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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ich.
    »Ich mag deine Vereinfachungen«, grinste er. »Gibt es noch Kaffee?«
    Gab es. Als die Kanne im Luftraum über seiner Tasse schwebte, nahm er sie mir ab, setzte sie auf den Tisch und griff nach meiner Hand. »Und jetzt erzähl mir, was du mit dem Foto aus der Akte gemacht hast.«
    Spontan wandelte sich meine Gesichtsfarbe in ein tiefes Rot. Wie hat er das nur rausbekommen?, fragte ich mich. Leugnen machte keinen Sinn. »Bist du mir böse?«, fragte ich.
    »Böse? Nein. Eher enttäuscht. Aber du hattest bestimmt einen guten Grund, gerade dieses Foto aus der Obduktionsakte zu klauen, oder?«
    »Ja. Das Papier im Magen und die Buchstaben. Als ich das Foto sah, stieg eine Ahnung in mir auf. Ich hatte dieses Papier schon einmal gesehen.«
    Ich erzählte ihm, wie ich herausbekommen hatte, dass es sich bei den Schnipseln um die Reste einer gelben Visitenkarte von Wachtraum-Unterhaltungsmedien handelte.
    »Und du hast die Karte bei Donka Zima gesehen?«
    »Ich bin ganz sicher. Wachtraum-Unterhaltungsmedien ist auf den ersten Blick harmlos. Die verleihen und verkaufen Filme. Bambi bis hin zu legalen Hardcorepornos. Dann gibt es noch einen Premium-Videoklub. Um zu dem Zugang zu haben, muss man sich aber mit Personalausweisnummer anmelden. Das habe ich lieber gelassen.«
    »Interessant. Ob dieser Klub mich akzeptiert? Das wäre doch mal einen Versuch wert«, lächelte Kleist.
    »Komm mir bloß nicht unter die Räder!«
    Sein Handy meldete sich. Es musste wichtig sein, denn seine Miene wurde ernst. »Wie heißt der? Timocin?«, fragte er zurück. »Ich bin in zwanzig Minuten da«, sagte er und legte die Serviette auf den Tisch.
    Unser Wochenende war gelaufen. »Was ist passiert?«
    »Ein Mann aus Plovdiv hat sich im Präsidium gemeldet – in der Hand unser Flugblatt mit dem Foto der Toten aus der Juliusstraße. Er behauptet, er sei ihr Mann. Und er hat ein Kind dabei. Mehr hat der Kollege an der Pforte nicht verstanden.«
    »Timocin, der Mann von dem Tattoo?«, fragte ich. » Me tut kamaf, Timocin. Ich liebe dich, Timocin. Und was ist das für ein Kind? Junge oder Mädchen?«
    »Ein Junge.«
    »Ob das dieser Ivo ist? Darf ich mitkommen?«
    Er hielt immer noch sein Mobiltelefon in der Hand. »Wir müssen Ivana mitnehmen«, entgegnete er. »Sonst kann ich mich mit dem Mann nicht unterhalten.«
    Ivana Rose meldete sich auf dem Handy nicht. Auch Maxi Singer wusste nicht, wo sie war. Vielleicht bei Wayne?
    Ich versuchte es und hatte Erfolg. Kleist war erfreut und bestellte Ivana ins Polizeipräsidium.
    Als Kleist und ich auf den Hof des Präsidiums fuhren, traf auch Pöppelbaum ein. Auf seinem Beifahrersitz saß Ivana. Die beiden stiegen aus und ich fand, dass sie ein schönes Paar waren. Der schlaksige Bluthund, der neuerdings in trendigen Klamotten rumlief, ohne seinen lässigen Stil abgelegt zu haben, und die ungeschminkte zarte junge Frau mit den Kohlenaugen und den glänzend schwarzen Haaren.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, begrüßte Kleist Ivana. Und zu uns sagte er: »Könntet ihr bitte hier unten warten?«
    Pöppelbaum und ich setzten uns in die Besucherecke.
    »Schade, dass wir nicht dabei sein dürfen«, meinte ich.
    »Das kann er doch nicht machen. Die Presse live bei einer Zeugenvernehmung – wo gibt es denn so was?«, fragte Wayne.
    »Im Privatfernsehen«, antwortete ich. »Sag mal, bist du jetzt mit Ivana zusammen?«
    »Es ist zu früh für eine Antwort auf diese Frage.«
    »O. k. Entschuldige. Wenn ich euch irgendwann mal helfen kann, sag Bescheid.«
    »Wird gemacht, Grappa.«

Wasser des Lebens und Sterne im Himmel
    Wir warteten über eine Stunde, blätterten in den Zeitschriften, die in der Wartezone bereitlagen. Die Inhalte der Druckerzeugnisse waren allerdings etwas speziell.
    Den Artikel Geschlechtsdifferenzierte polizeispezifische Schutzfaktoren bei traumatischen Belastungen konnte ich noch bis zur Hälfte lesen, beim Thema Elektrosmog durch Klingeltondownloads sank mein Interesse schon nach den ersten zehn Zeilen auf null.
    Pöppelbaum blätterte in der Zeitschrift Der Pathologe und betrachtete eine Fotoserie zum Thema Das Analkanalkarzinom – Differenzialdiagnostische Aspekte.
    Endlich erschienen Kleist und Ivana.
    »Ich habe eine Bitte«, sagte der Hauptkommissar ernst. »Schreibt bitte kein Wort über den Mann und seinen Sohn. Noch nicht. Im Gegenzug darf Frau Rose euch erzählen, was Timocin Stojka ausgesagt hat.«
    Ich stimmte zu. Er hatte einen Gefallen bei mir gut – wegen des geklauten

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