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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wesentlich spannender war:
    Saturn ist ein Planet der Dunkelheit, der Kälte und des Todes. Er ist das Prinzip der Beschränkung und Begrenzung in Zeit und Raum. Als Herr über die Zeit herrscht Saturn über die uns zugemessene Lebensspanne und schneidet unseren Lebensfaden mit seiner Sense durch, wenn die Zeit gekommen ist.
    Ich sah mir den Stich von Albrecht Dürer noch einmal genauer an. Der spielende Putto, der ausgemergelte Hund und die aufwendig gekleidete Frau, die entweder müde oder traurig dasaß. Viele Gerätschaften lagen in der Gegend herum: Ich entdeckte Waage, Sanduhr, Stundenglocke, Kugel und Rhomboeder. Im Hintergrund eine Landschaft am Meer, ein Regenbogen und das magische Quadrat auf die Wand gezeichnet. Die Zahl 1514, das Jahr, in dem das Kunstwerk geschaffen worden war.
    War das Quadrat eine verschlüsselte Botschaft? Ich starrte die Zahlen an. Jede Zeile ergab aufsummiert vierunddreißig, ob horizontal oder vertikal – aber das wusste ich ja bereits. Keine der Ziffern brachte mich einer Erleuchtung näher.
    Melencolia war der Anmeldename für den E-Mail-Account der Hexe Lilo von Berghofen. Ich loggte mich bei Yahoo ein und gab den Namen ein, probierte einige naheliegende Passwörter wie Berghofen, Bomballa, Hexe, Salomon – aber nichts passte.
    Vielleicht war der Schlüssel im magischen Quadrat verborgen? Immer wieder las ich mir die Zahlen laut vor. 16, 3, 2, 13 ergeben zusammen 34. 4, 15, 14 und 1 ebenfalls. Auch die Diagonalen bildeten diese Summe.
    Ich gab die oberste horizontale Reihe in das Passwortfeld ein. Wieder nichts. Also die nächste Reihe. Anschließend konnte ich es auch noch von rechts nach links, von unten nach oben und querdurch probieren.
    Ich tippte die Ziffern der letzten unteren waagerechten Reihe ein: 41 51 41! Lilos Telefonnummer, fiel mir auf.
    Volltreffer! Die Zahl 415141 war auch das Passwort, ich hatte Zugang zur geheimen Hexenkammer.
    Nach einer Stunde Studium der zahlreichen E-Mails hatte ich einen Eindruck gewonnen, wie sich Lilo von Berghofen als Hexe Melencolia vermarktet hatte. Ich rief Jansen an, er meldete sich, konnte aber nicht sprechen, da er sich bei der Verlagsleitung des Bierstädter Tageblattes befand. Ich teilte ihm mit, dass ich erfolgreich gewesen sei. Wir verabredeten uns für zwei Stunden später in meiner Wohnung – Zeit genug, um zu duschen und mich in meine Kleider zu werfen.

Die Baronin und der Hinkefuß
    Ich verkürzte mir die Wartezeit mit einem erneuten Versuch, mich mit der Prosa der Lilo von Berghofen anzufreunden.
    »Meine Eltern ...«, gurgelte die todgeweihte Gräfin mit tränenerstickter Stimme. »Sie haben Armen und Kranken mit heilsamen Kräutermischungen und Salben das trübe und schmerzhafte Dasein erleichtert, weder Titel noch Amt schützten sie vor dem Verderben.«
    »Man hat sie der Hexerei überführt?«
    »Ja, genauso war es, Frater!«
    So leise war ihre brüchige Stimme geworden, dass sich der erschütterte Mönch tief über sie beugen musste, um ihre Worte zu verstehen.
    »An einem schwülen Sommermorgen ist es gewesen, als man die Schlinge unbeirrbar zuzog. Während ich meinem Vater schon beim ersten Tageslicht in den nahen Schlosswald folgte, um Kräuter und Wurzeln zu sammeln, war meine Mutter im Haus geblieben, da sie ein Kind erwartete und sich schonen wollte ...«
    »Oh, mein Gott! Sie war guter Hoffnung, als man sie ...«
    »Ja, das war sie, und mein Geschwisterchen in ihrem Leib zählte wohl schon vier oder fünf Monate, als an jenem frühen Morgen ein Fremder an unser Tor klopfte. Ein Kuttenmann war es – ein geistlicher Herr! Man ließ ihn freundlich ein und er gab an, er habe sich auf seiner Wanderschaft verletzt und eine eiternde Wunde am Bein, die ihn hinken ließ. Und er spielte seine Rolle gut! So gut, dass es ihm gelang, meine arme Mutter zu täuschen.«
    »Oje, ein Spitzel!«
    »Recht habt Ihr, Frater! Der Bischof selbst war's! Gefesselt und geknebelt hat man meine Mutter und wie einen Sack Getreide auf den Karren geworfen«, murmelte die Todkranke voll Ingrimm. »Brennen musste sie bei lebendigem Leib einen Monat später und mit ihr das Ungeborene.«
    »Frau Gräfin! Die Worte fehlen mir ...«
    Das war ganz schön harte Kost. Der Schmöker hieß Die Prinzessin vom Moor. Falsche Dramaturgie, müde Emotionen. Manche Dinge musste ich mir wirklich nicht antun.
    Um die süßliche Atmosphäre aus meiner Wohnung zu vertreiben, legte ich ein Streichquartett von George Crumb, Black Angels: Thirteen Images from

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