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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Kirche.«

Stutenbissig
    Noch immer war der Frühstücksraum fast leer, lediglich eine alte Frau hatte sich in einer Ecke an einem runden Tisch niedergelassen, eine Zeitung in der Hand. Ihrem skurrilen Outfit nach zu urteilen, kam sie wohl von der Insel, auch erkannte ich Englisches im Schriftbild.
    Sollte ich mir für das Konzert heute Abend ein schönes Kleid kaufen? Ich hatte nichts Passendes dabei, denn der Besuch einer feierlichen Musikveranstaltung war mir zu Hause nicht in den Sinn gekommen. Vielleicht wäre auch ein Friseurbesuch angebracht? Die roten Haare standen kreuz und quer und der Wind tat sein Übriges, meine Frisur wie einen Besen aussehen zu lassen. Ein bisschen Ganzkörperkosmetik würde mir nicht schaden. Immerhin tummelte sich ein latent paarungswilliges Männchen in meinem Umfeld. Eine Haarkur für den Kopf, eine Peelingmaske für den Teint, Augenbrauen nachzupfen und nach dem Duschen die Beine von überflüssiger Behaarung befreien. Ein Superprogramm für den Tag!
    Und schon wieder musste ich an Thomas Mann und seinen Helden denken, jenen verliebten alten Mann, der in Venedig einem geschwätzigen Barbier in die Hände fällt, sich die Haare färben und anschließend schminken lässt, um vor dem Angebeteten ein paar Jahre jünger zu erscheinen. Eine lächerliche und Mitleid erregende Szene, die den Verfall der letzten Reste der Würde schildert. Aschenbach erblickte mit Herzklopfen einen blühenden Jüngling.
    Beim Lesen dieser Stelle der Novelle philosophierten Literaturwissenschaftler gewöhnlich über die Qualität des Verliebtseins in den verschiedenen Lebensaltern. Der verliebte Alte hatte wenigstens Anspruch auf Mitleid, die verliebte Alte war dagegen nur eine Lachnummer .
    Ich beschloss, das anvisierte operative Gesichtslifting noch um ein paar Jahre zu verschieben. Wenn mich kein Mann mehr will, dachte ich, lese ich eben das Gesamtwerk von Thomas Mann.
    Die Tür ging auf und Kati trottete zum Tisch. Sie sah ziemlich verschlafen aus und ihr Gesicht trug noch die Spuren des Kopfkissens.
    »Na, wieder fit?«, fragte ich forsch.
    »Wie du das aushältst, Grappa«, grummelte sie. »Wenn ich in deinem Alter noch so viel Wein trinken kann und danach wieder so drauf bin, lasse ich mich einrahmen!«
    »Alles eine Frage des Trainings«, entgegnete ich. »Und die Aspirin vor dem Schlafengehen wirkt auch Wunder.«
    Kati stellte sich das Frühstück am Buffet zusammen und war wenig begeistert, als sie mit dem Teller zurückkam.
    »Es gibt Croissants, Marmelade und Butter, morgen gibt es wahrscheinlich zur Abwechslung Butter, Marmelade und Croissants«, murrte sie. »Und sonst? Wie hast du dir den Tag heute vorgestellt, Boss?«
    »Der Koch begleitet uns heute Abend ins Konzert«, begann ich. »Und danach hat er mich noch zum Essen eingeladen.«
    »O schön, kocht er für uns?«, fragte Kati und biss mutig in das Croissant. »Nach dem Touristenfraß hier wäre das ein echter Lichtblick.«
    »Er sprach von einem Abendessen zu zweit«, meinte ich sachte.
    »Und was ist mit mir?« Sie hatte es wohl begriffen, aber noch nicht verarbeitet.
    »Du gehst schön brav in dein Bettchen«, schlug ich vor. »Du fühlst dich doch heute gar nicht so gut. Denk an deine Gesundheit.«
    »Aha. Ich verstehe!« Kati war eingeschnappt.
    »Baci hat mich eingeladen und nicht uns beide. Punkt!«
    »Er kennt mich ja noch nicht«, meinte sie.
    »Ein Grund, ihn zu beneiden!«
    »Schon gut«, winkte sie großzügig ab. »In deinem Alter musst du eben jede Chance nutzen.«
    »Genau. Danke für dein Verständnis.«
    »Du solltest vielleicht vorher zum Friseur gehen«, sagte sie in betont herzlichem Ton. »Um die Ecke ist so ein kleiner Salon. Die geben dir bestimmt kurzfristig einen Termin, wenn sie dich sehen. Erste Hilfe gibt es ja sicher auch in Italien.«

Miller angelt doch nicht
    Ich gönnte der frechen Kati das Kater-Kopfweh, doch im Laufe des Morgens wurde es schlimmer statt besser, wuchs sich zu einer üblen Migräne aus. Gegen Mittag steckte ich sie für ein paar Stunden ins Bett. Sie musste am Abend ja wieder brauchbar sein.
    Ich verzog mich in ein Bistro ums Eck und schickte Peter Jansen eine SMS mit der Frage, ob mein Artikel angekommen sei. Merkwürdig, dass er sich überhaupt noch nicht gemeldet hatte.
    Jetzt aber reagierte er und entschuldigte sich. »Tut mir Leid, Grappa. Aber hier ist die Hölle los. Dr. Körner hat die Witwe Hunze festgenommen. Sie haben die Mordwaffe in einem Schließfach gefunden, das sie

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