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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Bulgare brüllte, Ivana brüllte und ich brüllte ebenfalls: »Aufhören!«
    Plötzlich war Kleist wieder da und näherte sich uns. Doch Wayne war noch schneller. Er warf sich zwischen Ivana und die Bulga-Bullen. Doch Ivana drückte ihn zur Seite und wollte sich auf die Kerle stürzen.
    Kleist machte dem Schlagabtausch mit ein paar unmissverständlichen Worten ein Ende. Die Bulgaren verdrückten sich. Wayne hatte den Arm um die weinende Ivana gelegt und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Was war denn los?«, fragte ich. »Was haben die Typen gesagt?«
    »Beleidigungen gegen Roma«, stieß sie schniefend hervor. »Scheißkerle.« Sie schälte sich aus Pöppelbaums Umarmung. »Alle Scheißkerle.«
    Maxi Singer verließ den Notarztwagen und kam zu uns.
    »Mutter und Kind sind in schlechter Verfassung«, teilte sie mit. »Erst mal kommen sie ins Krankenhaus, dann werden wir weitersehen.«
    Der Rest der Aktion verlief ohne weitere Störungen. Kleist hatte die bulgarischen Polizisten in einen Einsatzwagen verfrachtet. Offenbar hatte mein Lieblingskommissar entschieden, dass seine Kollegen eher schädlich als hilfreich waren.
    »Hat jemand die Tote erkannt?«, fragte ich.
    Kleist verneinte. »Auch die Vernehmung der Familie Zima hat nichts gebracht«, verriet er. »Sie müssen mit der Toten verwandt sein. Aber sie behaupten, die Frau nicht zu kennen.«
    »Glaubst du ihnen?«, fragte ich.
    »Frau Rose sagt, dass in Plovdiv fast alle miteinander verwandt sind. Manche Sippen bestehen aus dreihundert Menschen. Langsam gehen mir die Ideen aus.«
    »Ich muss zurück in die Redaktion. Sei froh, dass die Frau nicht aus dem Fenster gesprungen ist. Das wäre eine schlimme Schlagzeile geworden.«
    Kleist gab über Funk das Ende des Einsatzes bekannt.
    »Lass uns noch zusammen frühstücken, Maria.«

Nicht jeder Schimmel hat vier Beine
    Anneliese Schmitz hatte aufgetischt. Sie wusste inzwischen, wie Kleist sein Rührei mochte und welche Sorten Käse er bevorzugte.
    »Jetzt beginnt die Kleinarbeit«, seufzte er. »Die Auswertung der Speichelproben und die Protokolle der Vernehmungen. Wir wären schon sehr viel weiter, wenn wir die Verständigungsprobleme nicht hätten. Leider sind die bulgarischen Kollegen alles andere als eine Hilfe.«
    »Sie sind den Roma gegenüber voreingenommen und haben Ivana beleidigt«, stellte ich fest.
    »Ich werde sie zurückschicken. Lieber keine Dolmetscher als solche. Wir wissen übrigens inzwischen, wer noch an dem Überfall auf die Romafamilie beteiligt war«, sagte Kleist. »Krüger hat die Kumpane seines Fitness-Kurses überredet, der Familie Zima diesen Überraschungsbesuch abzustatten. Einer davon ist ein Cousin von Krüger. Siggi Lenz. Der war auch mal Polizist, aber er hatte sich zu nah mit einer Motorradgang eingelassen und wurde aus dem Dienst entfernt. Wir haben Geständnisse. Krüger erwartet ein Disziplinarverfahren und eine Anklage. Er ist beurlaubt und wird seinen Job verlieren.«
    »Gut so«, meinte ich zufrieden. »Ivana dolmetscht bestimmt gern für euch.«
    »Ja. Und vielleicht kennt sie noch jemanden, der einigermaßen Deutsch und Roma spricht.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen. Ist schon ein Wunder, dass es Ivana gibt.«
    Kleist tat dies ab: »Warum soll es keinen Roma sprechenden Wissenschaftler geben? Oder jemanden im Ausländeramt?«
    »Einen Deutschen kannst du nicht einsetzen.«
    »Wieso das denn nicht?«
    »Unter den Roma herrscht ein grundsätzliches Misstrauen gegen Deutsche, die ihre Sprache können. Das hat zu tun mit der Behandlung der Roma unter Hitler.«
    »Das ist doch ewig her«, wandte der Hauptkommissar ein.
    »Unterdrückte Völker haben ein unglaublich langes Gedächtnis.«
    Das machte ihn nachdenklich. »Was steckt wirklich dahinter?«
    »Nicht was, sondern wer: Eva Justin.«
    »Wer ist das?«
    »Sie sprach Romanes, und das ist das Problem.«
    »Wie kann die Fähigkeit, eine Sprache zu beherrschen, ein Problem sein?«
    »Stell dir einfach einen Dr. Mengele vor, der mit den Roma in ihrer Sprache reden kann, auch mit den Kindern, und sich damit ihr Vertrauen erschleicht.«
    Kleist runzelte die Stirn. »Mengele? Der Schlächter?«
    »Ja, genau. Eva Justin schmeichelte sich bei den Romakindern in den Konzentrationslagern ein und machte dann die grausamsten medizinischen Experimente mit ihnen. Unter den Nazis galt sie als eine berühmte Rassenforscherin. Sie hatte sich auf Zigeuner spezialisiert. Sie hat versucht, mit wissenschaftlichen Mitteln nachzuweisen, dass es

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