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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nicht gesehen. Thaler ist von der fixen Idee besessen, dass Cortez das Bild besitzt. Gerade er wäre aber der Letzte, der mit einem Kunstwerk Geschäfte macht«, behauptete ich. »Er liebt die Kunst und hasst deren Vermarktung.«
    »Soll ich Ihnen mal was über Cortez erzählen?« Sterners Stimme war hart.
    »Wenn Sie wollen.«
    »Er ist als Kunstfälscher bekannt. Viele Bilder der französischen Impressionisten, die in den Museen der Welt hängen, stammen von ihm.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, rief ich empört.
    »Und jetzt will er das ganz große Geschäft machen. Ich bin davon überzeugt, dass der Bauer im Melonenfeld eine Fälschung ist.«
    »Dann fahren Sie doch wieder nach Hause«, riet ich Sterner. »Was hält Sie noch hier?«
    »Leider ist unser Kunde ganz verrückt auf diesen Van-Gogh. Er will ihn haben – gegen meinen Rat natürlich.«
    Mir dämmerte etwas. Hatte nicht Thaler mal in Zusammenhang mit seiner Syndikatsrecherche einen Namen fallen lassen ... Ich versuchte es: »Ich nehme an, dass Sie von Albert Fournier sprechen. Dann muss er das Risiko eben eingehen.«
    Sterner schaute mich überrascht an. »Woher kennen Sie diesen Namen?«
    »Recherche«, meinte ich knapp.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass Thaler nicht mehr bei uns saß. Er war ins Haus gegangen.
    »Also – warum sind Sie hier? Um ein gefälschtes Bild zu begucken?« Ich wollte nur eins – Sterner so schnell wie möglich loswerden. Immerhin hatte ich heute noch viel zu tun. Die New Yorker Kunstzeitschrift wartete.
    Sterner sah auf. Thaler trat aus der Terrassentür heraus und kam zu uns. Er lächelte.
    »Hier sind Fotos des Gemäldes«, sagte er und blätterte die Bilder auf den Tisch, die ich in meinem Koffer versteckt hatte. »Das Bild sieht einem echten Van-Gogh verblüffend ähnlich. Oder, Sterner?«

Aber den Weg, den ich gehe, muss ich einhalten; wenn ich nichts tue, wenn ich nicht studiere, wenn ich nicht suche, dann bin ich verloren. Dann wehe mir!
    Der Hauch der Kunst
    Mein Wutanfall dauerte mindestens eine Viertelstunde. Thaler und ich hatten uns allerhand Beleidigendes an die Köpfe geworfen, während Sterner still und mit völliger Konzentration über den Fotografien brütete. Wir hatten ihn in unserer Rage völlig vergessen.
    »Es ist unglaublich«, stieß der Maler nach einer Weile hervor. Seine Miene spiegelte innere Erschütterung wider.
    »Was?«, fragten Thaler und ich gleichzeitig.
    »Das Bild scheint wirklich echt zu sein«, flüsterte Sterner heiser. Als er aufsah, bemerkte ich Tränen in seinen Augen.
    Thaler und ich sahen uns entgeistert an.
    »Echt? Wie können Sie das wissen?«, nörgelte Boris Thaler. »Sie haben mir doch mal erklärt, dass die Echtheit eines Kunstwerkes nur durch ausgefeilte Analysen festzustellen sei. Und jetzt fallen Sie auf ein Foto rein ...«
    »Mein Bauch sagt mir, dass es ein echter Vincent ist.« Sterner lehnte sich völlig erschöpft gegen den Stamm des Maulbeerbaumes.
    »Ach du lieber Himmel, jetzt kommt auch noch Ihr dicker Bauch ins Spiel«, höhnte Thaler. »Ich fasse es nicht! Wo bin ich hier eigentlich gelandet? Erst diese durchgeknallte Grappa und jetzt Sie!«
    »Halten Sie Ihre dämliche Klappe«, riet ich ihm. »Sonst verschönere ich Ihren Roadster mit einem schmucken Kratzrelief.«
    Ich griff zu einer Gabel, die auf dem Tisch lag.
    »Sie sind nicht nur durchgeknallt, sondern auch hochgradig hysterisch«, attestierte mir Thaler. »Wer an mein Auto will, muss erst mich beseitigen!«
    »Kein Problem«, sagte ich und ging mit erhobener Gabel auf ihn zu.
    »Aufhören!«, schrie Sterner. »Endlich aufhören! Ich lasse mir diesen Moment von niemandem kaputt machen!« Der Maler hatte sich vor uns aufgebaut, die Farbe seines Gesichtes war knapp ampelrot, die Mundwinkel zitterten und sonderten Schaum ab, die Hände zitterten wie ein Lämmerschwanz.
    »Was ist denn mit dem los?«, meinte Thaler verblüfft.
    »Ganz ruhig!«
    Erschrocken hatte ich die Gabel sinken lassen. Den kannst du in den nächsten Tagen noch umbringen, dachte ich grimmig und warf Thaler einen giftigen Blick zu.
    »Haben Sie einen Calvados?«, fragte Sterner flehend. »Oder einen Pastis? Ich brauche dringend was für den Magen. Das Großartige dieser Kunst macht mich ...«
    »Sie alter Säufer!«, schimpfte Thaler.
    Ich stand auf, um in der Küche nach dem Calvados zu schauen.
    »Warum gebe ich mich bloß mit solchen Losern ab?«, setzte Thaler seine Schimpfkanonaden fort.
    »Mir reicht's!«, brüllte ich von der

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