Grappa 10 - Zu bunt für Grappa
wer dran war.
»Maria«, sagte Cortez. »Wie geht es dir?«
»Danke, gut.«
»Hast du schon etwas erreicht?«
»Ja, ich habe das Fax abgesetzt und warte auf Antwort. Übrigens – wir haben einen Verbündeten.«
»Wie meinst du das?«, fragte er erschrocken.
»Du kennst doch Sterner«, plapperte ich drauf los. »Er ist Kunstgutachter. Er ist davon überzeugt, dass der Van-Gogh echt ist.«
»Ich weiß, dass er echt ist. Wie kommt Sterner zu dieser Auffassung?«
»Er hat das Bild gesehen.«
»Was?«, fragte Cortez entsetzt. »Du hast ihm das Foto gezeigt? Das war gegen unsere Vereinbarung!«
»Ich kann nichts dafür«, versuchte ich kleinlaut zu erklären. »Thaler hat die Bilder gefunden. Ich hatte sie nicht gut genug versteckt.«
»Das ist gar nicht gut«, sagte Cortez leise.
Ich merkte, dass er sauer war. »Glaub mir, ich hab's nicht gewollt«, wiederholte ich. »Sterner arbeitet für eine große Versicherung. Er hat mir erzählt, dass ein Sammler hundert Millionen für den Bauern in Melonenfeld bietet.«
»Das Bild ist unverkäuflich«, meinte Cortez reserviert. »Das weißt du genau.«
»Und wie kommt es, dass ein Unbekannter das Gemälde zum Verkauf anbietet?«
»Was?« Cortez' Stimme klang entsetzt.
»Du wusstest das nicht?«
»Wie sollte ich?«
Ich spürte Erleichterung. Zwischendurch hatte ich mal daran gedacht, dass Cortez der anonyme Anbieter sein könnte und ein falsches Spiel mit mir treiben würde.
»Du hast wirklich keine Ahnung?« Ich wollte es ganz genau wissen.
»Das Bild wird nicht verkauft. Und damit basta.«
»Dann ist es gut. Ich dachte schon ...« Ich schämte mich meiner Gedanken.
»Du musst Vertrauen zu mir haben«, bat Cortez. »Sonst hat unsere Zusammenarbeit keinen Sinn. Glaubst du mir?«
»Okay.«
»Wo bist du jetzt? Im Haus?«
»Nein. Ich bin mit Thaler nach Cavaillon gefahren. Wir suchen das Melonenfeld, das auf dem Gemälde abgebildet ist.«
»Ach ja? Und? Habt ihr es gefunden?«
»Noch nicht. Wir essen gerade zu Mittag. Bei Jean-Jacques Prébois, dem Melonenmann.«
»Prébois?«
»Aber er kennt das Feld und die Kirche auch nicht.«
»Was? Du hast ihm das Bild auch gezeigt?«
»Sicher. Was sollte ich sonst machen?«
» Quelle bêtise! Vielleicht sollten wir es in der gesamten Provence verteilen ...« Cortez war jetzt richtig sauer.
»Tut mir Leid«, sagte ich zerknirscht.
»Oh, Maria. Ce n'est pas possible! Deine Aktionen bringen mich in Schwierigkeiten.«
»Was meinst du?« Ich verstand nicht.
»Warum vertraust du wildfremden Menschen?«
»Wieso nicht?«
»Wie hat Prébois denn reagiert, als er das Foto gesehen hat?«
»Ziemlich merkwürdig. Er wurde blass und ließ sich nicht mehr blicken.«
»Siehst du.«
»Hab ich was falsch gemacht?«
»Ja, so ziemlich alles, was du falsch machen konntest.«
Ich schwieg.
»Maria?«
»Ja.«
»Nimm's nicht tragisch. Es wird schon gut ausgehen. Ich melde mich wieder. Wann rechnest du mit der Antwort aus New York?«
»Keine Ahnung. Vielleicht morgen.«
»Gut. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.«
Etwas betroffen ging ich ins Restaurant zurück. Thaler hatte seinen Teller leer geputzt, mir war der Appetit vergangen.
»Und? Erzählen Sie!« Jetzt fing Thaler auch noch an, mich zu löchern.
»Nichts«, log ich. »Es war Peter Jansen. Er wollte fragen, wie's mir so geht.«
»Der gute alte Jansen«, sinnierte Thaler. Es hörte sich nicht nett, sondern verächtlich an.
»Ist Prébois wieder aufgetaucht?«, änderte ich das Thema.
»Ja. Er wollte wissen, warum wir uns nach dem Feld erkundigt haben.«
»Und?«
»Ich hab's ihm nicht gesagt und so getan, als verstünde ich kein Französisch.«
»Gibt's noch Nachtisch?« Ich hatte jetzt doch plötzlich eine Riesenlust auf was Süßes – möglichst ohne Beteiligung einer Melone.
Kaum hatte ich's gesagt, schleppte die Kellnerin Meloneneis an, um das kandierte Melonenkügelchen drapiert waren.
»Langsam gehen mir die Melonen auf den Zeiger«, raunte ich Thaler zu. »Man kann alles übertreiben.«
»Gucken Sie mal da!«
Thaler deutete zum Fenster. Prébois war aus dem Restaurant gelaufen und hatte sich in einen Wagen gesetzt, der hinter Thalers Roadster geparkt stand. Das Fahrzeug scherte auf die Straße und brauste davon.
»Wo will der denn hin?«, fragte Thaler.
»Unser Auftauchen hat ihn ganz schön fertig gemacht«, stellte ich fest. »Lassen Sie uns schnell zu Ende essen, damit wir die Leute auf dem Bauernmarkt befragen können.«
Gesagt,
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