in Tabibis Teppichladen. Irgendwie störte mich seine Geheimniskrämerei gewaltig.
    »Wie alt sind Sie eigentlich?« Es wurde Zeit, mehr über den hübschen Saubermann in Erfahrung zu bringen. Mein Interesse war natürlich rein dienstlich.
    »Vierunddreißig.«
    »Ich hätte Sie für jünger gehalten. Warum machen Sie Ihre Musik auf der Straße?«
    »Wo sonst?«
    »In Konzertsälen, Kneipen oder irgendwelchen Bands ...«
    »Es hat sich so ergeben«, erzählte Leon. »Als Student hab ich auf der Straße angefangen, um die Stunden zahlen zu können. Doch es war wohl nicht weit her mit meinem Talent. Lena hatte Zeichenunterricht, doch ihr ging es ähnlich wie mir. Wir sind zufrieden mit unserem Leben. Für Essen, eine Unterkunft im Winter – dafür reicht es immer. Wenn es ganz knapp wird, verkaufen wir meine Geige. Es gibt viele Leute, die sich reinlegen lassen. Manchmal kommen wir auch bei Freunden unter – im Ausland, dort, wo es warm ist.«
    »Ihre Eltern?«
    »Die sind seit zehn Jahren tot. Lena war knapp zwanzig und hat's bis heute nicht verkraftet. Können wir das Thema wechseln?«
    Leon trug die abgegessenen Teller in die Küche. Ich hörte, wie er heißes Wasser einließ und zu spülen begann. Mein Blick fiel aufs Telefon. Solos Nummer war schnell eingetippt, doch der Ruf ging wieder ins Leere. Ich schob eine CD in den Player und zog die Lautstärke auf.
    »Dvorak«, strahlte Leon. Die Töne hatten ihn aus der Küche ins Wohnzimmer gelockt. »Cello-Konzert Opus 104. Am besten gefällt mir der zweite Satz Adagio ma non troppo .«
    »Sie kennen sich ja wirklich gut aus«, murmelte ich.
    Schweigend und mit geschlossenen Augen genossen wir die Musik. Manchmal blinzelte ich. Leon lag auf meinem Sofa hingestreckt, einen Arm auf der Rückenlehne, der andere lag lässig hinter seinem Nacken. Die Haltung und ein leichtes Lächeln vermittelten das Bild totaler Entspannung.
    Irgendwann war es an der Zeit, schlafen zu gehen. Bevor ich ins Bett fiel, warf ich vorsichtshalber noch einen Blick auf die Straße – durch blitzblanke Scheiben. Doch da unten war nichts.

Besuch bei Lena
    Das Telefon beendete meine Nacht kurz vor acht Uhr. Es war Hauptkommissar Brinkhoff. Er war gegen sieben Uhr zu Leons Wohnung gefahren – in der Hoffnung, die Schwester anzutreffen. Doch niemand hatte ihm geöffnet.
    »Fragen Sie Ihren Schützling, ob er einen Schlüssel zur Wohnung hat, und kommen Sie her«, bat Brinkhoff. »Achten Sie darauf, dass Ihnen niemand folgt.«
    Nach einer Katzenwäsche sprang ich in meine Jeans und warf mir ein T-Shirt über. Aufs Schminken verzichtete ich – nur Lippenstift. Draußen schien die Sonne – ich griff zur dunklen Brille. Noch ein paar Bürstenstriche durchs Haar – fertig.
    Ich schlich ins Gästezimmer. Leon schlief zusammengekauert, das Kopfkissen zerwühlt, die Bettdecke lag halb auf dem Boden.
    »Leon«, flüsterte ich.
    Benommen öffnete er die Augen und blinzelte mich an.
    »Wo ist der Schlüssel zu Ihrer Bude?«
    »Schlüssel?« Er verstand nicht.
    »Zu dem Zimmer, in dem Lena wohnt. Ich muss da jetzt hin.«
    »Lena? Was ist mit ihr?« Er setzte sich erschrocken auf.
    Ich drückte ihn sanft zurück in die Waagerechte. »Keine Aufregung. Ich will nur gucken, was in der Wohnung los ist. Der Hauptkommissar steht vor verschlossener Tür und kommt nicht rein.«
    »Ich komme mit!«, kündigte er an.
    »Nein. Das können wir nicht riskieren. Geben Sie mir den Schlüssel und schlafen Sie weiter. Ich bringe frische Brötchen mit, wenn ich zurückkomme.«
    Leon deutete auf seine Baumwollhose, die über einem Stuhl lag. »Am Gürtel. Der Schlüssel mit dem Karabinerhaken.«
    Drei Minuten später saß ich in meinem Japaner und fuhr in den Norden der Stadt. Eine etwas heruntergekommene Gegend, die aber ihren eigenen Charme hatte – mit erschwinglichen Wohnungen, kleinen Läden, die meist von Ausländern betrieben wurden, vielen Kneipen, ab und zu einem Schnellimbiss.
    Das Haus lag in der Schillerstraße, direkt neben einer Kaschemme namens Schiller-Klause. Im Fenster prangte ein Porträt des großen deutschen Dichters. In dieser Kneipe könnte er die Räuber geschrieben haben, dachte ich.
    Brinkhoff wartete vor der Haustür auf mich. Wir gingen über eine ziemlich marode Treppe nach oben. Das Gebäude hatte wesentlich

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