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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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renoviert worden, die Fassade erstrahlte in einem hellvioletten Schimmer, innen gab's Neonlicht-Spielereien in Bonbonfarben und allerhand schräges Interieur. Eine Mischung aus Miami Vice und Bauhaus. Ich fand die schlichte, edle Glas-Stahl-Einrichtung, die das Restaurant früher gekleidet hatte, passender. Egal. Das Essen hatte dieselbe Qualität behalten.
    Ich war schon um halb acht da, wollte die Zeit nutzen, für Berggrün und mich einen lauschigen Zweiertisch zu bunkern.
    Luigi, vom Kellner zum Inhaber avanciert, begrüßte mich entzückt.
    »Signora Grappa! Wunderbar, dass du mal wieder zu uns gekommen bist.«
    »Hallo, Luigi. Was macht die Mafia?«
    »Alles paletti. Gute Geschäfte, viel Geld.«
    »Das sieht man!« Ich deutete auf die nagelneue Einrichtung.
    »Dir nicht gefallen?«
    »Doch. Sehr schön, sehr bunt. Hast du einen Tisch für zwei?«
    »Du und der Kripomann?«
    »Nein, heute bin ich ohne Polizeischutz. Wie wär's da hinten?«
    Ich deutete auf einen Tisch, der etwas abseits lag.
    »Va bene.«
    »Schön. Ich warte draußen auf meinen Begleiter. Um acht sind wir wieder da.«
    Von wegen. Ich lief vor dem Pinocchio auf und ab. Kein Berggrün um acht, keiner um halb neun. Er versetzte mich. Ich überlegte, ob ich allein essen sollte. Nein, das war langweilig. Lieber nach Hause.
    »Signora Grappa!« Luigi stand vor mir. »Da war ein Anruf für dich. Von einem professore ...« Er guckte auf einen Zettel. »... Berggrün. Ein Notfall im Krankenhaus. Kann nicht kommen.«
    »Mist!«, entfuhr es mir.
    »Du willst allein essen?«
    »Eigentlich nicht. Tut mir leid, alter Freund.« Ich gab ihm die Hand. »Arreviderci, Luigi.«
    »Kripomann wartet?« Luigi lächelte anzüglich.
    »Wahrscheinlich nicht«, seufzte ich. »Ich habe ihm für heute Abend frei gegeben. Er konnte ja nicht wissen, dass mein Termin platzt.«
    Ich stieg in mein Auto und startete. Es war Spätsommer, und die Tage wurden bereits kürzer. Ich dachte an die lange, dunkle Winterzeit, die kommen würde, und die warmen, verschmusten Abende zu zweit. Es war doch schön, nicht allein zu leben.
    Mein Herz machte einen Sprung, als ich Licht in unserer Wohnung sah. Nik war also da und der Abend noch zu retten.

The same old story ...
    Als ich den Schlüssel in die Tür steckte, hörte ich Musik. Keine Klassik, sondern leisen Jazz. Es war Billie Holiday. Nik hat es sich gemütlich gemacht, dachte ich.
    Dann sah ich die rote Kostümjacke, die auf dem Boden lag, und roch das fremde Parfum. Ich sah alles, fasste es aber nicht, registrierte die hockhackigen Damenschuhe zwischen Wohn- und Schlafzimmer, die von den Füßen geschleudert worden waren, weil es zwei Menschen sehr eilig hatten.
    Die Stimme der Jazz-Sängerin war dunkel und lasziv, Niks leises Lachen drang aus dem Schlafzimmer, es war Bestandteil dieses schwülstigen Songs über die Liebe zwischen Mann und Frau.
    The same old story of a boy and a girl in love ...
    Ich schloss die Augen. Wut, Scham und Enttäuschung schlugen wie ein Brecher über mir zusammen. Ich rang nach Luft, mein Herz war eine offene, schmerzende Wunde, das Blut in meinen Adern schockgefroren. Leise ging ich in die Küche, stützte mich auf den Tisch. Nik hatte die beiden Champagnergläser schon gespült. Süße, kleine Küchenfee. Immer ordentlich – im Gegensatz zu mir. Und er wusste, wie man Spuren verwischen musste. Gelernt ist gelernt.
    Sollte ich mir den Anblick da drüben ersparen? Einfach wieder verschwinden, in eine Telefonzelle gehen, anrufen und beiden die Gelegenheit geben, alle Hinweise zu beseitigen oder zu verschwinden?
    The same old story, but it's new to me ...
    Das Lied war zu Ende. Ich versuchte flach zu atmen, wartete auf den nächsten Schlag. Er kam. Ich hörte eine Frau schreien und Nik stöhnen – wie er oft auf mir gestöhnt hatte.
    Ich griff zu dem rostfreien Tranchiermesser aus dem Messerblock und stand Sekunden später in der Schlafzimmertür. Sie konnten mich nicht sehen, da die Tür nicht in ihrem Blickfeld lag.
    Libussa streckte sich satt und nackt auf meinem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Schenkel noch gespreizt. Nik lag auf dem Bauch, den Kopf erschöpft auf ihrem Oberschenkel, noch immer schwer atmend. Die Haut auf seinem Rücken schimmerte silbern vor Schweiß im indirekten Licht der Stehlampe, über der Libussas Dessous drapiert waren.
    »Du bist noch immer ein kleiner, geiler Teufel«, gurrte Libussa brünstig und wühlte in Niks Haar.
    »Guten Abend!«, sagte ich laut und

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