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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Versetzung in den Keller rückgängig gemacht habe.
    »Du hättest das von der lebenslangen Verpflichtung zum Kaffeekochen abhängig machen können«, grinste ich.
    Wenig später verzog ich mich in mein Büro. Ich hatte mich kaum gesetzt, als Stella ins Zimmer kam und mir einen Becher frischen Kaffee auf den Schreibtisch stellte. Bevor ich reagieren konnte, hatte sie die Tür schon wieder hinter sich zugezogen. Prima, ging doch!
    Sabine Wunsch. Die Frau, die durch Hilfe der Hexe Melencolia mit ihrem toten Kind hatte sprechen wollen. Allein die Vorstellung von der Not dieser Frau klemmte mir das Herz ab. Lilo hatte auch ihr kalt lächelnd sechshundert Euro abgeknöpft.
    Im Telefonbuch fand ich keine Sabine Wunsch. Aber der Nachname kam einige Male vor. Mir blieb nichts anderes übrig, als jeden einzelnen der fünfundzwanzig Anschlüsse, die auf den Namen lauteten, anzurufen.
    Natürlich gab ich mich nicht als Journalistin zu erkennen, sondern als Beauftragte einer Lotterielosgesellschaft. Wenn Leuten oder ihren Verwandten Geld in Aussicht gestellt wurde, waren sie wesentlich zugänglicher.
    Ich hatte tatsächlich Glück. Beim Anschluss eines Arno Wunsch sagte die Männerstimme: »Das ist meine Schwester. Was wollen sie denn von der?«
    »Das möchte ich ihr lieber selbst sagen«, meinte ich. »Wie kann ich sie erreichen?«
    »Wie viel hat sie denn gewonnen?«, fragte der Bruder neugierig.
    »Das darf ich nur Ihrer Schwester sagen«, antwortete ich. »Datenschutz – Sie verstehen?«
    »Und seit wann spielt Sabine Lotto?«
    »Lotterie. Sie hat ein Los ausgefüllt.«
    »Wie viel isses denn nun? Sie können es mir ruhig verraten.«
    »Herr Wunsch«, sagte ich streng und amtlich, »ich habe meine Vorschriften. Nachdem ich mit Ihrer Schwester gesprochen habe, erfahren Sie es ja sowieso. Auf jeden Fall ist es eine erhebliche Summe. Würden Sie mir bitte jetzt mitteilen, wo sie sich befindet?«
    »In der Klapse. Ich erledige aber alles für sie.«
    Ich schluckte. »Das tut mir leid«, sagte ich. »Sie ist krank?«
    »Ja. Deshalb reden Sie besser mit mir.«
    »Das geht nicht. Wir müssen die Geldauszahlung so lange verschieben, bis Ihre Schwester wieder selbst für sich handeln kann.«
    Das passte Bruder Arno gar nicht und er nannte mir die Adresse einer Psychiatrischen Klinik im Umland.
    »Warum ist sie dort?«, fragte ich.
    »Na, warum wohl? Sie hat einen Schaden.«
    Charmanter Kerl, dachte ich. »Wann sind dort Besuchszeiten?«
    »Was weiß ich!«
    »Besuchen Sie sie denn nicht?«, fragte ich erstaunt.
    »Nicht so oft. Ich hab genug am Hals. Die kommt schon klar.«
    »Was haben Sie denn so alles am Hals, Herr Wunsch?«
    »Ich bin Manager.«
    »Und was managen Sie?«
    »Geschäfte im Ausland.«
    »Nette Branche«, schwärmte ich. »Kommt man weit rum, oder?«
    »Jetzt werden Sie aber neugierig.« Arno Wunsch wurde vorsichtig.
    »War ja nur eine Frage«, wiegelte ich ab.
    »Ich kann Sabine ja besuchen, dann sag ich ihr das mit dem Geld.«
    »Das mach ich schon selbst«, kündigte ich an. »Ich hab meine Vorschriften, wie gesagt. Wo wohnt sie denn normalerweise? Und was ist mit anderen Angehörigen? Mit einem Mann beispielsweise?«
    »Vorübergehend wohnt sie bei mir. Von ihrem Typen ist sie weg«, behauptete Wunsch.
    »Warum das?«
    »Ist eben so«, war die wortkarge Auskunft.
    Es war Mittag und ich hatte Zeit. Ich beschloss, das Umfeld, in dem Sabine Wunsch und ihr netter Bruder lebten, näher in Augenschein zu nehmen. Nachdem ich Jansen informiert hatte, zog ich los.
    Der Stadtteil lag im Südosten, war also nicht die schlechteste Gegend Bierstadts, aber auch keine bürgerliche Einfamilienhausidylle. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft besaß hier Tausende von Wohnungen in schmucklosen Fünfzigerjahrebauten.
    Ich mied das Haus, in dem Arno Wunsch wohnte, inspizierte die Straße und entdeckte einen Kiosk. Diese kleinen Buden waren reviertypisch und beste Informationsquellen. Dort wurden Zigaretten, Zeitungen, billiger Wein, Lakritze und Gerüchte verkauft.
    Ich schlenderte auf das Büdchen zu. Würstchen mit Brot und Senf 1,50 Euro – hatte jemand auf eine Tafel gekritzelt. Händlerschürzen der üblichen Zeitungen waren an der Hauswand angebracht, eine künstliche Blumengirlande schmückte einen Fahrradständer. In einer Ecke neben dem Haus waren leere Kartons gestapelt worden.
    Zwei Typen lümmelten sich vor der Verkaufslücke, in ein Gespräch mit dem Kioskbetreiber vertieft. Auf der Ablage standen leere und halb

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