Grappa 09 - Grappa-Baby
kann seine Tochter ohne unsere Zustimmung hinbringen, wo er will, ohne sie entführen zu müssen.«
»Und die Angestellten an der Pforte? Es muss doch auffallen, wenn da jemand rausgeschafft wird, der an lebenswichtigen Maschinen hängt!«
»Wer sagt denn, dass Frau Faber noch an den Apparaten hängt?«
»Sie meinen, dass sie auch tot sein kann?«
»Woher soll ich das wissen?« Berggrün schien wirklich verzweifelt.
»Wird denn über die Krankentransporte kein Buch geführt?«
»Wir sind ein großes Krankenhaus. Fast jede Stunde fahren Krankenwagen vor, holen Patienten ab oder bringen sie. Die Namen werden mit den Anweisungen der Ärzte auf den jeweiligen Stationen abgeglichen. Doch das ist in dem Fall wohl versäumt worden.«
»Schöne Scheiße«, bewertete ich. »Was sagt Burger dazu?«
»Ich habe ihn noch nicht gesprochen, er ist im Ausland unterwegs.«
»Wenn er's wirklich nicht gewesen ist, wird er Ihnen das Leben zur Hölle machen – das ist Ihnen doch klar?«
»Allerdings«, gab Dr. Berggrün zu. »Gegen ein Verbrechen kann jedoch niemand etwas machen.«
»Zuerst wird eine Ihrer Patientinnen geschwängert und dann entführt. Vielleicht sollten Sie Ihr Haus mal auf Sicherheitsvorkehrungen durchchecken lassen.«
»Das habe ich schon längst veranlasst«, behauptete der Chefarzt. »Ich kann Sie nur bitten, Ihre Artikel zurückhaltend zu formulieren. Der Konkurrenzdruck unter den Krankenhäusern ist zurzeit sehr stark ...«
»Ich weiß«, unterbrach ich ihn, »das Kostendämpfungsgesetz im Gesundheitswesen. Das war's dann wohl?«
Ich legte auf, denn ich hatte genug von den Entschuldigungen.
Schon wieder ein Ende
»Pass mal auf, Frank«, setzte ich ihm die Pistole auf die Brust. »Du kannst die Sache mit Nik vielleicht ein bisschen gutmachen, in dem du in den nächsten Wochen genau das tust, was ich sage.«
Frank Faber schaute mich nur abwesend an. Er war noch schockiert durch die Lektüre meines Zeitungsartikels, aus dem er am Morgen erfahren hatte, dass seine Frau aus der Klinik verschwunden war.
»Nik geht es zwar besser, aber er kann natürlich in der Sache nicht weiter ermitteln. Wir beide müssen das jetzt in die Hand nehmen. Hörst du mir überhaupt zu?«
Ich trat zu ihm und schüttelte ihn. Frank roch nach tagealtem Schweiß und war mal wieder kurz vorm Durchdrehen.
Ich zog ihn hoch, schob ihn ins Bad. In der Wanne hatte lange niemand mehr gelegen, ich spülte sie einmal kurz durch und ließ heißes Wasser ein. In einer Ecke fand ich den Rest eines Schaumbades. Ich entsorgte es ins Wasser. Ein blumiger Duft erfüllte das Badezimmer.
»Ab in die Wanne«, befahl ich.
Frank saß auf dem Klodeckel und sah mir teilnahmslos bei meinen Aktionen zu.
»Mensch, lass dich nicht so hängen«, schnauzte ich ihn an. »Zieh diese stinkenden Klamotten aus und leg dich ins Wasser. Wasch dir auch die Haare – du siehst gotterbärmlich aus. Wird's bald?«
»Lass den Kommandoton, Grappa«, brüllte er plötzlich. »Wir sind hier nicht auf dem Kasernenhof!«
»Na also«, grinste ich. »Es ist doch noch Leben in dir. Und jetzt mach einen Striptease – oder soll ich mal Hand anlegen?« Ich trat mit erhobenen Händen drohend auf ihn zu.
»Bloß nicht«, erschrak er, »das hätte mir zu meinem Unglück noch gefehlt.«
Eilig begann Frank Faber sein Hemd aufzuknöpfen.
»Ich suche derweil ein paar saubere Klamotten in deiner Bude«, kündigte ich an. »Und wasch dich bitte gründlich – auch die Stellen, die man nicht auf den ersten Blick sieht. Ich habe eine empfindliche Nase.«
Sekunden später hörte ich ihn im Wasser plantschen.
Im Schlafzimmer herrschte das Chaos. Frank hatte wochenlang nicht gebügelt, und seine saubere Schwester war wohl in Sachen Haushalt keine große Hilfe gewesen, als sie sich bei ihm eingenistet hatte.
Ich fand ein einigermaßen ansehnliches T-Shirt und eine zerknitterte Jeans neben dem Bett. Jetzt noch Unterwäsche und Socken. Ich zog die Schublade einer Kommode auf – und wurde fündig. Hier lagen ein Herrenslip und ein Hemd. Leider passten beide nicht zusammen. Als ich die Teile in der Hand hielt und sie betrachtete, wusste ich, warum. Der Slip gehörte Nik Kodil, es war die Nobel-Marke, die er gewöhnlich trug, und auch das eingestickte Monogramm stimmte.
Ich starrte wie vom Donner gerührt auf die beiden Buchstaben NK . Dann überkam mich die Wut, ich warf mich aufs Bett, hämmerte auf die Matratze, fand keinen Widerstand für meine Fäuste, sprang wieder auf,
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