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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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die Lüftung oberhalb des Fensters. Es half kaum. Die Sommersonne knallte auf die Glasscheiben.
    »Wer hat denn schon wieder die Klimaanlage ausgestellt?« knurrte BIG Boss und tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. Dann warf er Rudi Mühlen einen mürrischen Blick zu.
    »Klimaanlagen sind das Ungesündeste, was es gibt«, dozierte der Fernsehstar.» Sie wirbeln Bakterien, die sich in den Räumen befinden, durcheinander und sorgen für die richtige Verteilung. Ich denke noch mit Grausen an meine letzte Erkältung zurück. Dieser permanente Luftzug, in dem man hier arbeiten muß! Zwei Wochen war ich krank, fast hätte ich eine Lungenentzündung bekommen.«
    »Stellen Sie sofort die Klimaanlage an!« schnarrte BIG Boss. »Und hören Sie auf, Ihre Krankheiten wie einen Bauchladen vor sich her zu tragen. Ich glaube nicht, daß sich noch irgend
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jemand für Ihre eingebildeten Wehwehchen interessiert.« Sein Ton war an Grobheit nicht mehr zu übertreffen.
    Mühlen bekam einen roten Kopf und setzte eine beleidigte Miene auf. Dann verließ er das Zimmer mit den Worten: »Bitte schön, wenn sich unsere Firma einen hohen Krankheitsstand leisten kann ...«
    Wenige Augenblicke später sorgte die Kühlung für eine angenehme Temperatur. Mühlen kam zurück und hielt sich ein Taschentuch vor Mund und Nase.
    »Weinerlicher Hypochonder!« krächzte Elvis Wüsten. Mühlen bekam einen Hustenanfall. Wüsten grinste, wandte sich seinem Magazin zu und entrollte genüßlich das »Playmate des Monats«. Eine nackte blonde Frau lag hingegossen auf einer Liege und lutschte ein Eis. »Siehst du auch so gut aus?« krächzte er Betty Blasius an.
    Sie warf den Kopf zurück und schleuderte ihm ein herzhaftes »Fick dich selbst!« entgegen.
    »Was ist das hier nur für ein verdammter Ton!« brüllte BIG Boss los. »Ihr benehmt euch wie eine Horde Affen! Kann mir mal jemand sagen, was in dieser Firma vorgeht? Was ist hier in den letzten Monaten passiert?«
    Dubiose Verzweiflung beherrschte seine Stimmlage. Dem Mann ging es dreckig, der Herzinfarkt schien nur noch eine Frage der Zeit. Boss rang nach Luft.
    Ich hielt den Atem an. »Ich bin ja erst ein paar Wochen hier«, fing ich an, »aber ich habe noch keinen Betrieb kennengelernt, in dem das Betriebsklima so schlecht ist wie hier. Interessiert sich jemand für meine Meinung?«
    Elvis Wüsten legte das Heft zur Seite. Um seinen Mund spielte ein spöttisches Lächeln. »Dann mal her mit der großen Analyse!« forderte er. »Aber geben Sie sich Mühe, damit wir was zu lachen haben!«
    Nur nicht provozieren lassen, nahm ich mir vor. Betty Blasius schaute neutral, Rudi Mühlen stöhnte auf und rieb sich die Wirbelsäule, bevor er sich setzte. BIG Boss erteilte mir das Wort.
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»Ich habe vor einigen Wochen diesen Job angenommen, um den Tod Ihres ehemaligen Kollegen John Masul aufzuklären. Seine Witwe hat mich darum gebeten. Von Anfang an hat jemand versucht, mir das Leben in der Redaktion mies zu machen. Mit versteckten Zetteln, unsinnigen Aufträgen und gezielten Gerüchten. Ich habe sogar eine Wanze in meinem Telefon gefunden. Kein Problem für mich, denn ich habe mit Angriffen gerechnet. Und bin ich hart im Nehmen!«
    Das Telefon klingelte. Ein Zuschauer wollte das Manuskript von einem Beitrag bestellen. Betty fertigte ihn kurz ab. Rosemarie Ritzenbaum hatte solche Aufgaben immer viel freundlicher erledigt.
    »Weiter!« drängelte BIG Boss.
    »Masuls Witwe glaubt an Mord. Ich soll die Beweise finden. Also nehme ich eine Reitstunde, falle vom Gaul und lerne Sie kennen. Ein bißchen seichtes Geplapper, und Sie bieten mir die Stelle von Masul an.«
    Alle blickten zu Boss. Der verzog keine Miene.
    »Und? Haben Sie Beweise gefunden für einen Mord?« Das war Mühlen. Er hatte das Taschentuch von Mund und Nase genommen und schien seine Zipperlein vergessen zu haben.
    »Schön der Reihe nach!« entgegnete ich. »Meine Recherchen laufen zunächst normal an. Doch dann wird Masuls Tochter entführt. Die Kidnapper fordern eine Filmkassette, die sich im Besitz von Masul befunden haben soll. Doch die Witwe hat den Film nicht. Er ist bis heute verschwunden.«
    »Und?« fragte Elster-Elvis betont gelangweilt. »Was hat das alles mit uns zu tun?«
    »Der Entführer des Mädchens war Alfons Brokkoli. Eben jener Mann, der zu dieser Firma die besten Beziehungen hat. Sie selbst haben ihn mir als Ihren Freund vorgestellt. Erinnern Sie sich, Herr Boss?«
    »Allerdings. Zuvor haben Sie sich in

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