Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
nicht auf«, widersprach ich. »Das sind kranke Monster. Egal, wie sie riechen.«
Es klopfte an Jansens Tür. Sekretärin Susi reichte uns ein Fax herein. Die Pressestelle der Kriminalpolizei schrieb die Tat zum Nachteil der achtzehnjährigen Margit S. dem seit Jahren gesuchten Serientäter zu. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass die Ermittlungskommission Messer wieder belebt werden würde – unter der Leitung von Hauptkommissarin Beate Schlicht.
»Die Polizei ist anderer Meinung als du«, sagte Jansen nach der Lektüre des Schreibens.
»Sie können sich auch mal irren«, verteidigte ich meine Theorie. »Sie bezeichnen sie noch immer als Margit S. Ob die Konkurrenz den vollen Namen schon herausbekommen hat?«
»Die sind auch nicht blöder als wir«, seufzte Jansen. »Aber ein bisschen Vorsprung haben wir trotzdem. Und jetzt ab nach Hause, Grappa. Ruh dich aus. Der Tag morgen wird heftig. Ich hab's im Gefühl.«
Ich folgte Jansens Anweisung und fuhr nach Hause. Alte Klamotten und Fernseher an – der Abend sollte ruhig werden. Ich zappte durch die Sender und geriet an einen Sportkanal. Natürlich spielte auf der Welt immer irgendwer Fußball – live oder aufgezeichnet.
Ballspiele, ob mit Fuß oder Hand, hatte ich schon im Sportunterricht in der Schule blöd gefunden. Sie waren anstrengend, nutzlos und zwangen mich in eine Gruppe von Mitspielern, die leider immer besser waren als ich. Das peinigte mein Ego und deshalb hatte ich mit dem Schulsport früh abgeschlossen.
Dem Ballspiel der Mayas hatte ich allerdings schon als Schülerin etwas abgewinnen können. Die präkolumbianischen Indianer benutzten weder Hände noch Füße, spielten den Ball stattdessen mit der Hüfte und das Tor war ein Steinring, der ziemlich hoch an einer Mauer angebracht worden war. Höhepunkt der Sportveranstaltung war nicht der Sieg der einen oder anderen Mannschaft – sondern dass den Verlierern die Herzen bei lebendigem Leibe herausgerissen wurden.
Ich drückte den nächsten Kanal: Endlosfolgen einer Ärzteserie, die in einem kleinen Krankenhaus am Rande der Stadt spielte und in der attraktive Ärzte und wunderschöne Krankenschwestern segensreich wirkten.
Ich beschloss, meine freundschaftlichen Kontakte zu Krankenpfleger Pascal zu beleben.
Die Durchwahlnummer ins Schwesternzimmer wusste ich noch und er ging prompt an das Telefon. An seinem gepressten Atmen erkannte ich, dass er an einer Zigarette zog. Komisch, in den Krankenhaussoaps wird nie geraucht, dachte ich.
»Alles klar, Pascal?«, fragte ich forsch. »Ich hatte leider keine Gelegenheit, Ihnen Lebewohl zu sagen. Das wollte ich jetzt nachholen. Und mich natürlich bedanken – für die aufopferungsvolle Pflege.«
Er roch den Braten nicht. »Das ist aber nett von Ihnen, Frau Grappa«, freute sich Pascal. »Aber – einfach so abzuhauen? Der Chef war natürlich stinkig. Der hätte Sie gern noch dabehalten.«
»Das liegt bestimmt an meinem Charme und nicht daran, dass ich privat versichert bin«, mutmaßte ich.
Pascal kapierte den Superwitz und kicherte. Ich meinte, die Metallösen in seinem Gesicht scheppern zu hören.
»Wie geht es denn der Kleinen in meinem Zimmer?«, kam ich zur Sache.
»Eigentlich ganz gut. Die Eltern sind heute da gewesen.«
»Wie ist der Sauerwald denn so? Als Vater und Mensch?«
»Der rauschte hier rein und hat gleich getobt«, erzählte der Pfleger. »Margit soll jetzt in eine Privatklinik. Wir sind ihm natürlich nicht gut genug. Morgen wird sie verlegt. Auch wegen dem Rummel. Journalisten und so.«
»Wohin wird sie denn gebracht?«, fragte ich.
»In die Privatklinik von Siebenstein. «
»Kenn ich nicht«, stellte ich mich desinteressiert. »Ich wünsch ihr auf jeden Fall alles Gute. Bestellen Sie ihr das?«
»Yep, Frau Grappa. Wird gemacht. Und passen Sie auf sich auf.«
Nachdenklich legte ich den Hörer auf.
Wie würde Sauerwald reagieren, wenn er den Namen seiner Tochter am nächsten Morgen im Bierstädter Tageblatt lesen würde?
Ich schaute auf die Uhr. Das Regionalmagazin des WDR begann in wenigen Minuten. Ich drückte die richtige Programmtaste. Natürlich war das erneute Auftauchen des Serienvergewaltigers Hauptthema der Fernsehsendung. Doch kein Wort darüber, wer das neueste Opfer war.
Dafür hatten die TV-Leute Hauptkommissarin Beate Schlicht als Studiogast eingeladen. Der glatzköpfige Moderator bemühte sich redlich, von der Frau etwas zu erfahren, was nicht schon im Film erwähnt worden war, aber vergebens. Frau
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