Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
geworfen.«
»Warum ist sie nicht zur Polizei gegangen?«
»Sie hatte Angst vor Hunze und Krawottki. Als sie von dem Mord an den beiden erfuhr, wusste sie gar nicht mehr weiter. Sie versteckte sich und tauchte erst zum Konzert wieder auf.«
»Und der Anschlag in der Frari-Kirche?«, fragte ich. »Wer war das?«
»Das war Betty Blue. Sie wollte die Sängerin zwingen, die Wahrheit zu sagen. Es klappte übrigens. Die Franco hat der Polizei alles erzählt. Ich war bei der Vernehmung dabei – die fand an deinem letzten Tag in Venedig statt. Deshalb wollte ich mich an diesem Tag nicht stören lassen. Endlich schloss sich der Kreis und die obduzierte Wasserleiche war keine zufällige Drogentote mehr. «
»Welche Rolle spielt Wiesengrundel?«, fragte ich. »So ganz klar ist mir das noch nicht.«
»Er hat mich Hunze und Krawottki als Koch empfohlen und er hat mich gebeten, To mitzunehmen.«
»Woher kannte er dich und was hatte er mit To zu tun?«
»Schreibst du das alles in deiner Zeitung, was ich dir erzähle?«, fragte Baci.
»Keine Angst, bellezzo «, beruhigte ich ihn. »Solange Betty Blue nicht gefunden ist, werde ich nichts veröffentlichen, was die Ermittlungen stört.«
»Gut. Braves Mädchen!« Er setzte sich wieder zu mir aufs Bett, küsste mein Haar und sagte: »Schon in Venedig war ich ständig versucht, dir die Wahrheit zu sagen. Die deutschen Behörden hatten schon lange den Verdacht, dass Hunze und Krawottki mit Drogengeschäften befasst waren, wussten aber nicht, wie sie es anstellten. Beide waren ja recht häufig im Ausland unterwegs. Dass der Deal dann über Venedig lief, haben wir erst im letzten Sommer herausgekriegt. Als die beiden anfingen, das Kokain im Keller des Palazzos selbst herzustellen.«
»Was ist denn jetzt mit Wiesengrundel?«
»Rabatt hat ihn dazu überredet, die beiden im Auge zu behalten. Und als sie für das Seminar einen Koch suchten, wurde ich gefragt. Doch in Wahrheit kann ich nicht besser kochen als jeder Venezianer und brauchte natürlich jemanden, der was vom Kochen versteht. Wiesengrundel machte mich daher auf die kleine To aufmerksam.«
»Woher kannte er sie?«
»Sie hatte in Bierstadt bei einem Nobelitaliener gekocht, war aber arbeitslos geworden. Deshalb wollte ich ihr den Job im Palazzo auch lassen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass To sterben würde.«
Baby Blue
Die Fahndung nach Duong Thu Huong, genannt Betty Blue, lief auf Hochtouren und es gingen viele Hinweise ein – jede Frau mit Mandelaugen, die sich im Land befand, wurde überprüft, nur die Richtige war leider nicht dabei.
Es war Sonntag und wir konnten sowieso nichts anderes tun, als abzuwarten und uns zu erholen. Wir gingen spazieren, Hand in Hand, alberten herum, liebten uns, aßen und tranken. Bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, dass man in Bierstadt auch Ferien verbringen konnte.
Immer wieder kam mir Betty Blue in den Sinn. Sie hatte doch das Baby und war deshalb nicht so flexibel wie andere Mörder, die sich auf der Flucht befanden. Ein kleines Kind braucht Ruhe, feste Zeiten fürs Essen und muss mehrmals am Tag gewickelt werden.
»Wir haben etwas übersehen«, murmelte ich. »Das Kind! Wo ist es?«
»Keine Ahnung«, gab Baci zu.
»Wer ist eigentlich der Vater des Babys?«
Wir saßen im Garten des Hotels und wärmten uns in der Sonne.
»Vielleicht weiß Rabatt es.«
Baci rief ihn an, doch ohne Ergebnis. Noch hatte sich niemand um die Abstammung des kleinen Prinzen gekümmert.
»Morgen wissen wir mehr«, stellte Michelangelo in Aussicht. »Auf alle Fälle ist die Existenz eines Kleinkindes jetzt in der Fahndung erwähnt. Das lichtet die Hinweise. Aber es kann natürlich auch sein, dass sie das Kind irgendwo untergebracht hat. Dann sind wir wieder da, wo wir schon waren.«
»Nein, unmöglich!«, widersprach ich. »Ich habe die Augen gesehen, mit denen sie den Jungen angeschaut hat. Die lässt ihr Baby niemals allein.«
Gekrümel
Kati sah fern und mich empfing das Geplapper eines ältlich gewordenen blond gelockten Goldbären, der der Tüte entsprungen sein musste, für deren gesundheitsschädlichen Inhalt er im Fernsehen warb. Die Sendung war Konfektionsware und ich bat Kati, das Zeugs wenigstens leiser zu stellen.
In der Küche stapelte sich schmutziges Geschirr, der Kühlschrank war leer geräumt, sie hatte sich Wein besorgt und ihn ausgetrunken. War wohl ein gemütliches Wochenende gewesen.
Es wurde Zeit, Kati zu sagen, dass sie sich nach einem Zimmer umsehen sollte.
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