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Grappa 09 - Grappa-Baby

Grappa 09 - Grappa-Baby

Titel: Grappa 09 - Grappa-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Lift war mal wieder kaputt – wusste ich, warum: Männer können besser schleppen als Frauen.
    »Na, dann Prost, Grappa-Baby«, sagte ich drei Minuten später zu mir, als der Korken neben einer Flasche lag.
    Nach dem zweiten Glas verschob ich den Gedanken an die schmutzigen Fenster und die volle Waschmaschine.
    Ich saß allein in der Küche und starrte vor mich hin. Die Geräusche, die von der Straße zu mir drangen, wurden plötzlich laut und störend, marterten mein Gehirn.
    Die richtige Zeit für Musik und Ablenkung. Ich nahm Weinflasche und Glas, ging zum CD-Player, fischte Rachmaninoffs Paganini Rhapsodie aus dem Regal, warf sie ins Gerät, drehte die Lautstärke auf und drückte die Play-Taste. Wohlige Klänge umfingen mich, ich hielt das Weinglas gegen das Licht und ergötzte mich an der kühl-gelben Farbe.
    Ich bereute plötzlich, die Story aufgegeben zu haben, denn sie hatte alles, was eine gute Geschichte ausmacht: Gefühl und Verbrechen. Außerdem tat es mir leid, Kristin Faber einfach so im Stich gelassen zu haben. Eine Frau, die zur Gebärmaschine degradiert worden war, zur biologischen Reproduktionsstation, verdiente mehr als nur journalistisches Interesse.
    Frank hat recht, dachte ich, die einzige Lösung für Kristin Faber ist der Tod. Schmerz und Glück vergessen können, unglaublich leicht werden, kristallene Klarheit, wenn die Körperlichkeit aufhört, einfach verschwinden und nicht wiederkommen.
    Die Flasche war schon lange leer, doch meine Stimmung hatte sich nicht gebessert. Der Alkohol versagte nun auch schon als Tröster in trüben Stunden.
    Fast hätte ich das Klingeln an der Tür überhört. Ich schaute auf die Uhr – es war fast 22 Uhr. So geräuschlos, wie es ging, schlurfte ich zur Tür und schaute durch den Spion. Es war Frank Faber.
    »Was willst du?«, knurrte ich.
    »Lass mich rein, Grappa«, jammerte er. »Ich hab doch sonst niemanden.«
    Ich atmete tief durch und öffnete. Frank hatte mal wieder geweint, er sah völlig fertig aus.
    »Willst du Wein?«, fragte ich, als er auf der Wohnzimmer-Couch saß.
    Er nickte stumm, ich nutzte die Gelegenheit, die nächste Flasche zu köpfen, und goss ihm ein Glas voll.
    Dann stellte ich den Rachmaninoff leiser.
    »Ist was passiert?«, fragte ich leise.
    »Was machen die mit Kristin?«, weinte er los. »Warum hilft ihr denn keiner?« Er goss den Wein in einem Zug runter.
    »Beruhige dich«, sagte ich und drückte seinen blonden Kopf an meinen Busen, »es wird alles gut – ganz bestimmt.«
    »Brigitte hat angerufen.«
    »Brigitte?« Ich verstand nur Bahnhof.
    »Meine Schwiegermutter.«
    »Kristins Mutter?« Irgendein Gefühl sagte mir, dass die Story genau in dieser Sekunde eine Wendung erhalten würde.
    »Sie hat Kristin gesehen.«
    »Was hat sie?«
    »Sie hat gesehen, wie Kristin ins Haus gebracht wurde.«
    »Mensch, Frank! Drück dich klarer aus! Welches Haus – zum Teufel noch mal – meinst du?«
    »Das Sanatorium, in das Burger seine Frau gebracht hat«, antwortete Frank. »Hast du noch was von dem Wein?«
    »Sag mir erst, welches Sanatorium deine Schwiegermutter meint!«
    »Brigitte hat keine Ahnung, wo sie untergebracht ist. Niemand sagt es ihr. Sie hat ein Telefon gefunden und mich in einem unbewachten Augenblick angerufen.«
    »Wird deine Schwiegermutter denn gefangen gehalten?« Ich war fassungslos.
    »Gib mir Wein«, forderte Frank Faber.
    Noch so ein Fall für den Kreuzbund, dachte ich und ging in die Küche.
    »Also, erzähl schon«, sagte ich zwei Minuten später, als wir beide mit ordentlich gefüllten Gläsern auf dem Sofa saßen. »Burger hat mir erzählt, dass seine Frau einen Nervenzusammenbruch hatte und deshalb in ärztlicher Behandlung sei. Leider habe ich mich mit der Antwort zufrieden gegeben, anstatt die Sache zu überprüfen. Was hat sie dir noch erzählt?«
    »Brigitte sagt, dass es ihr gut geht und sie nicht versteht, dass sie nicht nach Hause darf.«
    »Hat sie Kontakt zu ihrem Mann?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie konnte nicht länger mit mir telefonieren, weil jemand kam. Ach, Grappa, was sollen wir nur tun?«, heulte er.
    »Du bist wirklich ein verdammter Jammerlappen, Frank!«, schnauzte ich ihn an. »Ich hab zwar nichts dagegen, wenn Männer ab und zu mal weinen, aber du übertreibst es.«
    »Ich mache mir Sorgen um Kristin!«
    »Du musst auf jeden Fall die Nerven behalten«, riet ich. »Diese neue Spur ist Gold wert ... und eine tolle Story obendrein. Burger hält seine Frau gefangen und kidnappt seine

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