Grappa 10 - Zu bunt für Grappa
Satz triefte vor Neid und in seinem Blick lag die unbedingte Gier nach einem Leben in Luxus.
Ich ging in die Küche. Dort steckte ich den Revolver in meinen Hosenbund. Hoffentlich geht das Ding nicht von allein los und zertrümmert meinen Fußmittelknochen, dachte ich. Jetzt noch das T-Shirt drüber verteilt, die Flasche entkorkt, Gläser geschnappt und wieder raus. Niemand hatte was bemerkt.
Wieder im Garten fragte ich Thaler: »Haben Sie die dreißig Millionen von dem lieben Albert bekommen?«
»Sie wissen genau, dass mir Cortez das falsche Bild untergejubelt hat«, klagte Thaler. »Nur meiner überragenden Intelligenz ist es zu verdanken, dass ich jetzt nicht auf dem Grund der Seine liege.«
»Wie haben Sie Albert davon überzeugt, dass er ausgerechnet so jemanden wie Sie noch braucht?«
»Ich habe ihm klar gemacht, dass ich eine sozialverträgliche Lösung für sein Problem gefunden habe«, sagte Thaler von ganz oben herab.
»Und – wie sieht die aus?«
»Ich habe ihm gesagt, dass er seinen Konzern nach modernen Managementregeln führen muss. Nicht immer gleich draufhauen, nicht so viele Leute umbringen ... Albert Fournier ist ein Schöngeist – auch wenn er manchmal etwas grob werden kann.«
»Was – zum Teufel – soll heute hier ablaufen?«
»Wir sind gekommen, um das echte Bild zu holen.«
»Zu holen? Ist damit Kaufen oder Stehlen gemeint?«
»Das hängt davon ab, was Cortez und Albert miteinander besprechen. Ich habe Monsieur Albert geraten, Cortez einen halbwegs fairen Preis zu bieten.«
»Cortez wird nicht verkaufen!«
»Doch – das wird er.« Thaler schien sich seiner Sache sicher zu sein.
»Schmeckt der Wein?«, wechselte ich das Thema.
»Er ist ein bisschen zu kühl.«
»Ich bin untröstlich!«
»Machen Sie sich nichts daraus, Frau Grappa«, sagte Thaler gnädig. »Sie konnten ja nicht wissen, dass ich wieder auftauche.«
»Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich habe mir sogar Sorgen um Sie gemacht.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Mindestens fünf Sekunden lang. Danach war mir aber klar, dass so ein Arschloch wie Sie immer wieder auf die Füße fällt. Zumindest zunächst.«
»Was heißt das – zunächst?«
»Sie haben vielleicht Talent, Ihr Leben in Saus und Braus zu gestalten. Aber solche Typen wie Sie machen grundlegende Fehler. Sie kosten zu sehr von der Lüge und mögen den Verrat – und das wird Ihnen den Hals brechen.«
Thaler guckte mich erstaunt an und für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich den Eindruck, dass er verstanden hatte, was ich gemeint hatte: dass er zu herzlos, gierig und ungeduldig war, dass ihm jegliche Moral und jedes Gewissen fehlten. Es hatte keinen Sinn, sich weiter mit seinem Charakter zu beschäftigen.
Schweigend tranken wir.
»Sind Sie böse auf mich?«
Komisch, dachte ich, jetzt war er wieder ein kleiner Junge. Ich hatte den Stacheldraht vor den dunklen Augen für ein paar Sekunden durchgeknipst.
»Böse? Ach wo! Sie haben sich für einen bestimmten Weg entschieden – und den müssen Sie jetzt gehen. Bis zum Ende. Wie immer es aussehen mag.«
»Das werde ich auch tun – egal, was passiert«, kam es heldenhaft – und mit einem Anflug von Trotz.
»Dann lassen Sie uns auf Ihr Wohl anstoßen«, schlug ich vor. »Sie können's gebrauchen.«
Unsere Gläser klangen. Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Wir tranken weiter. Eine richtig ausgelassene Stimmung wollte trotzdem nicht aufkommen.
»Wo ist eigentlich Ihr Schatz?« Fragen nach ihren Autos hatten Männer schon immer zugänglicher gemacht.
»Der steht in Paris in einer Garage.«
»Und? Ist er wohlauf? Stuhlgang und Kreislauf okay?«
»Wir können nicht klagen.«
»Prima.«
Schon wieder stockte der Dialog. Plötzlich sah ich, dass der Gorilla am Auto Witterung aufgenommen hatte. Cortez und Albert kehrten zurück. Sie schienen sich nichts getan zu haben und handelseinig zu sein.
»Was ist?«, fragte ich, als beide am Tisch standen.
»Wir müssen ihnen das Bild geben«, sagte Cortez.
»Nein, das müssen wir nicht«, widersprach ich.
»Ich habe doch nur Angst um dich, Maria«, behauptete Cortez. »Sie werden uns beide zunächst schrecklich zurichten und uns dann umbringen. Was mit mir passiert, ist mir egal – aber ich will nicht, dass du leiden musst.«
Ich dachte an Thalers Geschwätz von den modernen Managementmethoden des lieben Albert. Es wurde Zeit, Fakten zu schaffen.
»Verdammte Scheiße! Hör auf mit dem Gesülze. Was seid ihr alle nur für
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