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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Lärm.«
    »Oh Himmel«, murrte ich. »Dann vergiss es.«
    »Maria! Wenn du frühstücken und duschen willst, kannst du das auch bei mir tun.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du eine Hütte hast. Ich dachte, du schläfst unter den Brücken von Arles ... oder so.«
    »Schleich dich aus dem Haus und warte am oberen Ende des Weges auf mich.«
    »Darf ich mir wenigstens was anziehen?«
    »Nur, wenn es unbedingt sein muss.« Er lachte. »Bis gleich.«
    Ich schlich mich ins Bad, absolvierte eine Katzenwäsche mit fast geräuschlosem Zähneputzen, legte ein bisschen Schminke auf, warf mich in Jeans und Top und ging auf Zehenspitzen die Treppe zur Küche hinunter. Vorsichtig drehte ich den Schlüssel in der Außentür um und stand im Garten. Die frühe Sonne ließ die Lavendelfelder in zartem Violett leuchten.
    Wenig später hatte ich die Weggabelung erreicht. Ich schaute zum Haus zurück. Die Fensterläden zu Thalers Zimmer waren geschlossen. Wo blieb Cortez?
    Ein kleiner, alter Lieferwagen mit offener Ladefläche näherte sich. Der Motor schien nicht mehr okay zu sein, denn das Teil stotterte und machte einen ziemlichen Lärm.
    Mein Staunen war groß, als ich Cortez am Steuer sah.
    »Hallo«, begrüßte ich ihn. »Geiler Schlitten. Muss ich auf die Ladefläche oder darf ich rein?«
    Er öffnete mir von innen die Tür. Ich kletterte neben ihn. Er nahm meinen Kopf und zog ihn zu sich hin. Dann küsste er mich – weder wie ein Bruder noch wie ein Lover – die Berührung unserer Lippen lag irgendwo dazwischen.
    »Wohin fahren wir?«
    »Zu meinem Atelier«, antwortete er und lenkte den Wagen vorsichtig zwischen den Mauern durch. Es holperte und wackelte – die Federung des Fahrzeugs hatte wohl schon bessere Tage gesehen. »Ich zeige dir das Bild.«
    »Endlich«, gähnte ich.
    »Entspann dich und schlaf noch ein bisschen«, bat Cortez. »Wir werden uns einen schönen Tag machen. Une très belle journée .«
    »Ich kann's kaum erwarten!«, sagte ich tapfer und dachte an ganz andere Dinge, die mir den Tag verschönern könnten. Sie hatten allerdings weniger mit van Gogh als mit Cortez zu tun.
    »Tust du mir einen Gefallen?« Er blickte mich von der Seite an.
    »Kommt drauf an.«
    »Ich möchte nicht, dass du weißt, wo mein Atelier ist. Darf ich dir die Augen verbinden?«
    »Was soll der Blödsinn?«, fragte ich aufgebracht. »Augen verbinden – so was! Vergiss es!«
    Cortez stoppte den Wagen am Straßenrand.
    »Du weißt doch, dass viele Leute hinter diesem Bild her sind. Sie suchen seit Wochen danach. Was ist, wenn man dich entführt und zwingt, den Ort preiszugeben?«
    »Ich schweige wie ein Grab.«
    »Du kennst die Methoden dieser Leute nicht«, sagte Cortez bitter. »Sie scheuen vor Folter und Mord nicht zurück.«
    »Du übertreibst«, widersprach ich. »Du hast kein Vertrauen zu mir – das ist der wirkliche Grund.«
    »Soll ich dich wieder in dein Haus zurückbringen?« Er schien wild entschlossen, seinen Willen zu bekommen.
    »Ich will dieses Bild sehen, verdammt noch mal!«, rief ich. »Aber die Augen lasse ich mir nicht verbinden. Das geht zu weit. Ich kann mir sowieso keine Straßen und keine Schilder merken. Mein Orientierungssinn ist nicht besonders ausgeprägt und ich habe ein lückenhaftes Gedächtnis.«
    »Wie du willst, Dickkopf«, seufzte er und startete wieder. Mit einem Ruckeln gelangte das alte Möhrchen auf die Straße zurück. Wir fuhren Richtung Cavaillon und landeten kurz darauf in Ménerbes, dann ging's weiter nach Oppède.
    Cortez stoppte den Lieferwagen auf einem großen Parkplatz vor dem Dorf. Irgendeine Sehenswürdigkeit musste es hier geben, denn der Platz war groß und es waren Stellflächen für Touristenbusse eingezeichnet.
    Cortez wechselte ein paar Worte mit dem Parkwächter. Man kannte sich offenbar.
    »Bist du gut zu Fuß?«, fragte er mich.
    »Es geht. Wo soll's denn hingehen?«
    Cortez antwortete nicht, sondern deutete auf bewaldete Hügel, die sich hinter dem Dorf erhoben.
    Ich trottete hinter ihm her. Sein Gang war kraftvoll, die Schritte lang und selbstbewusst. Wir liefen über den Dorfplatz, an einem kleinen Hotel vorbei. Vor der restaurierten Fassade saßen frühe Gäste. Die Patronin rief Cortez etwas zu, er winkte freundlich zurück. Sie beäugte mich schräg. Sie war drall und attraktiv. Ich äugte zurück.
    Cortez hatte es bemerkt und sagte: »Ich esse manchmal hier.«
    »Klar«, meinte ich trocken. »Irgendwo muss man ja essen. Kocht sie gut?«
    Cortez lachte, legte den Arm um

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