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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gynäkologische Untersuchung ihrer Tochter ab – vielleicht um ihr eine Zeugenaussage in einem Missbrauchsprozess zu ersparen. Der Vater begleitete seine Tochter täglich zur Schule und holte sie wieder ab.
    Lena wurde depressiv. Psychiater wurden bemüht. Das Mädchen wandte sich von ihrem Vater ab. Bruder Leon war ihr einziger Halt und Kontakt zur Außenwelt.
    Nach anderthalb Jahren ständiger psychotherapeutischer Behandlung besserte sich Lenas Seelenlage, doch richtig erholt hatte sie sich nicht. Das ehemals lebhafte Mädchen war still geworden, mied Menschen, saß oft wie erstarrt in seinem Zimmer am Fenster – einen Punkt irgendwo am Himmel fixierend. Die Eltern taten alles, um ihrer Tochter zu helfen. Erfolg stellte sich erst ein, als Lena Malunterricht in der Therapie erhielt – sie fand eine Möglichkeit, sich in Bildern auszudrücken. Alles schien wieder gut.
    Am Tag nach dem sechzehnten Geburtstag sollte Leon seine Schwester ausführen. Lena wünschte sich den Besuch einer Diskothek. Die Eltern suchten die größte und exklusivste in der Gegend aus.
    An diesem Abend explodierte in der Diskothek eine Bombe. Der Sprengstoff war in der Küche deponiert worden, die in der Mitte des großen Raumes lag – umgeben von der Tanzfläche. Feuer brach aus, Panik entstand, die Notausgänge waren verschlossen, die wenigen Feuerlöscher funktionierten nicht.
    Ich hatte damals über den Fall gelesen: Fünfzig junge Leute starben einen qualvollen Tod.
    Lena hatte Glück. Sie wurde von ihrem Bruder gerettet. Regungslos vor Angst hatte sie sich in einer Nische versteckt, während alle zu dem einzigen offenen Ausgang strömten. Diejenigen, die hinfielen, wurden totgetrampelt, andere standen in Flammen und schrien fürchterlich.
    Leon fand die Schwester, riss sie vom Boden hoch, schlug ihr ins Gesicht, um die Erstarrung zu lösen. Doch das Feuer hatte Lenas Kleid bereits erfasst. Er versuchte, die Flammen mit seiner Jacke zu ersticken. Die beiden mussten über die Körper schwer verletzter Menschen steigen, sie atmeten giftige Gase ein, doch irgendwann waren sie draußen. Leon brach erschöpft zusammen, seine Schwester wurde mit schweren Brandverletzungen in die Klinik gebracht.
    »Und jetzt kommt's«, erzählte Jansen. »Rate mal, wem die Diskothek mit den verschlossenen Notausgängen gehörte?«
    »Ali Tabibi«, gab ich zur Antwort.
    Jansen nickte. »Der Anschlag galt ihm. Er hatte sich geweigert, Schutzgelder zu zahlen, und war irgendwelchen Gangstern mit seinen Geschäften in die Quere gekommen. Deshalb wollten sie seinen Laden in die Luft jagen.«
    »Ich erinnre mich an den Prozess«, grübelte ich. »Die Hinterbliebenen der Opfer haben ihn damals verklagt – oder irre ich mich?«
    »Es gab einen Prozess – wegen der verriegelten Notausgänge und den fehlenden Sicherheitsmaßnahmen. Doch Tabibi kam mit einer Geldstrafe davon. Der Staatsanwalt hatte ihn nur wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Die Schadensersatzansprüche gingen auch mehr oder weniger den Bach runter. Damals wurde gemunkelt, dass Tabibi die Behörden kräftig geschmiert hat. Besonders ein bestimmter Staatsanwalt soll sich gesund gestoßen haben.«
    »Dr. Hasso Klima«, murmelte ich.
    »Du sagst es. Und jetzt kennst du auch Solos Motiv.«
    »Der Jugendfreund räumt auf. Rache und Vergeltung. Eine archaische Geschichte. Was geschah mit Lena?«
    Jansens Stimme war belegt, als er fortfuhr. »Lena musste mehrmals operiert werden, danach wurde sie stationär in die Jugendpsychiatrische Klinik eingewiesen. Sie stellte den Kontakt zu ihrer Familie ein. Die Ärzte erkannten, dass sie sich am wohlsten fühlte, wenn sie einen Zeichenblock, eine Leinwand oder irgendein Stück Papier in der Hand hielt, auf das sie malen konnte. Die Familie brach durch die Ereignisse auseinander. Immer wieder Streitereien, die Eltern ließen ihren Frust an Leon ab. Der Vater investierte alle Kraft in seinen Job, dachte nur noch ans Geldmachen, kam kaum noch nach Hause. An einem Abend vor etwa zehn Jahren passierte der nächste Schicksalsschlag. Die Eltern waren mit dem Auto unterwegs. Der Vater saß am Steuer. Es muss wieder zum Streit gekommen sein. Auf der Autobahn drehte er den Motor hoch und fuhr mit 160 Stundenkilometern gegen einen Brückenpfeiler. Herr und Frau Pirelli waren sofort tot.«
    »Schrecklich«, sagte ich. Mehr als dieses Wort fiel mir nicht ein. Die Motive für Klimas und Tabibis Tod sind also klar, dachte ich. Ein gewissenloser

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