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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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und eine neue Zahnbürste gegeben.
    Das habe ich nicht gewollt! Was hatte sie damit gemeint?
    Ich hatte noch keinen Nerv, mich ins Bett zu begeben, und aktivierte die Glotze.
    Der Sportkanal zeigte die Zusammenfassung eines kürzlich stattgefundenen Fußballspiels: Türkei gegen Schweiz. Ich verfolgte das Ende der zweiten Halbzeit des Qualifikationsspiels für die Weltmeisterschaft. Die Schweizer schlugen sich tapfer, die Türken tobten und schimpften – auf dem Platz und auf den Rängen.
    Der Reporter sprach von der »Hölle von Istanbul«. Die Schweizer siegten schließlich mit 4:2 und mussten um ihr Leben fürchten. Die Türkei durfte nicht an der Fußball-WM teilnehmen, und das schien eine nationale und persönliche Katastrophe für alle türkischen Männer zu sein.
    Nach dem Schlusspfiff flüchteten die Eidgenossen in die Kabine. Enttäuschte türkische Fans warfen Gegenstände auf den Platz, ein Spieler bekam von einem türkischen Sicherheitsmann einen Tritt in den Unterleib und musste mit dem Krankenwagen weggebracht werden. Ein Schweizer Trainer wurde von Wurfgegenständen getroffen und kassierte ein blaues Auge. Fußball war anscheinend kein Spiel, sondern eine todernste Sache.
    Jetzt fielen mir doch die Augen zu. Ich überzeugte mich, dass es im Gästezimmer ruhig war, und verzog mich ins Schlafzimmer.
    Ich sah, dass mir jemand eine SMS geschickt hatte. Sie stammte von Peter Jansen: Margit S. verschwunden. Gruß Jansen.
    Ich simste zurück: Margit S. bei mir. Gruß Grappa.

Ninho tanzt Samba
    Moritz Müller, der Mann mit der vorübergehenden Lizenz zum Brotbacken, packte mir am Morgen auf meinen Wunsch vier statt zwei Brötchen ein.
    »Besuch?«, fragte er.
    »Sie sind genauso wissbegierig wie Ihre Tante«, muffelte ich.
    »Ein Mann kann es nicht sein«, ließ er nicht locker.
    »Und warum?«
    »Weil Ihre Haare wirr um den Kopf stehen und Sie noch nicht zurechtgemacht sind.«
    »Danke, dass Sie nicht direkt gesagt haben, dass ich scheiße aussehe«, muffelte ich. »Sind alle Bäcker so verdammte Plaudertaschen? Und jetzt her mit den Brötchen.«
    Ich legte ihm zwei Euro auf die Theke.
    »So schlimm ist das mit Ihren Haaren auch wieder nicht«, meinte Moritz Müller tröstend.
    »Heißen Dank.«
    »Die Sache mit dem abgehackten Fuß ist ja cool. Meinen Sie wirklich, dass er dem Spieler gehört?«
    »Woher soll ich das wissen?«, gähnte ich. »Kann ich endlich mein Frühstück haben? Ich habe nicht alle Zeit der Welt.«
    »Als Junge hab ich in der Amateurjugend der Schwarz-Gelben gekickt«, erzählte er. »Ich war gar nicht schlecht. Aber dann hab ich mir einen Kreuzbandriss eingefangen. Ziemlich kompliziert war das. Und später habe ich ...«
    »Mein Mitleid gehört Ihnen – voll und ganz«, unterbrach ich seine Lebensbeichte. »Aber geben Sie mir endlich meine Brötchen! Oder muss ich erst einen Striptease hinlegen, bevor ich die Tüte kriege?«
    »Lieber nicht«, grinste er und musterte mich.
    »Das hab ich jetzt aber auch verstanden!«, spielte ich die Empörte.
    »Hier ist Ihr Futter«, sagte er und reichte mir die Tüte. »Tante Liesel hat mir schon gesagt, dass Sie nie Zeit haben.«
    »Wann kommt sie endlich wieder?«
    »Wenn sie weiß, was Mandelhörnchen auf Japanisch heißt.«
    Margit Sauerwald saß am Küchentisch. Sie hatte Kaffee gekocht und sich in meinen Bademantel eingekuschelt. Ihr Haar war feucht und sie hatte erneut Schuberts Streichquartett aufgelegt.
    »Guten Morgen«, sagte ich. »Wie haben Sie geschlafen?«
    »Ganz gut.«
    »Ich habe uns frische Brötchen geholt.«
    »Toll.«
    Gesprächig war sie nicht gerade.
    »Kriege ich auch eine Tasse Kaffee?«
    »Klar.«
    Ich ging zum Schrank und holte mir einen Becher.
    »Wie soll es weitergehen?«, fragte ich.
    Sie antwortete nicht, sondern starrte vor sich hin. Oder lauschte sie der Musik?
    »Gib deine Hand, du schön und zart Gebild « , rezitierte ich. »Bin Freund und komme nicht zu strafen. Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen.«
    Sie sah mich verständnislos an.
    »Das ist ein Teil des Gedichtes, nach dem Schubert die Musik komponiert hat«, erklärte ich.
    »Und wie geht die Sache aus?«
    »Ein Happyend gibt es wohl nicht«, erklärte ich. »Aber der Dichter hat es nicht endgültig gelöst. Es bleibt offen, ob der Tod das Mädchen kriegt.«
    »Will das Mädchen denn sterben?«, fragte sie.
    »Nein, will sie nicht. In dem Gedicht sagt sie: Vorüber! ach, vorüber! Geh, wilder Knochenmann! Ich bin

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