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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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davon gekauft. Die ganze Wohnung roch danach.«
    »Wo sind die Blumen jetzt?«
    »Ich habe sie an den Zwiebeln gepackt und in den Mülleimer geworfen. Warum fragen Sie nach diesen Blumen?«
    173
     

Was sollte ich antworten? Daß ich den Geruch der Hyazinthen vor vielen Wochen in einem Traum gerochen hatte? Nein, Vanessa würde glauben, sie habe es mit einer Verrückten zu tun.
    Ich überhörte die Frage. Ein Wechsel des Themas war angesagt. »Diese CD hier«, sagte ich und hob sie hoch, »wo kommt die her?«
    »Keine Ahnung. Ich habe gar nicht gewußt, daß Elvira so ein Ding besaß. Sie konnte sie gar nicht abspielen, denn wir haben kein Gerät dafür.«
    »Kann ihr Freund sie ihr geschenkt haben?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Meine Gedanken schlugen Purzelbäume. Die Personen in dem mörderischen Spiel wurden durcheinander gewirbelt. Hatte John Masul den Liebesbrief an Elvira G. geschrieben? Ein 45jähriger Mann, der eine romantische Beziehung zu einer Prostituierten unterhält? Meine Vernunft weigerte sich, dies für möglich zu halten.
    Aber waren es nicht eigene Vorurteile, die mich hinderten, die Ergebnisse meiner Recherchen zu akzeptieren?
    Wenn in diesem Fall alles Unmögliche plötzlich zur Tatsache wird, dann konnte Masul auch der Mörder von Elvira sein. Wie weit geht ein Mann, der melancholisch veranlagt, todkrank und unglücklich verliebt ist? Er hatte von Bildern gesprochen, von Vorstellungen, die er nicht ertragen könne.
    »War Elviras Freund älter als sie? Hat sie irgendwas über ihn erzählt, vielleicht eine Bemerkung gemacht?«
    Vanessa strapazierte ihr Erinnerungsvermögen.
    »Er war bestimmt viel älter als sie«, kam es nach einer Weile, »obwohl sie nie etwas gesagt hat. Aber da war so ein Ton in ihrer Stimme, wenn sie von ihm sprach. Abstand, Bewunderung. Sie hat nur mal erwähnt, daß er viele Länder gesehen hat.«
    John Masul kannte viele Länder, weil er dort als Journalist gearbeitet hat, dachte ich.
    »Stimmt es, daß Elvira in einem Pornofilm mitspielen sollte?«
    »Sie hat davon erzählt.«
    174
     

»Und? Ist der Film gedreht worden?«
    »Ich glaube schon. Sie war ein paar Mal zu Aufnahmen weg. Aber sie hatte wohl keine Freude daran. Der Film war zwar ein Porno, aber einer von der harten Sorte.«
    »Was heißt das?«
    »Harter Sex, ohne Gummi und mit Instrumenten. Mit Dildos und anderen Gegenständen. Peitschen und Fesseln, Einschnürungen und Klammern.«
    Ich schluckte. Die Sache überstieg die Vorstellungskraft einer katholisch erzogenen Frau, für die Sex bislang gewaltfrei gewesen war.
    »Waren auch Folterszenen dabei?«
    Vanessa wurde vorsichtig. »Sie meinen, weil sie auf eine solche Art umgebracht worden ist?«
    »Genau das meine ich. Vielleicht ein >Unfall< bei den Filmaufnahmen?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. In diesen Filmen ist doch alles nur gestellt.«
    »Da bin ich nicht sicher. Wer stellt diese Streifen her?«
    Es war zu Ende mit Vanessas Auskunftsfreude. Sie ging zum Telefon und legte den Hörer wieder auf die Gabel. »Sie müssen jetzt gehen. Meine Mittagspause ist vorbei. Gleich ist hier wieder der Teufel los!«
    Sie hatte es kaum ausgesprochen, als ein lautes Klingeln den nächsten bedürftigen Mann ankündigte.
    »Bitte sagen Sie niemandem, daß Sie mit mir gesprochen haben«, bat sie mich, »sonst bekomme ich vielleicht Ärger.«
    Ich versprach es und verließ die Wohnung. Auf der Treppe hörte ich noch, wie Vanessa ihrem nächsten Kunden versicherte, gerade geduscht zu haben, mit schwarzer Unterwäsche bekleidet zu sein und nur auf ihn gewartet zu haben.
    175
     

BIG Boss will seinen Pelz retten
    In der Redaktion war Krisensitzung. Der Privatsender, für den die Firma »Teleboss« das Regionalmagazin lieferte, wollte den Vertrag nicht verlängern. Die Zeitungen hatten über den Sexualmord an Rosemarie Ritzenbaum ausführlich bis genüßlich berichtet.
    BIG Boss war wild entschlossen zu retten, was zu retten war. »Die Sache muß so schnell wie möglich aufgeklärt werden«, forderte er mit Schweißperlen auf der Stirn. »Hat jemand eine Idee?«
    Ich blickte in die Runde. Alle schwiegen betreten. Elvis Wüsten, der schöne Kameramann mit dem Blick für das Wesentliche, blätterte in einem sogenannten Herrenmagazin. Betont gelangweilt, wie ich fand.
    Rudi Mühlen hatte noch immer die Schminke im Gesicht, mit der er gerade das Magazin moderiert hatte. Sie floß langsam in den Kragen seines Hemdes.
    »Verdammt heiß hier!« sagte ich und öffnete

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