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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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qui sombrerait dans la démence à la fleur de l'âge?«
    »Ein bisschen verrückt bist du schon«, behauptete ich. »Und du wirkst nicht gerade wie ein temperamentvoller Südamerikaner.«
    »Ich dachte, ich hätte genug Temperament gezeigt – die letzten Stunden.«
    »Ta fougue était admirable« , gab ich zu.
    Er lächelte mich an. »Allons-y!« , befahl er dann.
    Ich zog das Betttuch fester um meinen Körper und setzte eine mürrische Miene auf. »Ich will hier bleiben«, maulte ich. »Eine Woche nur essen, trinken, lieben und schlafen. Alles vergessen, was stresst. Alles abwehren, was frustet. Alles draußen lassen, was stört. Das wäre doch was, oder?«
    Cortez stand jetzt neben mir, zog mich vom Stuhl hoch.
    »Los jetzt!«, befahl er und gab mir einen kräftigen Klaps auf den Po. »C'est à nous de jouer maintenant. Habille-toi, s'il te plaît!«
    Ich mochte es, wenn er französisch mit mir sprach – alles klang um so vieles charmanter und freundlicher.
    Zehn Minuten später begannen wir mit dem Abstieg ins Dorf.
    Sterner hatte einen teuflischen Kater, als wir ihn in der Pension abholten. Der ganze Mann war ein Häufchen Elend. Er roch schlecht, war bleich und ich hatte Angst, dass er mir in mein Cabrio kotzen würde.
    »Wenn es Sie würgt, lehnen Sie sich raus und versuchen Sie, die Straße zu treffen«, meinte ich ziemlich fuchtig.
    Wir bugsierten ihn auf den Rücksitz und ich hakte das Windschott ein, damit Sterner uns nicht in den Nacken brechen konnte.
    Sterner hielt sich wider Erwarten ganz gut. Als wir das Haus in Saignon erreichten, schien dort alles ruhig zu sein.
    »Wir müssen trotzdem aufpassen«, sagte Cortez. Er hielt plötzlich einen Revolver in der Hand. »Lass mich zuerst gehen!«
    Er pirschte sich an die Küchentür heran, wartete eine Weile, trat dann ein. Nichts geschah und einige Augenblicke später rief er Entwarnung.
    Ich rannte in mein Zimmer und war gar nicht begeistert.
    »Thaler war noch mal hier«, stellte ich fest. »Er hat meinen Laptop mitgenommen. Wahrscheinlich will er verhindern, dass wir ihm das Geschäft verderben.«
    »Den Laptop hatte er schon im Auto, als wir hinter Ihnen herfuhren«, wusste Sterner zu berichten. »Er hat das Fax gelesen, das Sie nach New York geschickt haben – und das Antwortschreiben. Und er hat zurückgefaxt, dass sich die ganze Sache erledigt habe.«
    »Verdammt!«, schrie ich. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Reg dich nicht auf«, sagte Cortez. »Ich rufe in New York an und erzähle meinem Freund von der Kunstzeitschrift die ganze Geschichte. Jetzt ist es egal. Bald weiß sowieso jedermann, dass sich der Van-Gogh in dem Besitz meiner Familie befindet.«

Ich versuche jetzt gesund zu werden wie einer, der sich hat umbringen wollen, aber das Wasser zu kalt findet und sich nun ans Ufer zu retten versucht.
    Aus mit lustig
    Am späten Nachmittag setzten wir Joe Sterner in den Zug nach Marseille, von dort aus sollte er zurück in die Heimat fliegen. Cortez rechnete mit einem Show-down und da würde der durchgeknallte Kunstexperte nur stören.
    Cortez zog in das Haus in Saignon ein. Den Bauern im Melonenfeld hatte er in ein Tuch geschlagen und in eine flache Aluminiumkiste gepackt. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich eine Hundert-Millionen-Fracht kutschierte – falls das Bild, was ich insgeheim noch immer bezweifelte, wirklich echt sein sollte.
    Cortez hatte inzwischen in New York angerufen. Sein Freund versprach ihm, die Nachrichtenagenturen über den Diebstahl eines falschen Van-Gogh-Bildes zu informieren.
    Ich dachte mal wieder an Thaler. Hoffentlich verprügeln sie ihn nur ein bisschen oder sprengen seinen Wagen in die Luft – ohne ihn am Steuer.
    Wir gingen früh zu Bett, ohne Wein getrunken zu haben. »Wir müssen einen klaren Kopf behalten«, begründete Cortez den abrupten Alkoholentzug, den ich als ziemlich kontraproduktiv empfand.
    Jetzt hieß es warten. Cortez erwartete eine heftige Auseinandersetzung, wenn die Diebe entdeckt hatten, dass sie ein gefälschtes Bild erbeutet hatten.
    »Und wenn gar nichts passiert?«, fragte ich am nächsten Morgen.
    »Es wird was passieren«, beharrte er.
    »Und wenn nicht?«, nervte ich. »Sitzen wir dann den Rest unserer Tage unter diesem Maulbeerbaum faul in der Sonne? Und das auch noch ohne Wein!«
    »Mon dieu! Ne m'agace pas!« , stieß er unwirsch hervor. Seine Nerven hatten Hochspannung.
    Es ist wohl aus mit lustig, dachte ich.
    »Mir reicht's«, sagte ich kühl. »Ich werde abreisen. Ich weiß

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