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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wechselte ich das Thema.
    »Heute Morgen.«
    »Dann kommen Sie mal mit in die Küche«, schlug ich vor. »Es geht ganz schnell. Ich werfe nur ein paar Leckereien auf die Teller. Wollen Sie ein Glas Wein?«
    Sie lehnte ab.
    Ich griff zum Messer, schnitt das Brot, legte Käse, Wurst und Schinken auf das Brett und goss mir ein Glas Wein ein. Der Chianti war gut, wärmte mein Inneres und nahm etwas von meiner Anspannung.
    »Greifen Sie zu«, bat ich. »Und dann erzählen Sie endlich, warum Sie hier sind.«
    Die ersten fünf Minuten passierte nichts – wenn man von den Bewegungen, die der Nahrungsaufnahme dienten, absah. Margit Sauerwald stürzte sich auf die Sachen, als habe sie ein paar Tage nichts mehr zu essen bekommen.
    »Ich bin abgehauen«, sagte sie.
    »Aus dem Krankenhaus?«
    »Nein. Aus dem Krankenwagen. Mein Vater wollte mich verlegen lassen, in eine Klapse. Und als die Typen mal pinkeln mussten, bin ich getürmt.«
    »Und wann war das?«
    »Am Vormittag.«
    »Wissen Ihre Eltern, wo Sie sind?«
    »Das ist denen sowieso egal.«
    »Wir müssen sie informieren«, meinte ich.
    »Müssen wir nicht«, sagte sie hart.
    »Ich führe kein Hotel!«
    »Nur für ein paar Tage«, bat sie. »Dann kann ich bei einer Freundin unterkommen.«
    »Sie bringen mich in Teufels Küche. Ich habe keine Lust, mich mit Ihrem Vater anzulegen.«
    »Ich bin volljährig und kann machen, was ich will.«
    »Und Ihre Mutter? Können Sie sich ihr nicht anvertrauen?«
    »Mutter macht, was Vater sagt. Er duldet keine Widerworte.«
    »Nette Eltern«, meinte ich.
    Mir fielen die Gerüchte ein, die sich um die Ehe des schwarz-gelben Präsidenten und seiner Frau drehten: Er machte, was er wollte, hatte eine Affäre nach der anderen und sie war die standesgemäße Frau an seiner Seite – natürlich luxuriös ausgestattet und gut versorgt. Die bürgerliche Zwangsehe in einer ihrer schrecklichsten Varianten.
    »Dann nehmen Sie sich ein Hotelzimmer.«
    »Nein. Erst mal bleibe ich hier. Das ist sicherer. Hier sucht mich keiner.«
    »Haben Sie heute Zeitung gelesen?«, fragte ich.
    »Ich hatte Besseres zu tun.«
    »Es gibt eine Entführung«, berichtete ich. »Toninho Baracu, auch die schwarze Gazelle von Rio genannt. Der beste Stürmer, den die Schwarz-Gelben je hatten.«
    Der Nervenzusammenbruch kam nicht. Margit Sauerwald fragte nur: »Was ist genau passiert?«
    Ich gab ihr einen Kurzbericht von den Ereignissen, sie hörte nur stumm zu.
    »Einig Leute halten das alles trotz allem für einen Scherz«, erklärte ich und nahm einen Schluck Wein. »Toninho ist ja oft zu Späßen aufgelegt.«
    »Das ist kein Spaß«, meinte sie leise. »Und es passt alles zusammen.«
    Ich horchte auf. »Was passt zusammen?«
    Sie antwortete nicht.
    Irgendwas geht da vor, dachte ich, und sie ahnt, was es ist.
    »Es gibt ein Foto von Ihnen beiden«, sagte ich. »Arm in Arm in einer Diskothek.«
    »Kann sein«, murmelte sie. »Ich erinnere mich an kein Foto.«
    »Moment, ich hole es.«
    Ich reichte es ihr.
    »Ach, ja. Das war im Aida. Da hat uns so ein Typ verfolgt, der dauernd geknipst hat. Wir sind ihn kaum losgeworden. Wo haben Sie das Bild gefunden?«
    »Im Internet. Auf der Homepage des Fanclubs. Sind Sie denn nun mit Toninho zusammen oder nicht?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Margit. »Ist man mit jemandem zusammen, wenn man mit ihm geschlafen hat?«
    »Nicht zwangsläufig.« Mir fiel Toninhos Ruf als Casanova wieder ein. Er wurde allerdings immer mit gleichaltrigen oder älteren Frauen in Zusammenhang gebracht, nicht mit achtzehnjährigen Mädchen.
    »Es ist noch was passiert«, sagte ich. »Etwas Schlimmes.«
    Ich berichtete von der Paketsendung.
    Sie hörte mir mit offenem Mund zu und ich sah Entsetzen in ihren Augen.
    »Es steht noch nicht fest, dass es Toninhos Fuß ist.«
    »Das habe ich nicht gewollt!«, schrie Margit.
    »Was haben Sie nicht gewollt?«
    Keine Antwort, nur Schluchzen.
    In dem CD-Spieler lag noch der Schubert. Ich drückte auf Play und die Geigen begannen mit dem Dialog zwischen dem Mädchen und dem Tod.
    »Schöne Musik«, flüsterte Margit. »Was ist das?«
    Ich erklärte es ihr. »Hören Sie, wie das Mädchen den Tod bittet, es noch nicht zu sich zu nehmen?«
    Mit geschlossenen Augen hörte sie die CD bis zum Ende an.
    »Ich bin schrecklich müde«, sagte sie, als die letzten Noten ausklangen. »Haben Sie ein Bett für mich?«
    Margit Sauerwald verzog sich ins Gästezimmer. Ich hatte in mein Spontan-Übernachtungs-Set gegriffen, ihr ein T-Shirt

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