Grappa 09 - Grappa-Baby
verantwortungslos.«
»Ihre Tochter hat ihn aber geliebt«, warf ich ein.
»Am Anfang vielleicht.«
»Wieso? War die Ehe denn nicht glücklich?«, fragte ich verblüfft.
»Er war nicht in der Lage, Kristin das Leben zu bieten, das sie gewohnt war. Und er konnte ihr ja noch nicht einmal ein Kind machen. Sie wollte so gern Kinder.«
Burger senkte den Kopf und stierte vor sich hin. »Und jetzt ist sie schwanger«, brach es aus ihm heraus. »Ist das nicht eine Ironie des Schicksals?« Er lachte hysterisch.
»Mit Schicksal hat das nichts zu tun«, sagte ich. »An Ihrer Tochter ist ein Verbrechen verübt worden.«
»Faber ist an allem schuld. Er trieb sich mit anderen Frauen rum. Kristin wollte zurück zu uns. Manchmal glaube ich, dass Faber den Unfall absichtlich herbeigeführt hat.«
»Dr. Burger! Das meinen Sie nicht im Ernst!«
»Ich weiß genau, was ich sage.« Burger begann zu husten, er keuchte und keuchte, das Gesicht lief rot an.
»Entschuldigung«, japste er. »Eine verschleppte Bronchitis.«
»Ich kenne Frank zwar noch nicht lange«, sprach ich in einen weiteren Huster, »aber den Unfall hat er nicht absichtlich gebaut. Ihr Schwiegersohn ist völlig verzweifelt, er hat versucht, sich das Leben zu nehmen.«
»Alles nur Show«, meinte Burger. »Er will Mitleid erregen und die Meinung der Öffentlichkeit auf seine Seite lenken. Was ihm ja auch mit Ihrer Hilfe, Frau Grappa, gelungen ist. Alle bedauern den armen Ehemann und hassen den bösen Schwiegervater.«
»Versöhnen Sie sich mit Frank und versuchen Sie, eine gemeinsame Lösung zu finden. Ich finde es sehr unmenschlich von Ihnen, dass er Kristin nicht mehr sehen darf und Sie sie bewachen lassen.«
»Unmenschlich? Ich finde es unmenschlich, dass Frank meine Tochter umbringen will, nur damit dieses Kind nicht auf die Welt kommt. Wie soll ich das Leben meiner Tochter schützen, wenn ich diesen Psychopathen zu ihr lasse?«
»Sie wissen genau, dass Kristin ohnehin keine Chance mehr hat. Wie lange wollen Sie Ihre Tochter noch an diesen schrecklichen Apparaten hängen lassen?«
»Bis das Kind geboren ist«, kam die klare Antwort.
»Es stört Sie wirklich nicht, dass der Vater des Kindes ein Verbrecher ist?«
»Wenn ein Neugeborenes auf die Welt kommt, ist es ein unbeschriebenes Blatt. Erziehung und Umwelteinflüsse machen aus Kindern Verbrecher. Dieses Baby wird von meiner Frau und mir liebevoll erzogen werden, es wird ihm an nichts mangeln, und wir werden verhindern, dass es von den Umständen seiner Zeugung erfährt.« Es klang wie in Stein gemeißelt.
»Was tun Sie, wenn die Polizei den Vergewaltiger findet?«
»Er soll verurteilt werden und ins Gefängnis kommen, damit das Kind ungestört aufwachsen kann.«
»Irgendwann kommt er wieder raus ...«
»Ich werde schon dafür sorgen, dass er uns nicht behelligt.« Burgers Augen zeigten jetzt kalten Hass.
Es reichte mir. »Ich habe genug gehört. Vielen Dank für das Gespräch.« Ich stand auf.
Burger reagierte überrascht auf meinen plötzlichen Abgang. Er erhob sich ebenfalls.
»Vergessen Sie das hier nicht«, rief er mir nach, als ich die Tür zum Wohnzimmer bereits erreicht hatte.
Er hatte die Rose in der Hand, die den Namen seiner Tochter trug und die er mir geschenkt hatte.
»Danke«, sagte ich. »Frank hat diese Blumen übrigens im Krankenhaus gesehen. Am Geburtstag Ihrer Tochter. Wer kann sie dort hingebracht haben?«
»Faber fantasiert. Ich habe Ihren Artikel gelesen und mich beim Chefarzt erkundigt. Es gab keine Rosen.«
Eine neue Idee
In der Redaktion machte ich mir eine Liste mit den Namen der Männer, die zu Kristin Fabers Krankenzimmer Zugang gehabt hatten – während der Zeit, als sie schwanger wurde. Ich stützte mich dabei auf Niks Vernehmungsprotokolle, die mir in Kopie vorlagen. Zum Schluss hatte ich fünf Namen: der Ehemann Frank Faber, der Vater Dr. Hans Burger, Chefarzt Prof. Dr. Frederik Berggrün, Oberarzt Dr. Henri Cornett und Pfleger Bruno Schlagholz.
Wenn es kein total unbekannter Besucher war, der in Kristins Krankenzimmer eingedrungen und die ›Chance‹ genutzt hatte, musste einer der fünf der Vergewaltiger und somit Vater des Kindes sein.
Mit dem Pfleger und dem Oberarzt hatte ich noch keinen Kontakt aufgenommen, konnte mir also kein Bild von ihnen machen. Es wurde Zeit, das zu ändern.
Ich wollte gerade zum Telefonhörer greifen, als Peter Jansen durch die Tür in meine Einzelzelle trat.
»Und? Wie war's?«, fragte er neugierig.
»Sehr
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