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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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noch ein oder zwei Wochen dranhängen. Übernimmst du die Spesen?«

Ich kann im Leben und auch in der Malerei sehr gut ohne den lieben Gott auskommen, aber ich, ein leidender Mensch, kann nicht auskommen ohne etwas, das größer ist als ich, das mein ganzes Leben ist – die Schaffenskraft. Ich möchte Männer und Frauen mit dem gewissen Ewigen malen, wofür früher der Heiligenschein das Symbol war und das wir durch das Leuchten unserer Farben auszudrücken versuchen.
    Im Zeichen der Melone
    Es war schwer, Joe Sterner wieder auf die Füße zu kriegen, doch wir schafften es. Thaler hielt den Kopf des Malers über der Badewanne fest, ich öffnete die Brause und ließ kaltes Wasser über ihn laufen. Nachdem er den Kälteschock überwunden hatte, begann er wie am Spieß zu schreien.
    Leider half uns das alles nicht weiter. Als Sterner im Garten stand, erblickten seine rotgeäderten Augen den Liegestuhl, den er umgehend überraschend zielsicher ansteuerte und in Beschlag nahm. Sekunden später war er weggeschnarcht.
    »Und was nun?«, fragte ich Thaler.
    »Wir machen's ohne ihn«, sagte er ungerührt. »Dann können wir wenigstens mit meinem Roadster fahren. Der hat nämlich nur zwei Plätze.«
    »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
    »Wollen Sie sich einen Hut aufsetzen? Ich hatte vor, meine 140 PS voll auszufahren. Ihre Haare sind danach nicht mehr dieselben.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, meinte ich völlig unbeeindruckt. »Ich bin überhaupt nicht eitel. Notfalls haben Sie doch einen Kamm für mich in Ihrem Schminktäschchen, oder?«
    »Das ist kein Schminktäschchen«, protestierte Thaler empört. »Das ist ein Überlebens-Set!«
    »Mit Nagelfeile und Herrenparfum?«
    Thaler überhörte meinen Einwand, denn er war vollauf damit beschäftigt, den Deckel seines Autos aufzuklappen. Als das Dach verschwunden war, umrundete Thaler sein Fahrzeug per pedes.
    »Ein Hund hat an meinen Reifen gepinkelt«, jammerte er plötzlich. »Das war wieder einer dieser widerlichen Köter, die hier haufenweise herumstreunen. Ich brauche Wasser.«
    »Weihwasser? Mineralwasser? Oder Leitungswasser?«
    »Leitungswasser genügt.«
    »Schön.« Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen.
    Thaler stutzte.
    »Der Wasserhahn ist in der Küche«, half ich ihm. »Der Putzeimer steht unter der Spüle – aber das wissen Sie ja bereits.«
    »Sie sind eine herzlose Frau«, stellte Thaler fest. »Aber – lassen wir das jetzt. In einer guten halben Stunde müssen wir in Cavaillon sein. Jean-Jacques Prébois wartet auf uns. Allons-y .«
    Ich warf noch einen Blick auf Sterner, der in der prallen Sonne schnarchte. Sein Blumenhemd war hochgerutscht und hatte einen schwabbeligen, graubehaarten Bauch freigelegt. Er hatte nur noch einen Schuh an, die weiße Baumwollsocke war im Bereich des großen Zehs kräftig gelocht.
    Bald würde gnädiger Schatten seine Elendsgestalt vor den Blicken der Landbevölkerung verbergen.
    Thaler strich sein Haar zurück, setzte eine Armani-Sonnenbrille auf die Nase und startete mit viel Getöse. Ich war schwer beeindruckt.
    Das Restaurant von Jean-Jacques Prébois, dem Melonenmann, lag inmitten des Ortes Cavaillon. Wir bekamen einen Parkplatz direkt vor dem Haus.
    Das Lokal war teuer eingerichtet, etwas voluminös und altertümlich, eher nobel als chic. Prébois erwartete uns – Thaler hatte uns als Journalisten aus Deutschland avisiert, die über sein Restaurant schreiben wollten.
    Der Melonenmann war ein agiler, lebhafter Franzose mit einem kleinen S-Sprachfehler, lustigen, immer umherschweifenden schwarzen Augen. Er trug einen hellen Panamahut und war weiß gekleidet.
    »J'aime bien les formes rondes« , schwärmte er und blickte in meinen Ausschnitt. »J'aime bien tous les melons du monde.«
    Ich tat ihm den Gefallen und atmete tief durch. Da er kleiner war als ich, hatte er einen prima Blick auf meine Hügellandschaft.
    Beschwingt führte er uns zu einem schön platzierten Tisch, der etwas abseits lag.
    Doch Thaler bat um den Tisch direkt am Fenster – damit er seinen Roadster im Blick hatte und ihn notfalls gegen räuberische Attacken verteidigen konnte.
    »Heilige Einfalt«, stöhnte ich. »Vielleicht kann er den Tisch ja raustragen und direkt vor Ihrer Kiste aufbauen.«
    Um des lieben Friedens willen setzten wir uns an den Tisch ans Fenster. Draußen brannte die Sonne auf die schwarzen Ledersitze des Sportwagens.
    Prébois teilte uns mit, was die Küche Schönes zu bieten hatte. Wir sagten ihm, dass wir uns

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