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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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aufschlussreich«, antwortete ich vielsagend.
    »Nun erzähl schon!«, forderte er und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Burger ist ein imposanter Mann, der ganz genau weiß, was er will. Er hasst seinen Schwiegersohn und will dieses Baby um jeden Preis. Er würde über Leichen gehen, um das Kind zu kriegen und nach seinem Ebenbild zu formen und ...« Ich stockte. Was hatte ich da gerade gesagt? Nach seinem Ebenbild. Das könnte es sein!
    Jansen sagte etwas, aber ich hörte nicht hin.
    »Was ist mit dir?«, fragte Jansen besorgt. »Du bist ja leichenblass.«
    »Ich habe gerade einen wahnsinnigen Einfall«, erklärte ich.
    »Ach, du Schreck.«
    »Willst du ihn hören?«
    »Wenn's sein muss.«
    »Es muss. Was wäre, wenn es gar keine Vergewaltigung war?«
    »Du tippst auf den Klapperstorch?«, grinste Jansen.
    »Hör auf mit dem Blödsinn.«
    »Dann war's der Heilige Geist!«
    »Keine Sorge. Stell dir mal folgendes vor: Burger weiß, dass seine über alles geliebte Tochter nicht mehr aufwachen oder – falls doch – ein lebenslanger Pflegefall bleiben wird. Er überredet einen der Ärzte, bei seiner Tochter eine künstliche Befruchtung vorzunehmen.«
    »Das wäre ein Ding! Und wem gehört der männliche Samen?«
    »Verstehst du denn nicht?«, rief ich. »Es ist sein eigener Samen! So sind in dem Baby nicht nur die Gene seiner Tochter, sondern auch seine eigenen.«
    »Das wäre ja Inzest!«
    »Nein. Er hat ja nicht mit ihr geschlafen. Der Inzest-Paragraf bezieht sich nur auf den vollzogenen Geschlechtsverkehr.«
    »Mannomann. Du kommst auf Ideen, Grappa! Ich hoffe nur, du lässt unsere geneigten Leser nicht an solchen Science fiction-Abenteuern teilnehmen! Wir kommen in Teufels Küche, und Burger hängt uns eine Verleumdungsklage an, die uns die Tränen in die Augen treiben wird.«
    »Keine Angst«, beruhigte ich ihn, »ich brauche erst Beweise. Dumm ist nur, dass ich meine Recherchen jetzt auch auf die weiblichen Klinikmitarbeiter ausdehnen muss. Die Männer sind nicht mehr allein im Ring.«

Mythos Eisprung
    Ich hatte mich nie mit dem Thema Schwangerschaft befasst. Kinder zu haben war nicht mein Ziel gewesen. Zu viele Frauen zelebrierten den Mythos des Befruchtetwordenseins mit aufdringlicher Zähigkeit, die mich aggressiv machen konnte. Schwangere gaben ihren Verstand an der Tür des Kreißsaals einer Klinik ab, und wenn das Kleine endlich da war, wurde es als das höchste, größte und schönste Wesen des Universums verehrt – selbst wenn es sechszehig war und auf der Stirn das dritte Auge hatte.
    Ich hatte mich bislang gedanklich nur mit einem Weg befasst, wie man schwanger werden kann – dem Klassiker nämlich: Mann und Frau schlafen miteinander, der Samen schnappt sich ein Ei, und das neue Leben beginnt. Doch bei Kristin Faber konnte es vielleicht auch einen anderen Weg gegeben haben, den noch niemand in Betracht gezogen hatte. Es wurde Zeit, mich mit den gängigen Arten von künstlicher Befruchtung zu befassen.
    Irgendwo auf meinem Redaktionsschreibtisch lag die Durchwahl von Prof. Dr. Frederik Berggrün. Er sollte mich in alle wichtigen Fragen rund um den Eisprung einweihen.
    Ich überzeugte seinen Vorzimmerdrachen, mich zügig durchzustellen.
    »Hier Maria Grappa vom Tageblatt «, flötete ich. »Ich habe inzwischen mit Dr. Burger gesprochen und eine neue Theorie zum Fall Faber. Ich glaube nämlich nicht, dass Kristin Faber von jemandem aus der Klinik vergewaltigt wurde.«
    »Ach ja?«, meinte Berggrün. Er war reserviert.
    »Wenn Sie meine Meinung interessiert, sollten wir uns sehen.«
    »Unbedingt. Sie wissen, dass ich die Presse gern bei ihrer Arbeit unterstütze.«
    »Ich weiß das zu schätzen«, säuselte ich. »Wann wäre es Ihnen recht?«
    »Heute Abend«, schlug der Chefarzt vor. »Wir sollten das Gespräch aber nicht hier in der Klinik führen. Wie wäre es mit einem Abendessen?«
    »Neutraler Boden ist immer gut«, stellte ich fest. »Das fördert vertrauensbildende Maßnahmen.«
    »Haben wir beide das wirklich nötig?«, meinte Berggrün.
    »War nur so ein Scherz von mir«, behauptete ich. »Ich schlage Ihnen das Pinocchio vor. Ich kenne das Restaurant und weiß, dass wir dort keine unangenehme Überraschung erleben werden. In punkto Essen, meine ich. Einverstanden?«
    »Gern. Dann bis heute Abend. Sagen wir zwanzig Uhr vor dem Restaurant?«
    Ich willigte ein. Endlich kam Leben in die Sache. Ich spürte, wie meine alte Lust zum Wadenbiss wiederkehrte.

Notfälle
    Das Pinocchio war kürzlich

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