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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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beide Muslime. Er wollte mich sprechen, weil er aus den Polizeiberichten wusste, dass ich seinen Vater gefunden hatte. Er bot mir eine Menge Geld, wenn ich ihm helfe, den Mörder zu finden.«
    »Mir hat er nur einen Teppich versprochen«, murmelte ich.
    »Das liegt am Frauenbild des Islam«, grinste Solo. »Frauen als Jägerinnen sind dort nicht vorgesehen.«
    »Klingt alles ganz plausibel«, sagte ich, ein wenig erleichtert. »Willst du jetzt einen doppelten Grappa? Zur Belohnung?«
    »Her damit! Aber erst muss ich mal.«
    »Das Bad ist gleich rechts.«
    Solo trollte sich. Ich stand auf und ging zu seinem Koffer, der auf einem Stuhl stand. Seitlich war ein schmales Fach, das mit einem Reißverschluss versehen war. Mit fliegenden Fingern griff ich hinein und zog eine Brieftasche heraus. Personalausweis, Führerschein, Kreditkarte, Krankenversicherungsnachweis und der Internationale Presseausweis. Dazu ein paar Hundertmarkscheine. Nichts Außergewöhnliches also. Die Klospülung rauschte. Als Solo das Zimmer betrat, saß ich wieder auf dem Sofa – mit unschuldigem Gesicht und leicht beschämter Seele. In seinem Jackett steckte das schwarze Etui mit der Spritze und den Ampullen.
    »Seit wann bist du Diabetiker?«
    Solo schaute mich irritiert an. Ich deutete auf seine Jackentasche, aus der das Ende des kleinen Behälters herausschaute.
    »Schon viele Jahre«, gab er zur Antwort.
    »Tut mir leid.«
    Solo kippte den Grappa hinunter, als sei er Wasser. Ich leerte derweil das dritte Glas Rioja. Mein Magen meldete sich mit einem ausgewachsenen Knurren.
    »Ich mach uns ein paar Krisenschnittchen«, kündigte ich an.
    In der Küche hörte ich, dass mein später Gast eine CD in den Player gelegt hatte. Es war ein Violinkonzert von Beethoven. Merkwürdig, dass er sich ausgerechnet Geigenmusik ausgesucht hatte. Vermutlich hat Leon die CD direkt neben dem Gerät liegen gelassen, erklärte ich mir den Zufall.
    Ich butterte einige Stücke Baguette, belegte sie mit Gorgonzola und Coppa. Schnell noch ein paar reife Tomaten geviertelt, ein paar Tropfen Olivenöl und Weinessig darübergeträufelt. Irgendwo mussten noch schwarze Oliven und eingelegte Knoblauchzehen sein. Ich fand sie im hinteren Teil des Kühlschranks. Übermüdet und zugleich aufgekratzt summte ich das Thema des ersten Satzes mit. Ich dachte an Jansen, der inzwischen sicherlich im Ehebett schnarchte. Der Tag würde wieder sehr hektisch werden. Ich stellte die Essereien auf ein Tablett und schlurfte Richtung Wohnzimmer. Der erste Satz des Violinkonzertes war vorbei, der zweite begann.
    Ich drückte die Tür auf. Solo lag entspannt auf dem Sofa, hatte die Augen geschlossen. Die Flasche Grappa war halbleer.
    »Es gibt Futter«, flüsterte ich und rüttelte leicht seinen Arm. Solo öffnete die Augen, die keinen klaren Blick mehr hatten.
    Ich sah seine Pupillen, die durch die spärliche Beleuchtung im Raum weit geöffnet und tiefdunkel waren – und erstarrte.
    »Was ist los?« Er hatte bemerkt, dass ich völlig verkrampft war.
    »Die Musik«, sagte ich leise. »Hörst du nicht?«
    Solo hob den Kopf und lauschte. »Ja, und?«
    »Erkennst du es nicht?« Ich war außer mir. »Es ist dieselbe Melodie, die wir hörten, als Kossmann getötet wurde!«
    »Ich hab kein Gedächtnis für Töne«, entgegnete er.
    Ich drehte den Player lauter. Es war der zweite Satz des Beethoven-Violinkonzertes D-dur, Opus 61 mit dem Titel Larghetto . Eine zärtliche, wunderschön melodische Musik, die völlige Entspannung und Gelöstheit ausdrückte.
    Solo war zu seinem Koffer getorkelt und suchte den Mitschnitt unserer nächtlichen Abhöraktion heraus. Es dauerte nicht lange, bis er die Stelle fand. Kossmanns immer leiser werdendes Röcheln, im Hintergrund die Violine. Nein, ich hatte mich nicht getäuscht.
    »Das ist ein Ding!«, entfuhr es Solo. »Ich hab die CD genommen, weil sie direkt neben dem Player lag. So was! Ist das Zufall oder eine Fügung?«
    »Ich kann's erklären«, sagte ich. »Leon Pirelli hat sie immer abgespielt. Als er noch Gast bei mir war.«
    »Dann war er es doch ...?«
    »... der Kossmann ermordet und die vier Millionen hat? Ach, Solo! Ich weiß überhaupt nichts mehr. Die Sache übersteigt im Moment mein Begriffsvermögen. Lass uns die Schnittchen verputzen und dann endlich schlafen gehen. Du kannst das Gästebett nebenan nehmen.«
    Wortlos mümmelten wir die Brote. Solo leerte den Rest Grappa aus der Flasche. In einem Zug, ohne abzusetzen.
    »Du kannst vielleicht saufen«,

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