Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Waschlappen?«
    Ich drückte dem lieben Albert die Waffe ins Kreuz – und zwar so, dass alle Anwesenden es sehen konnten.
    Der Gorilla muckte leicht, blieb aber doch am Wagen stehen.
    » Quelle mouche t'a piqué? Was tust du da?« Cortez konnte manchmal dämliche Fragen stellen.
    »Das siehst du doch: Ich rette uns«, sagte ich. »Und jetzt setzt ihr drei euch ins Auto und verduftet. Mais en vitesse. «
    Albert stieß einen Fluch aus, den ich nicht verstand. Und dann geschah etwas, mit dem ich zu keiner Zeit der Welt gerechnet hätte. Cortez ergriff meinen Arm und schlug mir die Waffe aus der Hand.
    »Bist du wahnsinnig?«, schrie ich. »Warum tust du das?«
    »Ich lasse mir von dir nicht das Geschäft verderben!«, schrie Cortez zurück. »Ich kriege fünfzig Millionen für das Bild. Ist das etwa nichts?«
    Jetzt fing Boris Thaler auch noch an zu lachen.
    »So viel zum Thema ›Erhabenheit der Kunst‹«, prustete er.
    »Es reicht!«, brüllte ich. »Ihr könnt mich alle mal!«
    Wütend ließ ich die Viererbande im Garten zurück, legte mich auf mein Zimmer und heulte eine Runde. Cortez war ein verdammter Verräter – vielleicht noch schlimmer als Boris Thaler, der sich nie so in mein Vertrauen geschlichen hatte.
    Zwischen meinen Schluchzern hörte ich immer wieder Stimmen, später dann ein sich entfernendes Motorengeräusch.
    Irgendwann stand dann Cortez in meinem Zimmer. Er hatte einen Koffer in der Hand, legte ihn aufs Bett und öffnete ihn.
    »Fünfzig Millionen«, sagte er. »Schau sie dir an.«
    »Ich weiß, wie Geldscheine aussehen.«
    »Ich habe Schulden. Ich brauchte das Geld – verstehst du das nicht?«
    »Die haben fünfzig Millionen für eine Fälschung bezahlt?«
    »Sie halten das Bild für echt. Ich musste diese ganze verrückte Geschichte inszenieren, damit sie das auch wirklich glauben.«
    »Und Rosalie? Du hast deine eigene Mutter belogen!«
    »Sie wusste von Anfang an, dass das Bild nicht echt ist. Sie hat mich auf den Gedanken gebracht, mir diese schöne Geschichte auszudenken.«
    »Ich glaube dir kein Wort!«
    »Es ist aber die Wahrheit.«
    Warum nicht, dachte ich traurig, das einzige dumme Schaf in dieser Nummer bin ich. Warum sollte Rosalie nicht in der Sache mit drin stecken? Nur, weil sie alt und gebrechlich war?
    »Und New York? Was sagst du denen, wenn die Experten hier sein werden?«
    »Ich habe gestern nicht in New York angerufen, sondern mit Albert Kontakt aufgenommen. Ich habe ihm das Bild zum Kauf angeboten.«
    »Warum warst du dann so erschrocken, als die drei eben hier auftauchten?«
    »Weil ich nicht wusste, ob sie auch tatsächlich bezahlen würden«, erklärte er. »Es hätte genauso gut sein können, dass sie uns umbringen wollten. Und unsere einzige Verteidigung – der Revolver nämlich – lag unter der Zeitung – auf dem Tisch.«
    »Oh Himmel! Du hast aber wirklich an alles gedacht, Cortez!« Ich lachte bitter. »Und ich bin auf dein sentimentales Gequatsche hereingefallen! Habe dich für den einzigen Moralisten in dieser Sache gehalten, für den hehren Künstler.«
    Ich erhob mich, um ins Bad zu gehen. Dabei fiel der Koffer vom Bett, Bündel von Scheinen ergossen sich über den Boden. Achtlos trat ich darauf herum. Ich musste so schnell wie möglich weg – von Cortez, aus diesem Haus, aus diesem Dorf, aus diesem Land.
    Zügig warf ich meine Sachen in den Koffer. Zwanzig Minuten später waren mein Auto und ich reisefertig.

Es ist nur allzu wahr, dass eine Menge Maler geisteskrank werden – es ist ein Leben, das einen, milde ausgedrückt, sehr weltfremd macht. Wenn ich mich wieder Hals über Kopf in die Arbeit stürze, so ist das gut, aber halb verdreht werde ich immer bleiben.
    Kühle Rache
    Au revoir , Saignon, au revoir , Cortez. Er hatte sich ein Taxi kommen lassen, war eingestiegen und hatte sich mit dem Koffer voller Geld verdrückt. Ohne sich umzublicken. Darauf legte ich allerdings auch keinen Wert mehr.
    Ich wollte noch Abschied nehmen von diesem Dorf, das unverändert am Felsen klebte wie ein Greifvogeljunges auf seinem Nest. Ein letztes Mal noch der Aufstieg zum Felsen, von dessen Plateau der Mont Ventoux und die Wälder des Lubéron in einmaligem Einklang zu sehen waren.
    Es war Mapucho, der mir, wie damals, den Weg versperrte. Der Hund hatte sich von Prébois' Attacke sichtlich erholt, er wirkte putzmunter, brauchte vermutlich nur eine Brille, denn er erkannte mich nicht sofort und knurrte mich wütend an. Ich schimpfte ordentlich mit ihm, dann lief er vor

Weitere Kostenlose Bücher