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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Qualität von eben, flehte ich innerlich.
    »Warum sitzen zwanzig Nonnen im Kloster auf der Heizung?«
    Ich wartete ergeben.
    »Weil die Mutter Oberin gesagt hat: Die Heizung leckt.«
    Das gackernde Lachen des Kiosk-Trios verfolgte mich bis zu meinem Auto. Ein Leben ohne Mann erschien mir immer erstrebenswerter.
    Zurück in der Redaktion durchforstete ich die Pressemitteilungen der Polizei des letzten halben Jahres. Seitdem die Behörde die Meldungen ins Internet stellte, war die Suche nicht mehr so zeitraubend.
    Da meine Vorortrecherche ja ergeben hatte, dass im Fall des Kindstodes die Polizei eingeschaltet worden war, musste es eigentlich eine offizielle Mitteilung geben.
    Ich bestückte die Suchfunktion mit dem Straßennamen. Nichts – außer ein paar Diebstählen, Handtaschenräubereien und Einbrüchen.
    Mir fiel ein, dass Lilo von Berghofen ihren Hilferuf an Jansen vor einem halben Jahr geschrieben hatte. Wenn Sabine Wunsch oder ihr Mann etwas damit zu tun haben sollten, müsste ich den Suchzeitraum also auf ein Jahr erweitern. Nun hatte ich Glück.
    Todesfall zum Nachteil eines Kleinkindes – so die literarische Überschrift der polizeilichen Mitteilung.
    In den Morgenstunden zum gestrigen Freitag wurde die Kriminalpolizei vom notärztlichen Dienst über einen Todesfall in der Eisenstraße 67 informiert. Das zwei Monate alte weibliche Kind Luna W. war von seiner Mutter leblos im Bett gefunden worden. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an.
    Einige Tage später hatte die Pressestelle der Polizei eine weitere Meldung herausgegeben, die besagte, dass das kleine Mädchen an dem sogenannten plötzlichen Kindstod gestorben sei.
    Plötzlicher Kindstod. Ich hatte zwar von diesem Schreckensgespenst aller Eltern gehört, war aber nicht besonders gut informiert.
    Wikipedia war wieder mal eine gute Adresse:
    Der plötzliche Kindstod ist definiert als plötzlicher Tod eines Säuglings, der weder durch eine Krankheit noch eine Untersuchung nach dem Tod – einschließlich einer Autopsie – erklärt werden kann. Es handelt sich also immer um eine Ausschlussdiagnose. Das heißt, dass der Kinderarzt oder Pathologe, manchmal auch der Rechtsmediziner, alle anderen denkbaren natürlichen und nicht natürlichen Todesursachen wie Infektionen, Stoffwechselstörungen, Blutungen (auch nach Schütteltrauma), Fehlbildungen und Unfälle (Vergiftung, Strom, Sturz, Unterkühlung, Ertrinken) ausschließen muss und auch die klinische Vorgeschichte sowie die konkreten Todesumstände keinen richtungweisenden Anhalt geben dürfen, bevor man vom plötzlichen Kindstod sprechen kann. Gleichzeitig heißt dies aber auch, dass man eine Ursache für den plötzlichen Kindstod nicht kennt, sondern es nur unterschiedliche Hypothesen dazu gibt.

Vollmond und Nebelwiese
    »Ja, ich werde es tun. Wenn der Mond voll ist.«
    Ich hatte mich entschlossen, Wachlins Angebot anzunehmen und zu versuchen, die Ermordete vorübergehend aus dem Totenreich zu holen. »Und wann ist Vollmond?«
    »In drei Tagen.«
    »Geht es nicht früher?«, fragte ich. »Die Sache eilt.«
    »Der Mond ist mein Planet und ich muss warten, bis die Zeit günstig ist. Sie wollen doch, dass wir Erfolg haben, oder?«
    Wir vereinbarten, dass ich eine Runde von Leuten zusammenstellen würde, die vertrauenswürdig waren. Peter Jansen sollte auf jeden Fall dabei sein – er würde Lilo vielleicht eher aus dem Totenreich locken können als völlig fremde Menschen.
    Simon Harras, Anneliese Schmitz und Wayne Pöppelbaum fielen mir noch ein. Simons klarer Menschenverstand konnte hilfreich sein, Frau Schmitz hatte Schnittchen versprochen und der Bluthund sollte seinen Fotoapparat mitbringen – für den Fall, dass die tote Schriftstellerin wirklich anrauschte. Vielleicht hatte Pöppelbaum mehr Talent, Geister abzulichten, als ich.
    Sechs Personen inklusive Medium – das entsprach außerdem der idealen Teilnehmerzahl für Séancen – wie ich den Anleitungen im Internet entnommen hatte.
    Ich rief meine Versuchkaninchen an und bat sie, sich den Donnerstagabend frei zu halten. Nur Pöppelbaum erreichte ich nicht.
    Danach telefonierte ich mit dem Arzt, der Sabine Wunsch behandelte, und gab mich als ihre Tante aus. Er vertröstete mich auf den nächsten Tag und nannte mir die in einer Klinik üblichen Besuchszeiten.
    Viel mehr konnte ich nicht tun. Ich absolvierte noch die Pflichtanrufe bei Polizei und Staatsanwaltschaft, aber es gab nichts Neues.

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