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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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bekommen.«
    »Was meinst du, wie es weitergehen soll?«, fragte mein Chef. »Soll die Polizei weiter nach der Sauerwald fahnden? Und irgendwann in deinem trauten Heim eine Razzia veranstalten?«
    »Ist ja gut. Sie ist über achtzehn und kann machen, was sie will. Aber ich teile Brinkhoff mit, dass sie bei mir ist.«
    Es war nur fair, Margit Bescheid zu sagen. Sie sollte wissen, dass ihr Verschwinden nicht unbemerkt geblieben war und dass ihre Eltern sich Sorgen machten. Ich rief meine eigene Nummer an, doch sie ging nicht ans Telefon. Sollte ich zu Hause vorbeifahren?
    Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Jansen trat in mein Zimmer und legte mir eine Mail der Staatsanwaltschaft auf den Tisch.
    »Die Pressekonferenz zu dem Fuß ist schon in einer halben Stunde. Du musst dich beeilen, wenn du noch einen der besseren Plätze abkriegen willst.«

Adjektive Emotionen
    Pressekonferenz im Polizeipräsidium. Das Thema lautete: Ermittlungsstand im Fall eines amputierten Fußes zum Nachteil eines Unbekannten. Ich liebte diese Polizeisprache! Sie war so wunderbar originell und voll von poetischer Kraft.
    Simon Harras wollte mich begleiten – wegen des sportlichen Aspekts der Sache. Ich fügte mich, bei passender Gelegenheit würde ich Harras schon aus dem Feld schlagen.
    »Am besten lassen Sie mich machen«, schlug ich ihm vor, während wir mit dem Lift zu dem Besprechungszimmer hochfuhren.
    »Klar, Sie sind der Boss«, sagte Harras und grinste.
    Hinter uns trabte der Fotograf. Er hieß Wayne. Der Lohnknipser gehörte zu den so genannten Bluthunden, die vierundzwanzig Stunden am Tag den Polizeifunk abhörten, um noch vor den Bullen oder der Feuerwehr am Ort eines Verbrechens oder Unfalls zu sein.
    Neuerdings hatten diese Kollegen aufgerüstet und sich kleine, leistungsstarke Digitalkameras zugelegt, mit denen sie bewegte Bilder drehen konnten – um sie an Fernsehsender zu verkaufen. Das führte zu einem Überangebot an bluttriefenden Bildern, einem unschönen Gerangel an Tat- und Unfallorten und einem Dumping-Preiskampf.
    Im Konferenzraum der Polizeipressestelle wurden die Plätze schon knapp. Die Kamerateams machten sich ordentlich breit und wedelten mit weißen Zetteln vor den Objektiven. ›Weißabgleich‹ hieß das Getue und es sollte verhindern, dass der Oberstaatsanwalt eine grüne Gesichtsfarbe bekam und die weißen Hemden in Pink gesendet wurden.
    Zwei Plätze für das Tageblatt – sie waren mit Pappschildchen gekennzeichnet. Harras und ich setzten uns.
    »Und ich?«, fragte Wayne.
    »Du bist jung, du kannst stehen«, sagte ich. »Außerdem wirst du fürs Arbeiten bezahlt, Süßer, und nicht fürs Sitzen.«
    Wayne starrte begehrlich auf die Fabrikplätzchen und die Thermoskannen im Rotchina-Look, die gewöhnlich Kaffee und Tee enthielten, trollte sich dann aber.
    Harras füllte auch mir eine Tasse mit Kaffee und bekleckerte sich das Hemd.
    »Mist!«, entfuhr es ihm und er versuchte, die Flüssigkeit mit einer Papierserviette wegzutupfen.
    »Macht doch nichts«, meinte ich. »Passt doch gut zum Muster.«
    Es wurde ruhiger im Zimmer, der Oberstaatsanwalt und sein Begleittross rückten an. Auch Hauptkommissar Anton Brinkhoff gehörte dazu.
    Wayne boxte den Kameramann des WDR zur Seite und knallte das Stativ auf den Boden. Jetzt hatte er freie Sicht. Ich nickte dem Knipser anerkennend zu.
    »Wieder einmal ist es ein schreckliches Ereignis, das uns hier zusammenführt«, begann der Oberstaatsanwalt. Er gehörte zu der neuen Garde der Ermittler, unter fünfzig mit Intellektuellen-Touch.
    Er vermied den Polizeijargon und garnierte seine Sätze mit Adjektiven, die Emotionen widerspiegeln sollten: schrecklich, furchtbar, grauenhaft, bedauerlich, ungeheuerlich.
    »Die gerichtsmedizinische Untersuchung hat den schrecklichen Verdacht bestätigt«, fuhr der Oberstaatsanwalt fort. »Es handelt sich um den rechten Fuß eines Mannes in noch jungem Alter. Der Fuß wurde post mortem amputiert. Das Opfer dieses schändlichen Angriffs war also schon tot, als das Unfassbare geschah.«
    »Ist es Toninhos Fuß?«, fragte Harras.
    Der Oberstaatsanwalt überhörte die Frage. »Der Fuß wurde mit einem glatten Werkzeug abgetrennt. Unsere Kriminaltechnik geht von einem Beil aus. Die Hautfarbe des bedauernswerten Opfers ist schwarz, die Schuhgröße des Schuhs, mit dem der Fuß bekleidet war, beträgt sechsundvierzig.«
    Er machte eine Pause und schaute zu Brinkhoff.
    »Meine Damen und Herren, wir haben Ihnen den Schuh mitgebracht und

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