Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
mal nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
»Hier steht es doch!« Peter Jansen hatte die beiden Seiten zu Ende gelesen. Wir saßen noch immer in der Redaktion, es war Abend geworden. Die Polizeipressestelle hatte eine wichtige Information angekündigt – also waren Jansen und ich geblieben. Die Gaststätte nebenan hatte gerade ein paar Mettbrötchen mit vielen Zwiebeln geliefert, die Kaffeemaschine lief wieder mal heiß.
»Warum, glaubst du, haben die Erpresser ausgerechnet Kossmann als Geldkurier verlangt? Ich kann's dir sagen: Weil er dazu gehört«, ereiferte ich mich.
»Mensch, Grappa!« Jansen war genervt. »Begreif doch endlich, dass dir niemand deine Geschichte glaubt. Die Zeichnungen sind ein Witz von jemandem, der dich und uns alle nach Strich und Faden verarschen will.«
»Mal sehen, wer zum Schluss richtig liegt«, sagte ich. »Jetzt müssen wir nur noch rauskriegen, wie die Geldübergabe heute Nacht vor sich geht. Es sieht jedenfalls nach einer Menge Überstunden aus.«
Ich wollte gerade zu dem dritten Brötchen greifen, als es an der Redaktionstür klingelte. Wir hatten den Laden dicht gemacht, Publikumsverkehr gab es um diese Uhrzeit nicht mehr – es war bald zehn.
»Das müssen Die Fantastischen Fünf sein, die mit dir die Einzelheiten der Tat absprechen wollen«, versuchte Jansen einen Witz. »Hoffentlich haben sie die vier Millionen schon dabei.«
Der Besuch war in der Tat überraschend. »Solo!«, sagte ich entgeistert, als ich die Tür geöffnet hatte.
»Tag, Grappa«, grinste er verlegen. »Kann ich reinkommen?«
»Sicher«, meinte ich. »Wo hast du so lange gesteckt? Ich hätte viel mit dir zu bereden gehabt.«
»Kann ich mir denken.«
»Woher wusstest du überhaupt, dass ich noch in der Redaktion bin?«
»Ist doch klar, dass du in dieser Nacht nicht zu Hause fernsiehst«, antwortete der Fotograf. »Das Geld wird doch gleich übergeben.«
Ich sah erstaunt auf. Der Bursche hatte das zweite Gesicht! Inzwischen hatte Jansen den späten Gast gesichtet.
»Ach nee!«, entfuhr es ihm. »Unser Superfotograf. Womit haben wir diese Ehre denn verdient?«
Solo musterte Jansen. Gut verstanden hatten sich die beiden nie. Solo war schon als Fotovolontär ein verschlossener Einzelgänger gewesen, der sich den üblichen Redaktionsritualen immer entzogen hatte: kein Umtrunk nach einer gelungenen Story, keine Kuchenrunden an Geburtstagen, keine frauenfeindlichen Zoten und kein Kontakt zu Kollegen nach Feierabend.
»Ich komme, um Grappa zu sprechen«, meinte Solo reserviert.
»Grappa muss arbeiten«, blaffte Jansen.
»Langsam, ihr zwei«, versuchte ich, die gespannte Stimmung zu entkrampfen. »Wir haben heute Nacht Wichtigeres zu tun, als Hahnenkämpfe zu bestreiten. Willst du ein Brötchen und Kaffee?«
Der Fotograf nickte.
»Ich dachte, ein Moslem darf kein Schweinefleisch essen«, hämte Jansen, als sich Solo die Mettstulle zwischen die Zähne schob.
»Ich bin hier, um euch einen Gefallen zu tun«, kaute der Fotograf.
Er griff in eine Aktentasche und zog ein schwarzes Gerät heraus, das eine Kreuzung aus Radio und Handy zu sein schien.
»Ich habe herausgekriegt, auf welcher Frequenz die Bullen die Geldübergabe überwachen. Kossmann ist voll verkabelt. Ihr könnt alles mithören. Wollt ihr?«
»Sicher«, meinte ich entzückt.
»Ich weiß nicht, ob wir deine Hilfe annehmen dürfen«, mischte sich Jansen wieder ein. »Immerhin gehörst du ja selbst zu den Fantastischen Fünf , oder?«
»Ein Witz«, erwiderte der Fotograf. »Ich habe Grappas Story im Tageblatt gelesen und herzlich gelacht.«
»Ich dachte, du glaubst die Sache mit den Zeichnungen nicht, Peter«, sagte ich schnell, um einen neuen Streit zu vermeiden. »Ich finde es klasse, dass Solo uns helfen will. So können wir morgen mit einer Top-Story herauskommen! Dann schmeiß mal die Mühle an!«
Nach ein bisschen Rauschen hatte Solo die Frequenz eingestellt. Die Sache schien schon im Gang zu sein.
Eine Stimme sagte: » Hier Florian. Ich bin jetzt in der Telefonzelle. Der Zettel liegt im Geldrückgabeschlitz. Ich habe ihn.«
»Das ist die Stimme von Kossmann«, erläuterte Solo. »Er hat den Zettel der Erpresser gefunden. Sie haben ihn dort deponiert.«
»Und warum sagt er nicht, was auf dem Zettel steht?«
»Er darf den Ort erst nennen, wenn er angekommen ist. Die Erpresser hören zu. Sie wollen so verhindern, dass die Polizei zugreifen kann.«
»Was? Die Täter hören mit?«
»Sie haben die Frequenz selbst
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