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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gemietet hat.«
    »Nicht zu fassen! Hat sie die Morde denn gestanden?«
    »Nein, wo denkst du hin.«
    »Die Waffe hat ihr jemand untergeschoben. Ziemlich plumper Versuch.«
    »Das sagt die Witwe auch. Sie habe kein Schließfach gemietet und kann sich nicht erklären, wie der Schlüssel dazu in ihre Wohnung gekommen ist.«
    »Komische Sache! Die Polizei hatte ihre Bude doch schon früher auf den Kopf gestellt.«
    »Eben. Dr. Körner wirft der Kripo schlampige Arbeit vor.«
    »Das wird Brinkhoff aber gar nicht gern hören«, meinte ich. »Und wieso hat Körner überhaupt nochmal gesucht?«
    »Ein anonymer Hinweis«, erklärte Jansen.
    »Das stinkt gewaltig zum Himmel!«
    »Allerdings«, stimmte er mir zu.
    »Welches Motiv soll sie denn gehabt haben?«
    »Das älteste Motiv der Welt«, antwortete Jansen. »Eifersucht.«
    »Niemals! Sie hatte sich schon längst damit abgefunden, dass ihr Mann andere Frauen hatte.«
    »Aber sie ist jetzt ziemlich flüssig«, berichtete mein Chef. »Die Bilder ihres Mannes gehen weg wie Brot. Und sie nimmt gepfefferte Preise. Die Serie in Blau ist sogar von der Stadt gekauft worden.«
    »Dafür wirft der Oberbürgermeister Geld raus?«
    »Der Wirtschaftsminister hat es ihm wohl nahe gelegt.«
    »Solch eine Männerfreundschaft lob ich mir«, höhnte ich. »Sozusagen über den Tod hinaus.«
    »Körner wird irgendwann einsehen, dass er falsch liegt«, prophezeite Jansen. »Kann uns aber egal sein. Wir haben wenigstens was zu schreiben. Von dir kommt ja nichts Vernünftiges.«
    »Mach dir mal keine Sorgen, Peter«, beschwichtigte ich ihn. »Bald werde ich dir den Mörder auf einem Silbertablett servieren.«
    Ich berichtete von der mysteriösen Einladung zum Monteverdi-Konzert. Das überzeugte ihn.
    »Und sonst? Wie läuft es denn so bei euch?«
    »Eigentlich ganz gut. Nur Miller dreht langsam durch mit seinen blöden Internetersteigerungen. Neulich brachte der Bote ein riesiges Paket in die Redaktion. Miller war nicht da. Und du kennst ja unsere Räume, Grappa! Die sind schon voll gestellt genug.«
    »Lass mich raten, was drin war«, bat ich. »Hunderttausend Paar schwarze Herrensocken mit Extraverkettelung an den Problemzonen.«
    »Wieso Socken? Nein, da waren so Angelsachen drin. Eine Komplettausrüstung. Der Typ spinnt total. Das Paket passte noch nicht mal in seinen Zweisitzer.«
    »Und? Wie habt ihr das Problem gelöst?«, lachte ich.
    »Na, wie wohl?«, seufzte Jansen. »Ich hab ihm das Zeug abends mit meiner Familienkutsche nach Hause gefahren. Und weißt du, was Miller mir dann noch erzählt hat?«
    »Dass er gar nicht angelt.«
    »Genau! Woher weißt du das denn schon wieder?«
    »Harte Recherche.«
    »Er sagt, dass er einem Fisch niemals eins über die Rübe geben könnte – aus moralischen Gründen.«
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Ich hab ihm die Sachen abgekauft. Für einen Spottpreis. Meine Ausrüstung ist sowieso veraltet und im Sommer geht's ja nach Irland in die Ferien.«

Treue und Verrat
    Wieder zurück im Hotel, sah ich nach Kati. Ihr ging es besser und sie kündigte an, unbedingt mit ins Konzert gehen zu wollen. Ich sollte ihr nur noch ein Weile Zeit geben, sich zu sammeln und schön zu machen.
    Genau das hatte ich auch vor, doch vorher war noch eine halbe Stunde Lesen angesagt.
    Da ich nicht allzu dumm dastehen wollte, bemühte ich meinen Kulturreiseführer und erfuhr, dass die Chiesa di Santa Maria Gloriosa dei Frari weniger wegen ihrer Musikveranstaltungen oder heiligen Messen berühmt war als wegen der so genannten Assunta, eines großen Altargemäldes des Malers Tizian. Es zeigte Marias Auffahrt zum Himmel und die Darstellung war deshalb so berühmt, weil sie wild und temperamentvoll war.
    Conrad Ferdinand Meyer hatte ein schönes Gedicht über gerade dieses Bild geschrieben und er war nur einer von vielen berühmten Menschen, die im Laufe der Jahrhunderte vor dem Altar gestanden hatten.
    Venedig, einen Winter lebt ich dort –
    Paläste, Brücken, der Lagune Duft!
    Doch hier im harten Licht der Gegenwart
    Verdämmert mählich mir die Märchenwelt.
    Vielleicht vergaß ich einen Tizian.
    Ein Frevel! Jenen doch vergaß ich nicht,
    Wo über einem Sturm von Armen sich
    Die Jungfrau feurig in die Himmel hebt,
    So wenig als den andern Tizian –
    Doch kein gemalter war's – die Wirklichkeit:
    Am Kai, dem nächtgen, der Slavonen war's,
    Im Dunkel stand ich. Fenster schimmerten.
    Zwei dürftge Frauen kamen hergerannt.
    Hart an die Scheibe presst' das junge Weib
    Die

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