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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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fielen.
    »Ist was?«, fragte er irritiert.
    »Manche schlürfen den Kaffee, andere kippen ihn wie einen Schnaps, noch andere lassen ihn erst mal kalt werden und trinken ihn dann«, erklärte ich. »Und dann gibt es noch die, die darin baden.«
    »Meine Mutter ist gerade auf Mallorca.« Er hatte verstanden, worauf ich anspielte, und grinste. »Sie schneidet mir immer den Bart. Wir müssen ihre Rückkehr abwarten, Frau Kollegin.«
    »Okay. Ich werde mich in Geduld fassen. Aber jetzt mal zur Sache: Glauben Sie an eine Entführung? Oder will der kleine Toninho nur spielen? Alle Welt foppen? Um dann mit viel Getöse zu Sambaklängen wieder aufzutauchen?«
    Harras guckte skeptisch und überlegte.
    »Zuzutrauen wäre es ihm schon. Brasilianer haben eine merkwürdige Auffassung von Humor. Aber etwas Wichtiges spricht dagegen, dass er spielen will, wie Sie es ausgedrückt haben. In einer Woche soll er ins Trainingslager der brasilianischen Nationalelf. Das ist Toninho sehr wichtig, denn er liebt sein Land.«
    »Kennen Sie ihn persönlich?«, wollte ich wissen.
    »Wie man als Sportreporter einen Spieler eben kennt. Ich hab seine Karriere von Anfang an verfolgt. Ein Weltklasse-Stürmer. Für satte fünfundzwanzig Millionen eingekauft, obwohl er noch am Anfang seiner Laufbahn steht.«
    »Unfassbar!«
    »Was?«
    »So viel Geld für einen Balltreter. Leute, die was im Hirn haben, verdienen niemals so viel.«
    »Ist eben alles eine Sache der Nachfrage. Brot und Spiele. Wie früher. Das Volk will etwas geboten bekommen.«
    »Das ist aber schon ganz lange her«, meinte ich. »Ich dachte, die Menschheit hätte sich seit dem Römischen Reich weiterentwickelt.«
    »Nein, hat sie nicht. Waren Sie schon mal im ausverkauften Stadion?«
    »Meinen Sie das Teil, das bald nach einer Versicherung benannt werden soll?«
    »Die brauchen das Geld. Da ist von sechzig Millionen die Rede.«
    »Mich ekelt das an«, sagte ich. »Geld, Geld und nochmals Geld.«
    »So läuft das nun mal. Sollen wir uns nicht duzen?«
    Das kam zu plötzlich und zu unverblümt.
    Harras hatte mein Zögern bemerkt. »Muss ja nicht heute sein, verehrte Frau Grappa«, lächelte er. »Ich ahnte ja schon, dass ein Kaffee nicht ausreicht, um Madame milde zu stimmen. Muss mich wohl etwas mehr ins Zeug legen.«
    Ganz schön frech, dachte ich. Und ironisch sein kann er auch.
    »Da habt ihr beiden euch ja schon kennen gelernt«, freute sich Jansen, der in den Raum gekommen war. »Schade, ich hätte die Vorstellung gern übernommen.«
    »Lass mal, Chef. Wir brauchen keinen Zeremonienmeister«, rief ich.
    »Hallo, Jansen. Du hast doch behauptet, dass Frau Grappa zickig ist«, sagte Harras.
    »Und? Ist sie doch auch meistens«, ging Jansen auf den Ton ein.
    »Sie ist charmant und nett.«
    »Alter Schleimer!«, frotzelte Jansen. »Wann heiratet ihr?«
    »Der Mann kocht einen genialen Kaffee«, mischte ich mich ein. »Nur das allein zählt.«
    »Aha. So bist du also rumzukriegen! Ich dachte, dazu braucht es schwarze Locken, dunkle Samtaugen und geile Eissorten.«
    »Die Eiszeit ist vorbei«, meinte ich. »Ich bin wieder zu den Mandelhörnchen zurückgekehrt.«
    Harras machte ein fragendes Gesicht, er konnte ja nicht verstehen, worauf wir anspielten. »Ich muss dann mal los«, sagte er, als die Enthüllungen ausblieben, und zupfte sich den Pullover zurecht. »›Gott‹ Sauerwald gibt eine Pressekonferenz. Wahrscheinlich erklärt uns der Präsident, dass alles nur ein Jux war und Toninho besoffen in irgendeinem Edelpuff herumlag.«
    »Irgendwie hab ich das Gefühl, dass der Fall nicht so einfach liegt«, zweifelte ich.
    »Du musst wissen, dass Grappa das zweite Gesicht hat – wenigstens manchmal«, klärte Jansen den Reporter auf.
    »Ich will dann mal. Bis später.« Harras schlurfte aus dem Büro.
    »Enttäuscht?« Jansen hatte meinen Blick bemerkt.
    »Nein. Er scheint ganz okay zu sein. Aber hattest du nicht gesagt, dass er attraktiv sei?«
    Mein Chef grinste und wollte antworten, doch er kam nicht dazu. Ein Schrei gellte durch den Raum. Er kam von Stella. Sie hatte ihren Arbeitstag damit begonnen, die Post zu öffnen, und dazu gehörte auch das Paket, das mir der Pförtner überreicht hatte.
    Stella starrte in den Karton. Sie war bleich, ihr Gesicht zeigte Abscheu und Entsetzen. Jansen und ich stürzten zu ihr.
    In dem Karton lag eine durchsichtige Plastiktüte, wie Hausfrauen und andere Menschen sie zum Einfrieren von Lebensmitteln benutzten. Ich schaute genauer hin, sah etwas Rotes

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