Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
kannte einige Frauen wie Sie. Entweder sind sie tot oder landeten im Knast.«
»Sie lassen mich hoffen, doch noch eine wichtige Person der Geschichte ... der Kriminalgeschichte zu werden. Ich werde die Zeichnungen übrigens morgen veröffentlichen!«, erklärte ich.
»Das werden Sie nicht tun«, schnarrte Klima. »Die Zeichnungen sind hiermit beschlagnahmt.« Er nahm die Mappe, klappte sie zu.
»Das können Sie nicht tun«, rief ich empört.
Klima klemmte sich die Zeichnungen unter den Arm, setzte ein triumphierendes Lächeln auf und verschwand.
Er kennt den Eichörnchentrick nicht, dachte ich, vergrabe deine Beute an unterschiedlichen Stellen. Ich zog ein paar Blätter hinter dem Büroschrank hervor. Diese modernen Kopierer arbeiten wirklich gut.
Klima steigt aus, andere steigen ein
Seit Tagen hatte ich versucht, Solo zu erreichen – vergebens. In seiner Wohnung leierte der Anrufbeantworter immer denselben Sermon herunter, die Hamburger Fotoagentur, für die er knipste, behauptete, Solo sei mit einem Spezialauftrag ins Ausland gereist.
Klar, dass Apotheker Kossmann und Flughafenchef May es Klima nachmachten: Sie bestritten nicht, sich flüchtig zu kennen, und sie behaupteten, niemals von einer Straßenmalerin gezeichnet worden zu sein. Selbstverständlich hätten sie Ali Tabibi nicht ermordet und die Stadt auch nicht um vier Millionen Mark erpresst. Klima war aus dem Fall zunächst raus – nach meinem Artikel, in den die fünf Zeichnungen eingebettet waren, hatte der Generalstaatsanwalt seinen Kollegen Klima von dem Fall abgezogen.
Ein paar Tage lang hörte ich weder etwas von Leon noch von den Erpressern oder von Solo. Die Einzigen, mit denen ich über die Sache sprach, waren Peter Jansen und Hauptkommissar Anton Brinkhoff, der noch immer fieberhaft nach Leon und Lena Pirelli suchte.
Es war ein schöner, milder Sommertag, als wieder Schwung in die Geschichte kam. In der Kantine der Stadtverwaltung war am Vortag vergiftetes Bier ausgeschenkt worden – so behauptete ein Anrufer, der sich bei Jansen in der Redaktion meldete. Einige Mitarbeiter der Verwaltung lägen im Krankenhaus. Wir überprüften die Angaben, und sie stimmten.
Zwei Stunden später lag uns die Analyse des städtischen Hygieneinstitutes vor: Die Substanz im kühlen Blonden war kein Gift, sondern ein starkes Schlafmittel gewesen. Der nicht geplante Schlaf der städtischen Beamten hatte keinerlei Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit der Kommune. Der Output bei den Dienstleistungen war so üppig wie immer.
Stadt-Pressesprecher Henri Trabbel versuchte, die Sache herunterzuspielen, bestritt einen Zusammenhang mit der Erpressung. Das war gegen Mittag. Eine Stunde später erreichte uns eine Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft, dass eine Aushilfskraft der städtischen Kantine verdächtigt würde, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Leider sei der junge Mann nicht auffindbar. Ich dachte sofort an Leon – doch die Beschreibung passte absolut nicht auf ihn. Erleichtert atmete ich durch.
Dann erfuhren wir, dass im Bierstädter Stadtpark vergiftete Fleischstücke ausgelegt worden waren – ein paar Vierbeiner hatten davon gekostet, und es war ihnen übel geworden.
Auch jetzt sah die Verwaltung noch keinen Grund zuzugeben, dass die unbekannten Erpresser ihre Finger im Spiel haben könnten.
»Schreib sechzig Zeilen«, forderte mich Jansen auf, »aber bausch die Sache nicht so auf. Vielleicht sind's doch nur Zufälle.«
»Daran glaubst du doch selbst nicht«, widersprach ich. »Die Erpresser wollen zeigen, was sie können. Sie haben mit Anschlägen auf die Gesundheit der Bevölkerung gedroht, oder?«
»Du hast recht«, stimmte Jansen zu. »Ich ruf beim Büro des Oberbürgermeisters an. Die können die Sache jetzt nicht mehr unterm Tisch halten.«
»Und ich quetsche Brinkhoff aus. Das wäre doch gelacht, wenn wir nichts rausbekämen. Also – an die Arbeit.«
Eine halbe Stunde später wussten wir, dass sich Die Fantastischen Fünf zu den beiden Anschlägen bekannt hatten. Bei der Polizei und bei Oberbürgermeister Gregor Gottwald war jeweils ein Bekennerschreiben eingegangen.
Zähneknirschend gab Henri Trabbel eine entsprechende Pressemitteilung heraus und bediente somit auch die Konkurrenz. Jetzt würde der übliche Medienrummel starten.
»Wir recherchieren uns einen Wolf, und der Sesselfurzer pustet unsere Ergebnisse in alle Welt«, erregte ich mich. »Wäre schön gewesen, wenn wir die Story exklusiv gehabt hätten.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher